Wei­te­re Fra­gen zur Putenmast

11. September 2014
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Meschede.

Die Kreis­ver­wal­tung beant­wor­te­te in den letz­ten Wochen meh­re­re Anfra­gen der SBL/FW- und der Grü­nen-Frak­ti­on zur Puten­mast. Doch eini­ges blieb nach Mei­nung der Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) unklar. Daher stell­te der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der SBL, Rein­hard Loos, am 09.09.2014 eine neue Anfra­ge an den Land­rat. Die zusätz­li­chen Fra­gen ent­stan­den auch aus vie­len Gesprä­chen mit direkt betrof­fe­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern. Hier sind sie:

Punkt 1 – Massentierhaltung
a) Wie vie­le Puten­mast­be­trie­be gibt es der­zeit im HSK? Wie vie­le wei­te­re sind neu bean­tragt bzw. wie vie­le durch­lau­fen der­zeit das Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren, z.B. in Meschede-Schüren?
b) Was genau sagen die tier­schutz­recht­li­chen Bestim­mun­gen aus, deren Anfor­de­run­gen bestehen­den und geplan­ten Puten­mast­an­la­gen im Hoch­sauer­land­kreis genü­gen müssen?
c) Wie hoch ist die Zahl aller Puten-Küken mit denen die Mast­stäl­le im Hoch­sauer­land­kreis im letz­ten und im lau­fen­den Jahr besetzt wur­den? Wie schwer und wie alt sind die Tie­re im Durch­schnitt zum Zeit­punkt der Schlach­tung? Wie vie­le die­ser Puten kamen/​kommen spä­ter zur Schlach­tung bzw. in den Handel?
d) Um wel­che Puten­ras­sen/-arten mit wel­chen Eigen­schaf­ten han­delt es sich?
e) Wie viel Platz steht dem ein­zel­nen Tier wäh­rend der Lebens- und Mast­pha­se im Stall zur Ver­fü­gung? Hal­ten sich die Tie­re – wenigs­tens zeit­wei­se – im Frei­en auf?
f) Wo befin­den sich die Betrie­be, in denen die im HSK auf­ge­zo­ge­nen Puten geschlach­tet werden

Punkt 2 – Kontrollen
a) Nach wel­chen Kri­te­ri­en erfol­gen die Kon­trol­len in Geflü­gel­mast­be­trie­ben im Hochsauer¬land¬kreis? Wie vie­le Kon­trol­len erfolg­ten im Jahr 2013 und im lau­fen­den Jahr pro Betrieb und insgesamt?
b) Wel­che Bak­te­ri­en und Kei­me wur­den und wer­den in wel­cher Häu­fig­keit nach­ge­wie­sen? Zu wel­chen Unter­su­chun­gen, außer der Sal­mo­nel­len-Unter­su­chung, ist der Tier­hal­ter sonst noch ver­pflich­tet (z.B. MRSA)?
c) Wie häu­fig kam es in die­sen Betrie­ben in den Jah­ren 2013 und 2014 zu gering­fü­gi­gen bis erheb­li­chen Bean­stan­dun­gen sei­tens Ihrer Behör­de? Um wel­che Män­gel han­del­te es sich? Wie wur­den sie beho­ben? Wie und wo wer­den die Kon­trol­len und die Ergeb­nis­se doku¬mentiert?
d) Zu wel­chen Ergeb­nis­sen führ­ten die von Ihnen erwähn­ten regel­mä­ßi­gen Pro­ben von Tränk¬wässern und Geflü­gel­fleisch auf Art und Men­ge evtl. vor­han­de­ner Arzneimittelrück¬stände? Waren mul­ti­re­sis­ten­te Kei­me nach­weis­bar? Wenn ja, wann, wo und in wel­chem Ausmaß?
e) Wie müs­sen wir uns die Kon­trol­len vor­stel­len? Wer­den alle schlacht­rei­fen Tie­re ein­zeln über­prüft oder erfol­gen die Kon­trol­len stich­pro­ben­wei­se? Falls nur Stich­pro­ben genom­men wer­den, wie viel Pro­zent der Schlacht­tie­re wer­den auf Krank­heits­er­re­ger und ihren All­ge­mein- bzw. Gesund¬heitszustand (wie Her­z/­Kreis­lauf- und Ske­lett- und Gelenk­er­kran­kun­gen) untersucht?
f) Wer kon­trol­liert ob die Tier-Trans­por­te 1. hin zu den Puten­mast­be­trie­ben und 2. weg in die Schlach­te­rei­en den tier­schutz­recht­li­chen Bestim­mun­gen ent­spre­chen? Wie und unter wel­chen Bedin­gun­gen erfolgt der Trans­port der Schlacht­tie­re? Wie viel Platz steht den Puten (pro Tier) wäh­rend der Beför­de­rung zum Schlacht­be­trieb zur Ver­fü­gung? Wo und wie wer­den die Ergeb¬nisse dokumentiert?
g) Wes­halb erfasst Ihre Behör­de nicht kon­ti­nu­ier­lich, detail­liert und für die Öffent­lich­keit nach¬vollziehbar alle Anga­ben über die durch Krank­heit und Ver­let­zung gestor­be­nen bzw. getö­te­ten Mast­vö­gel, auch um fest­zu­stel­len, wie vie­le Puten­ka­da­ver in der/​den Tierkörperbeseitigungs¬anstalt/en ent­sorgt wer­den? Schließ­lich las­sen sich aus die­sen Infor­ma­tio­nen Rück­schlüs­se auf die die Hal­tungs­be­din­gun­gen ziehen!

