Gewinner des Drehbuchautoren-Wettbewerbs stehen fest Initiativkreis verleiht wertvolle Preise
Arnsberg. Der Berg rief …. und viele antworteten, aber nur drei überzeugten die Jury. Die drei Gewinner des Drehbuchautoren-Wettbewerbs „Der Berg ruft …“ des Initia- tivkreises Mitten in Westfalen stehen nun fest und wurden im Rahmen einer Fachkonferenz mit wertvollen Preisen ausgezeichnet. Der Initiativkreis hatte bundesweit professionelle Drehbuchautoren zu einem Wettbewerb aufgerufen. Die Autoren waren aufgefordert, ihre Filmideen mit Be- zug zur Region Südwestfalen und angrenzendem Ruhrgebiet einzureichen. Dabei sollten nicht einfach beliebige Plots in eine Region hineingezwängt werden oder eine Landschaft als Hintergrundkulisse dienen, sondern genuine Stoffe, Ideen, Geschichten der Region verarbeitet werden. Aus den insgesamt über 80 einge- reichten Beiträgen wählte eine Jury, unter dem Vorsitz von Regierungspräsident Dr. Gerd Bollermann und dem Drehbuchautor und Grimmepreis-Träger Michael Gantenberg, die zehn besten Ideen aus und lud diese Teilnehmer zum Recher- cheaufenthalt ein. Das Ziel war, dass sie aus den Erfahrungen und Begegnungen mit Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen einen originären, auf die Region bezogenen Filmstoff generieren. Die Jury des Drehbuchautoren-Wettbewerb - unter anderem Dr. Norbert Leh- mann (ZDF) - hat nun drei konkrete Ideen ausgewählt, die das Potential zu einem abendfüllenden Spielfilm haben, der unserer Region bundesweit bekannter macht. Gewonnen haben: Platz 1: Heike Rübbert mit „Fritzenkötters Vision” Platz 2: Carsten van Ryssen und Matthias Grübel mit „Das Moped im Möhnesee” Platz 3: Ulrike Maria Hund mit „Jetzt erst recht” „Aus der Sicht der heimischen Wirtschaft ist dieses Projekt bestens geeignet, die Region einer breiten Öffentlichkeit als interessanter Industriestandort bzw. Ar- beits- und Lebensraum vorzustellen. Wir möchten jungen Menschen die vielfälti- gen Möglichkeiten zeigen, die unsere Region zu bieten hat. Weitere Unterneh- men oder Investoren sollen erkennen, welches Potential die Region bietet“, fasst Egbert Neuhaus, einer der Initiatoren des Initiativkreises, das Ziel des Wettbewer- bes zusammen. Dr. Gerd Bollermann, der zweite Initiator, ergänzt: „Unser Initiativkreis ist ein Zu- sammenschluss von Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen. Er möchte 25. Januar 2013 Mitten in Westfalen c/o Unternehmensverband Westfalen-Mitte Frau Elke Friebel Goethestraße 28 59755 Arnsberg Telefon: 02932 9718–19 Mobil: 0171 8660116 Telefax: 02932 9718–12 info@mitten-in-westfalen.de www.mitten-in-westfalen.de Brücken zwischen den Regionen Sauerland, Siegerland, Soester Börde und östli- chem Ruhrgebiet schlagen. Ziel ist es, das Kirchturmdenken zu überwinden und sich über Grenzen hinweg zu vernetzen.“ Eingebettet war die Preisverleihung in eine Fachtagung zum Thema „Heimat in den Medien und der Wirtschaft“. Unter der Moderation von Dr. Norbert Lehmann (ZDF) äußerten sich folgende Experten aus Medien und Wirtschaft: Eva Aßmann (WDR), Anke Godbersen (WDR), Stefan Hans Kläsener (Westfalenpost), Thomas Weber (Sauerland-Tourismus e.V.), Dr. Karl-Peter Ellerbrock (Stiftung Westf. Wirt- schaftsarchiv) und Peter Himmelsbach (Brauerei Warsteiner). Zuvor beleuchtete Aycha Riffi, Leiterin der Adolf-Grimme-Akademie den Begriff „Heimat“ aus heuti- ger Sicht. Vorgestellt wurde auch die neue Kooperation mit dem ADAC. Gemeinsam mit dem Interessensverband werden Mitgliedern und Interessierten interessante Ak- tivitäten mitten in Westfalen angeboten. So wird es beispielsweise im Sommer eine Geo-Caching-Tour durch die Stadt Arnsberg geben. Info Im Februar 2012 wurde der Initiativkreis „Mitten in Westfalen“ gegründet, der als Scharnier zwischen den Regionen Ruhrgebiet und Südwestfalen dienen soll. Ziele dieses Netzwerkes sollen sein, mit neuen Projekten den derzeitigen und künftigen Problemen der Regionen entgegenzutreten, Synergieeffekte für die Regionen zu schaffen und sie so weiter zu stärken.
