Jah­res­bi­lanz Noch nie so vie­le staat­li­che Erb­schaf­ten wie in 2012

20. Dezember 2012
von Redaktion
Auch diese Bauruine in Sachsen-Anhalt erbte das Land NRW.

Auch die­se Bau­rui­ne in Sach­sen-Anhalt erb­te das Land NRW.

Arns­berg (Hoch­sauer­land) Nie zuvor hat der Staat im Regie­rungs­be­zirk Arns­berg so oft geerbt wie im ablau­fen­den Kalen­der­jahr. Gut 300 Fäl­le wur­den der Bezirks­re­gie­rung 2012 von den Amts­ge­rich­ten zugeleitet.

2001 waren es noch ledig­lich 96 Erb­schaf­ten, die der Staat im hie­si­gen Regie­rungs­be­zirk mach­te. 2010 wur­den 181, 2011 dann 246 Erb­fäl­le regis­triert. In 2012 sind es – Stand 19.12. – jetzt bereits 302 Erb­schaf­ten, davon 51 mit Grund­be­sitz. „Spit­zen­rei­ter” in der Sta­tis­tik ist die Stadt Bochum bzw. das dor­ti­ge Amts­ge­richt mit 137 Fällen.

Von loka­len Beson­der­hei­ten abge­se­hen, dürf­te die Demo­gra­fie ein Grund für den Trend sein: Der Anteil älte­rer Men­schen ohne Ange­hö­ri­ge wächst, damit auch Ver­mö­gens­wer­te, für die kei­ne Erben vor­han­den sind – von Geld­sum­men und Immo­bi­li­en bis zu klei­nen unbe­bau­ten Grund­stü­cken. Zudem stieg die Zahl der Men­schen, die ein Erbe aus­schla­gen, weil es mit Schul­den belas­tet ist. Der Staat erbt – und muss vom Erlös dann die Gläu­bi­ger bedienen.

„Wir sind zustän­dig, wenn Ver­stor­be­ne zuletzt im Regie­rungs­be­zirk Arns­berg gemel­det waren. Das gilt auch, wenn die Ver­bli­che­nen ande­ren­orts im Bun­des­ge­biet Besitz hat­ten – und dar­über hin­aus”, berich­tet Mar­tin Fied­ler, Sach­be­ar­bei­ter bei der Bezirks­re­gie­rung. So stan­den in den letz­ten Jah­ren auch ein Feri­en­haus in Spa­ni­en (Cos­ta Bra­va), ein Appar­te­ment in Frank­reich und ein Schiff in Por­tu­gal auf der Lis­te. Ange­sichts der unter­schied­li­chen Rechts­la­ge und Spra­che ist die Bear­bei­tung dann zumeist nicht ganz unproblematisch.

Oft erbt das Land „Schrott­im­mo­bi­li­en”

Das Land will die Immo­bi­li­en bzw. Grund­stü­cke mög­lichst schnell und ertrag­reich ver­kau­fen – durch die Bezirks­re­gie­run­gen, den Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb (BLB) oder beauf­trag­te Mak­ler. Erst­mals ging die Bezirks­re­gie­rung Arns­berg in 2012 auch den Weg, eine Immo­bi­lie öffent­lich ver­stei­gern zu las­sen – den sanie­rungs­be­dürf­ti­gen Witt­gen­stei­ner Hof in Bad Ber­le­burg. Ver­kaufs­sum­me: 115.000 Euro.

„Bei einem Teil der geerb­ten Objek­te ist die Ver­mark­tung des­halb schwie­rig, weil es sich um soge­nann­te Schrott­im­mo­bi­li­en han­delt. Ihr Anteil ist den letz­ten Jah­ren über­aus stark gestie­gen”, erläu­tert Maria Nagel, eben­falls Sach­be­ar­bei­te­rin bei der Bezirksregierung.

Für alle geerb­ten Lie­gen­schaf­ten gilt: Die Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht liegt bei der Bezirks­re­gie­rung – samt der „Gefah­ren­ab­wehr” in Koope­ra­ti­on mit den Ord­nungs­be­hör­den (z.B. bei Was­ser­rohr­brü­chen oder Unwet­tern). Ohne­hin muss ein unbe­fug­tes Betre­ten der Grund­stü­cke ver­hin­dert und im Win­ter die Streu- und Schnee­räum­pflicht sicher­ge­stellt wer­den. Neben Maria Nagel und Mar­tin Fied­ler sind hier­für bei der Bezirks­re­gie­rung Arns­berg die Sach­be­ar­bei­te­rin­nen San­dra Klerx und Simo­ne Ken­sy zuständig.

Mil­lio­när ohne Erben – Geld für die Staatskasse

Die Bilanz des Fis­kus in punc­to Erb­schaft fiel trotz des Auf­wands zumin­dest im Regie­rungs­be­zirk Arns­berg zuletzt posi­tiv aus: 2011 wur­den knapp 800.000 Euro ein­ge­nom­men. Aus­ga­ben: ca. 250.000 Euro – ohne die Per­so­nal­kos­ten. In 2012 wird das Land im hie­si­gen Regie­rungs­be­zirk allei­ne schon des­halb ein Plus machen, weil die Bezirks­re­gie­rung Anfang des Jah­res eine Geld­sum­me in Höhe von 1,2 Mil­lio­nen Euro ver­bu­chen konn­te. Trotz zwei­jäh­ri­ger Recher­che waren kei­ne Ange­hö­ri­gen als poten­zi­el­le Erben ermit­telt worden.