Spirituelle Führung in Kloster Brunnen

Sundern. Kloster Brunnen. Das Netzwerk „Wege zum Leben in Südwestfalen“ veranstaltet auch in diesem Jahr das erfolgreiche Projekt „Spiritueller Sommer 2018“. Der Freundeskreis Kloster Brunnen lieferte dazu mit dem Referenten Klaus Baulmann einen Beitrag. Etwa 70 hoch konzentriert interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich in der ehemaligen Kapuzinerkirche von 1748 eingefunden, um sich mit der Spiritualität der Kapuziner zu befassen.

Unabhängig von verschiedenen Definitionen zum Thema Spiritualität ist allen gemeinsam, dass es um ein Leben mit Heilung und Gesundheit geht. So gab es bereits im 17. Jahrhundert eine Heilquelle im Brenscheder Wald. Daraus entwickelte sich durch die Initiative der Erbberechtigten von Endorf, Recklinghausen, Bönkhausen und Brenschede ein Heilbad. Sie waren genossenschaftlich gut organisiert, gründeten eine Sommerfrische und sorgten so für die körperliche Gesundheit der Kurgäste. Im Jahr 1721 errichteten sie sogar ein Badehaus. 1705 wurde das Badekonzept ausgeweitet. Durch den Zuzug des Einsiedlers Johannes Fölling aus Werl, der dem 3. Orden der Kapuziner angehörte, geriet auch das Seelenheil, die seelische Gesundheit, ins Visier.

Ab 1722, als die Kapuziner durch ihre Zentrale in der Bischofsstadt Köln die Regie am Heilbrunnen übernahmen, wurde die Spiritualität nach heutiger Ausdrucksweise „professionalisiert“. Die kapuzinischen Konstitutionen von 1536 enthalten einen reichen Katalog an spirituellen Elementen, z. B. Nachfolge Christi, Beten, Brüderlichkeit und Krankenpflege. Ihr weißer Strick um den Leib repräsentiert mit den drei Knoten die sogenannten evangelischen Räte Armut, Keuschheit und Gehorsam. Der Referent konnte vor Ort sehr anschaulich Elemente der Kapuzinerarchitektur zeigen: Kleine Kirche, reinlich, weiß getüncht, Nischen für die Beichtstühle, einfacher rechteckiger Grundriss, eingezogener Kastenchor und Holzsichtigkeit.

In deutlichem Kontrast zeigt sich der äußerst prächtige, fast 9 m hohe Hochaltar mit dem Bild „Taufe Jesu im Jordan“ aus der Werkstatt Koppers in Münster und dem landesherrlichen Wappen, gefertigt von Johann Christoph Manskirch. Der Kölner Erzbischof Clemens August von Bayern (1700-1761) hat als Landesherr und Kurfürst des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ den Bau der Kapuzinerkirche nicht nur genehmigt, sondern auch finanziell unterstützt. Er bestand auf seinem Repräsentationsbedürfnis als Landesfürst der Barockzeit.

Nach P. Leonhard Lehmann, dem Leiter des historischen Instituts der Kapuziner in Rom, sind die Heiligen die schönsten Blüten der Spiritualität der Kapuziner. Fünf davon haben einen unmittelbaren Bezug zu Kloster Brunnen, nämlich Franziskus von Assisi und Klara, die Gründer der franziskanischen Ordensgemeinschaften, Fidelis von Sigmaringen, zusammen mit Johannes dem Täufer Kirchenpatron, Josef von Leonissa, Mitpatron des Marienaltars, und Bruder Felix von Cantalice, der sympathische Almosensammler von Rom, Mitpatron des Antoniusaltars.

Irmtraud Ahlhelm lockerte den Vortrag mit ihrem Flötenspiel auf und Referent Klaus Baulmann beschloss auf der historischen Orgel von 1801 die gelungene Veranstaltung mit Praeludium und Fuge in c von Johann Pachelbel.