1. Platz: Heike Rübbert Projekttitel: Fritzenkötters Vision Log Line: Der gemütliche Arne soll Deutschlands größte Weihnachtsbaumscho- nung übernehmen und heiraten. Er hat aber weder Ahnung vom Geschäft noch von Frauen und wird zudem Opfer eines gemeinen Sabotageaktes. Als Vertreter Abu Dhabis für ihre Stadt die schönsten Weihnachtsbäume suchen, wittert Arne seine Chance. Motivation: Ich schreibe Drehbücher, weil mein Vater mir keine Weihnachts- bäume vererbt hat. Ich über mich: Ein kurzer Infotext über mich … gar nicht so einfach… Geboren im tiefsten Ruhrpott wuchs ich in den wilden 70er und 80er Jahren in der Stadt mit dem schönsten Namen heran: Wanne-Eickel. Absolut prägende Jahre! Bis heute halten es übrigens viele Menschen, die mich nach meiner Herkunft fra- gen, für einen Witz, wenn ich antworte: Wanne-Eickel. Möglichweise erwarten sie etwas anderes. Nach dem Abi folgte eine journalistische Ausbildung in einem Düsseldorfer Fach- verlag für Mode und Wirtschaft. Mein damaliger Chefredakteur hätte mich nach dem Volontariat gerne festangestellt, riet mir ’91 aber dringend, rüber zu machen, denn jetzt böte sich die einmalige Chance den Umbruch als junger Mensch mitzu- erleben und mitzugestalten. Also schrieb ich mich an der Uni Leipzig ein, um dann später nach Berlin zu wechseln. Das war vor einundzwanzig Jahren. Aus Berlin ist nichts geworden. Und das ist auch gut so. Die Entscheidung in den Osten zu ge- hen, habe ich nie bereut, (vor allem weil ich dort meinen heutigen Lebenspartner kennengelernt habe – einen Arnsberger). Nach Studium und diversen Jobs als freie Journalistin kam das erste Kind und da- mit die nächste Phase der Veränderung. Als Film-Fan wollte ich fiktive Geschich- ten erzählen und selber Figuren erfinden. Also machte ich eine entsprechende Zusatzausbildung in München und verschiedene Weiterbildungen. Seither schrei- be ich vor allem Fernseh-Krimis, obwohl ich selbst gar kein großer Krimi-Fan bin. Vor zwei Jahren bat mich ein Filmproduzent, eine Serie für ihn zu entwickeln – lustiges Krimiformat. Ich sagte: Lustig – kann ich nicht! Er lud mich zum Essen ein, und eine Flasche Wein später hatte er großen Spaß an meinen witzigen Ideen. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Liegt das am Alkohol? Ich habe lange darüber nachgedacht und komme zu dem Schluss: Nein! Ich kann auch ohne Alkohol lustig sein! Ich schreibe Drehbücher, um durch meine Geschichten etwas zu vermitteln: Un- terhaltung, Spannung und Entspannung, Bewusstsein, neue Welten oder neue Ansichten bekannter Welten. Das Sauerland ist so eine bekannte Welt, die ich noch aus Kindertagen kenne, die sich mir nun durch den Wettbewerb völlig neu erschlossen hat. Dies unterhaltend zu vermitteln, wäre ein großes Vergnügen. Werkauswahl • Tatort / Heimwärts / TV-Krimi (90′) • Ein Fall für Zwei / Erben gesucht / TV-Krimi (60‘) • Soko Leipzig / diverse Folgen / TV-Krimi-Serie (45′)
2. Platz: Carsten van Ryssen & Matthias Grübel Projekttitel: Das Moped im Möhnesee Log Line: Bang Boom Bang am Möhnesee Motivation: Wenn nicht jetzt, wann dann?! Wenn nicht ich, wer sonst?! … Van Ryssen: Irgendwie ein Betriebsunfall. Der Stoff war zuerst als Romanvorlage gedacht und lag bereits längere Zeit in der Schublade. Mit der Einladung zur Teil- nahme am Drehbuchautorenwettbewerb änderte sich die Situation schlagartig. Schnell war mir klar: dieser Plot taugt für einen Film. Einen unterhaltsamen Hei- matfilm. Da mit mir „humormäßig“ gern einmal die „Pferde durchgehen“ (sprich: zu viel schwarzer, bisweilen respekt- und anstandsloser Humor) habe ich mir noch einen hervorragenden Kollegen ins Tretboot geholt. Mit Matthias Grübel verbin- det mich nicht nur eine tiefe Freundschaft. Er ist ein wunderbarer Kollege, Autor und Regisseur. (…) Ich brauchte Ihn nicht lange überreden, er fand den Plot klasse, war sofort dabei. Zusammen bilden wir ein ausgesprochen gut funktionierendes Autorengespann. Grübel: Carsten hatte mir von dem Wettbewerb erzählt. Sein Romanfragment kannte ich und weil ich finde, dass es zu wenig lustige, heimatverbundene Filme gibt, war ich ohne großes Überlegen dabei. Das Humorpingpong mit Carsten war sehr konstruktiv und spaßig und wir mussten uns sehr beherrschen, beim Schrei- ben nicht in allzuviele Witzeleien zu verfallen. Wir haben uns unter anderem eine Woche am Möhnesee einquartiert. Nachmit- tags Locations