Punkt 3 – Aus­wir­kun­gen auf Land­wirt­schaft, Umwelt und Wasser
a) In wel­cher Grö­ßen­ord­nung ist im letz­ten und im lau­fen­den Jahr Gül­le aus der Geflü­gel­mast in den Betrie­ben im HSK ange­fal­len? Was geschah mit dem Mate­ri­al? Wie viel Geflü­gel­mist wur­de in Form von Gül­le auf Wie­sen, Äcker und Fel­der im HSK ver­teilt? Wie viel davon wird irgend­wo im HSK zwi­schen­ge­la­gert? Wie viel davon wur­de und wird in Bio­gas­an­la­gen ver­wer­tet und spä­ter auf land- oder forst­wirt­schaft­li­chen Flä­chen und in den Ein­zugs­be­rei­chen von Wasserschutz¬gebieten im HSK verteilt?
b) Ist wis­sen­schaft­lich gesi­chert, dass Kei­me wie MRSA durch die Behand­lung in Bio­gas­an­la­gen abge­tö­tet werden?
c) Hat die Unte­re Was­ser­be­hör­de Anhalts­punk­te dafür, dass Gewäs­ser und Trink­was­ser durch ein Zuviel von Dün­ger­ma­te­ri­al sowie Schad­stof­fen (Medikamenten¬rückstände etc.) aus der Tier­mast belas­tet sind, wie z.B. Hin­wei­se auf hohe Nitrat-Kon­zen­tra­tio­nen? Wenn ja, in wel­chen Orten und Berei­chen gibt es dafür Anhalts­punk­te? Wenn ja, wie geht die Unte­re Was­ser­be­hör­de mit der Pro­ble­ma­tik um, und las­sen sich Ihrer Mei­nung nach mög­li­che Beein­träch­ti­gun­gen voll­stän­dig ausschließen?
d) Wie und wo und durch wen kann der Dün­ge­plan vom Betrieb Hei­ne­mann ein­ge­se­hen werden?

Punkt 4 – Fra­gen aus dem Zustän­dig­keits­be­reich der Landwirtschaftskammer
Wir möch­ten Sie hier­mit auch fra­gen, ob die Kreis­ver­wal­tung so freund­lich ist bzgl. der Fra­gen, die bei unse­rer Anfra­ge vom 22.07.2014 mit Ver­weis auf die Zustän­dig­keit der Land­wirt­schafts­kam­mer unbeant¬wortet blie­ben, die ent­spre­chen­den Aus­künf­te für uns, vor allem aber für die Öffent­lich­keit bei der Land¬wirtschaftskammer Mesche­de ein­zu­ho­len? Dabei han­delt es sich um fol­gen­de Punkte:
a) Trifft es zu, dass im nähe­ren und wei­te­ren Umfeld des bestehen­den wie des geplan­ten Puten¬mastbetriebs im Stadt­ge­biet Mesche­de von dem Betrei­ber der Mastanlage(n) land­wirt­schaft­li­che Flä­chen auf­ge­kauft oder gepach­tet wer­den, um dort Mais für die Geflü­gel­mast anzubauen?
b) Wenn ja, wie groß sind die Mais­an­bau­flä­chen für die Puten­mast im Stadt­ge­biet Mesche­de? In wel­chen Ort­schaf­ten befin­den sich grö­ße­re Maismonokulturen?
c) Trifft es zu, dass die­se Mais­flä­chen mit Gül­le aus der Puten­mast und/​oder den rest­li­chen Sub­stra­ten aus den Bio­gas­an­la­gen des Geflü­gel­m­äs­ters „gedüngt“ wer­den? Was geschieht mit der Gül­le, die auf­grund der gro­ßen Men­ge nicht direkt als Dün­ger oder als Biogas¬anlagen-Substrat ver­wen­det wer­den kann?

Punkt 5 – Beach­tung neu­er gesetz­li­cher Bestimmungen
a) Wird der im Herbst letz­ten Jah­res vom NRW-Land­tag ange­nom­me­ne Antrag zu den Mindest¬standards in der Puten­mast – wie das Ende des Schnä­bel­kür­zens – in allen Betrie­ben im Hoch­sauer­land­kreis beach­tet und ein­ge­hal­ten? Wenn nein, war­um nicht? Wenn ja, wie wird über­prüft ob sich die Betrie­be an die Rege­lun­gen hal­ten? Wie hoch ist in den Sauer¬länder Mast­be­trie­ben zur­zeit der Pro­zent­satz der Puten mit nicht gekürz­ten Schnäbeln?
b) Wird der Beschluss des NRW-Land­tags, eine stren­ge­re Rege­lung im Bau­GB zu errei­chen, damit die nega­ti­ven Fol­gen des Baus von Groß­mast­an­la­gen mini­miert wer­den, bereits bei allen Mast­be­trie­ben im Hoch­sauer­land­kreis beach­tet und ein­ge­hal­ten? Wenn nein, war­um nicht?
c) Wie genau fin­den die arz­nei­mit­tel­recht­li­chen Ände­run­gen, die auf Bun­des­ebe­ne beschlos­sen wur­den und seit Mit­te die­ses Jah­res gel­ten sol­len, im Hoch­sauer­land­kreis Berücksichtigung?

 Quel­le: Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)