Einmal von Frankreich nach Deutschland und zurück

Französische Praktikantin Teil eines Übersetzungsprojektes

Arnsberg. Viele Deutsche verbinden das Jahr 2013 unter anderem mit der Neuwahl der Bundeskanzlerin. Für die Französin Marjorie Even jedoch, die im Sommer ein Praktikum im Kulturbüro der Stadt Arnsberg absolvierte, wird ein wichtigeres Ereignis gefeiert: der 50. Geburtstag der Unterzeichnung des Elysee-Vertrages (22. Januar 1963) zwischen Adenauer und De Gaulle.

Nach ihrem viermonatigen Aufenthalt in Arnsberg während des Kunstsommers 2012 studierte sie weiter Deutsch-Französische Studien in Regensburg. Tatsächlich ist die deutsch-französische Freundschaft Teil ihres Alltages. „Eine Chance, die im 18. und im 19. Jh zur Zeit der deutsch-französischen Spannungen nicht selbstverständlich war. Dessen wurde ich mir bewusst, als ich im Rahmen meines Hauptseminars den Roman Le Chemin de France (1887) des berühmten französischen Schriftstellers Jules Verne (Neunzig Tage um die Welt, 20000 Meilen unter dem Meer…) las“, erklärt Marjorie Even.

Unter der Leitung ihres Dozenten Prof. Dr. Junkerjürgen übersetzte sie das Buch, das aufgrund seiner deutschfeindlichen Position jahrzehntelang keine Übersetzung fand, gemeinsam mit ihren deutschen und französischen Kommilitonen in die deutsche Sprache. Die Handlung: Im Jahre 1792 vom Ausbruch des ersten Koalitionskrieges gegen Frankreich überrascht, müssen die französischen Hauptfiguren auf einer spannenden Flucht quer durch die deutschen Länder in die Heimat zu-rückkehren. Eine unmögliche Heirat, ein drohendes Duell zwischen erbitterten Rivalen, Kopfgeldjäger, unberechenbare Truppenbewegungen und ein drängendes Ausreiseultimatum machen den Weg zur französischen Grenze zu einem abenteuerlichen Rennen gegen die Zeit.

Die wenig schmeichelhaften Aussagen des Buches über Deutsche und Preußen zeigen nach An-sicht Evens, wie tief die Vorstellung von einer Erbfeindschaft zwischen den beiden Nationen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gesessen hat, und deuten zugleich an, welch langer Prozess der Annäherung nötig war, bis 1963 der Freundschaftsvertrag unterzeichnet werden konnte. Ein Freundschaftsvertrag, dank dem aus dieser Versöhnung eine Normalität geworden ist. „ Diese Versöhnung bzw. Freundschaft empfinde ich persönlich besonders hier in Arnsberg, wo mir die Deutschen im letzten Sommer stets einen freundlichen Empfang bereitet haben und noch heute bereiten. Deshalb werde ich noch ab und zu nach Arnsberg zurückkommen, obwohl meine Reise weitergeht.“

Die Übersetzung Der Weg nach Frankreich erscheint im April 2013 beim Münchener Ablit-Verlag. Der Text wurde von Fanny Jacquier neu illustriert; ein Nachwort des renommierten Jules Verne-Spezialisten Volker Dehs macht die historischen Hintergründe nachvollziehbar. Mehr Infos dazu gibt es auf einer eigens konzipierten Facebookseite: http://www.facebook.com/pages/Notre-chemin-de-France/327316300713189