am Ufer und in Soest sondiert. Uns mit Zeitzeugen getroffen. Mor- gens und abends haben wir uns immer einen Teil der Szenen selbst vorgespielt. Und dann alles ins Notebook gehackt. Wunderbar! Ich über mich: Carsten van Ryssen erblickt ein Jahr nach der Kuba Krise und kurz vor der Ermordung John F. Kennedys, am 27.8.1963, das Licht der Welt in einem kühlen Kreißsaal des Stadtkrankenhauses in Soest/Westfalen. (…) Nach quälend langen anderthalb Jahren Jura Studium an der Friedrich- Alexander- Universität in Erlangen, besuchen ihn enge Freunde aus der Mauerstadt Berlin und können van Ryssen zu einem sofortigen Wechsel an die FU Berlin überreden. Er schreibt sich für das Fach „Politische Wissenschaften” am Otto-Suhr-Institut ein. Die Eltern sind wenig erbaut über den Fach- und Städtewechsel und streichen van Ryssen die monatlichen Zuwendungen auf ein Existenz erhaltendes Minimum zusammen. Van Ryssen muss zusätzlich Geld verdienen. Er beginnt parallel zum Studium eine steile Karriere beim Sender Freies Berlin (SFB). Erst als Kabelhelfer, dann als Hintergrund-Bildbeschaffer für die populäre Nachrichtensendung „Abendschau”. Hier werden Redaktions-Kollegen auf die aufgeschlossene, komische und irgendwie auch kompetente Art von van Ryssen aufmerksam. Die Folge: van Ryssen darf aufsteigen. Kurz nach der Maueröffnung schreibt er zwei Jahre lang die Nachrichten für die ARD-Sendung „Punkt5”. Die News werden unter anderem von den Moderatoren der Sendung Anne Will, Jo- hannes B. Kerner, Steffen Simon und Dagmar Fritsch mehr oder weniger gut vor- getragen. Van Ryssen kommt ins Grübeln. Seiner Meinung nach kochen Kerner und Co auch nur mit Wasser. Was die können, kann er auch. Van Ryssen hört sich in der Medienszene des neuen Berlin um und brockt sich ein Volontariat bei Deutschlands größtem Stadtmagazin TIP ein. (Für das er bereits regelmäßig als freier Autor schreibt.) Sein Politikstudium hängt er nach Abschluss des Vordiploms an den Nagel. Nach anderthalb Jahren Ausbildung beim TIP und verschiedenen journalistischen Fortbildungen an der Akademie für Publizistik in Hamburg arbeitet er zunächst zwei Jahre als fester Redakteur beim Stadtmagazin und wird dann urplötzlich von einer gewissen Gräfin Katharina von und zu Hardenberg für das Fernsehmagazin „Polylux” abgeworben. Das Zeitgeistmagazin wird seit 1997 ausgestrahlt. Zuerst beim ORB und seit 2001 im Ersten. Dort arbeitet van Ryssen als Verantwortlicher für die wöchentlichen Satiren. Vor und hinter der Kamera. Knapp zehn Jahre lang. Parallel folgen Auftritte mit Jörg Thadeusz in „Verstehen sie Spaß”, „Beckmanns Olympia Nacht”, „Strassenstars” (Hessischer Rundfunk), Werbefilme der Agentur von Jung von Matt für „SIXT” und „Apollo Optik”. Für „Spiegel Online” flankiert er als Reporter mit einer täglichen Kolumne die Fußballweltmeisterschaft im eigenen Lande. Bis 2009 moderiert van Ryssen gemeinsam mit Sabine Schmitz und Tim Schrick das Magazin „D-Motor” für den Sender „D-Max”. Außerdem sieht man van Ryssen in der zweiteiligen NDR-Doku „Mythen des Nordens“ (Regie: Matthias Grübel, Matthias Sdun) Seit Anfang 2010 gehört van Ryssen fest zum Ensemble der „heute show“ im ZDF. Und unterstützt als Außenreporter die ZDF-Boulevard- Satire „Leute Leute“, mit Monika Gruber. Van Ryssen lebt – nach einem knapp vierjährigen Wellness Aufenthalt in Hamburg – seit April 2011 wieder mit Kind und Kegel in Berlin. Van Ryssen verträgt bis heute keinen Wein. Dafür aber Bier und Korn. Er besucht mindestens drei Mal im Jahr seine Heimatstadt Soest. Seine größte Leidenschaft ist die Fotografie. Seine zweitgrößte: Fußball. Matthias Grübel, Wahlhamburger und Teilzeitfrankfurter, wächst ab 1962 als Voll- Schwabe auf und landet nach den Entwicklungsstufen Kirchenorganist, Bundes- wehrsani und Chemiestudent schliesslich in der Werbung als Texter, wo er 1996 auf dem Gipfel seines Werbeschaffens mit einem halbseitigen Werbespot- Drehbuch einen Eklat bei Agentur und Kunden auslöst, weil die Realisierung des 30 Sekundenfilms auf damals schwindelerregende 10 Mio $ kalkuliert wurde. Ein gewonnener Filmideenwettbewerb für Bier und die abenteuerliche Realisie- rung macht ihm soviel Spaß, dass er sich zum Fernsehen locken lässt, wo er ab 1998 beim Hessischen Rundfunk und dessen Low Budget Sendung „Late Lounge“ das Fernsehen neu erfindet. Dafür gibt es sogar eine Grimmepreis-Nominierung.
3. Platz: Ulrike Maria Hund Projekttitel: Jetzt erst recht Log Line: Bang Boom Bang am Möhnesee Motivation: Die verrücktesten Geschichten geschehen in der Nachbarschaft. Es geht nur darum, sie zu erzählen. Mich interessieren gesellschaftliche Themen. Das hat vielleicht auch mit meinem Hintergrund als Sozialpädagogin zu tun, auch mit der Reisetätigkeit, auf der ich sehr viel erlebe, und meiner Arbeit als Reise- Journalistin: Integration, Fremdheit, Heimat, Identitätssuche. Andere Kulturen. Lebensweisen. Mich interessiert immer die reale Welt um mich herum, das was mich umgibt. Daraus entwickeln sich Geschichten. Das Leben ist viel unwahr- scheinlicher, als wir glauben. Ich bin neugierig und liebe es, Neues zu entdecken. Ich über mich: Als ich angefangen habe, Drehbücher zuschreiben, etwa 1999, – ich hatte gerade „Swetlana“ geschrieben –, war ich einmal auf dem Festival in Locarno, im Sommer auf der Piazza, und dachte, es muss wunderbar sein, wenn ein Film von mir hier einmal hier läuft. 2006 war es dann soweit. „Gefangene“ lief im großen Wettbewerb von Locarno. Das war ein großer Erfolg. Die Geschichte ist ein klassisches Melodrama. Zugleich merkte ich, mein nächster Film soll nicht so ernst sein, ich hatte Lust auf Komödie. Autorin wollte ich schon als Kind werden, zunächst mit Kindergeschichten – ab- wechselnd mit dem Ziel, Entdeckerin zu werden. Heute mache ich beides. Ich ha- be aber dann erst Mal einen Umweg über einen „vernünftigen“ Beruf genommen; es zog mich aber immer zum Schreiben zurück. Ich wollte das Erlebte mitteilen. Ich glaube, alle Autoren sind irgendwo Idealisten, man kann schreibend Probleme lösen, an denen man im Alltag scheitert. Das Leben schöner machen. Größer. Auch einfacher. – Vielleicht steckt dahinter das Bedürfnis nach Ordnung und Sinn, das einem im Leben manchmal abhanden kommt (so ging es mir oft in meiner früheren Arbeit). – Manchmal will man auch seine Trauer und Wut mitteilen. Im Wesentlichen geht es um Gefühle. Sonst funktioniert eine Geschichte nicht. Zur Zeit arbeite ich an einer Romanadaption „Tauben fliegen auf“ (auch eine In- tegrationsgeschichte über eine serbisch-ungarische Familie in der Schweiz). Ich entwickle das Drehbuch zusammen mit Katalin Gödrös, einer befreundeten Regis- seurin. Es ist für mich eine neue Erfahrung und sehr schön, ein Buch zusammen zu entwickeln. Man braucht viel Durchhaltevermögen bei einem Film, da ist natürlich Unterstützung und Vertrauen sehr wichtig. Wunderbar ist, wenn man andere findet, die sich mit einem für eine Idee begeis- tern, ein Projekt unterstützen. Dieselbe Vision haben. An einen Stoff glauben. Noch besser natürlich, wenn man einen Preis gewinnt - und am besten dabei auch einen Produzenten findet, der mit einem an der Umsetzung weiterarbeitet, das ist natürlich wunderbar.