Scharfe Kritik an Dorfstudie

Scharfe Kritik an Dorfstudie

3. Tag der Dörfer: Experten äußern sich zur Studie des Berlin-Instituts

Bad Berleburg / Südwestfalen, 16. September 2013. Für Aufregung und Unruhe hat in den vergangenen Tagen die Studie „Vielfalt statt Gleichwertigkeit“ des Berlin-Instituts gesorgt. Die Untersuchung zeichnet ein düsteres Bild für das Leben auf dem Land. Haben die Dörfer in Südwestfalen angesichts des demographischen Wandels keine Perspektive? Steht der Ländliche Raum wirklich vor dem Aus? Auf dem Dörfer-Forum im Rahmen des 6. Südwestfalentags haben sich Experten zu diesem Thema geäußert und die Studie teils scharf kritisiert.

 

„Dieser Bericht und die folgende Berichterstattung haben mich ziemlich sauer gemacht. Wenn man schaut, welche Handlungsempfehlungen in der Studie gegeben werden, muss man sagen: Genau das wird bereits vielerorts in Südwestfalen umgesetzt. Nur leider wurde das nicht berücksichtigt“, sagte Hildegard Schröteler-von Brandt. Die Dekanin der Universität Siegen und Expertin für Ländliche Entwicklung sieht die Region auf einem sehr guten Weg.

 

Als „Schwarzmalerei“ kritisierte Bernd Fuhrmann, Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg, die Studie. „Wir werden den demographischen Wandel natürlich nicht aufhalten können. Aber wir können Ideen entwickeln, damit umzugehen. Und genau das passiert in unserer Stadt und vielerorts in Südwestfalen. Beispielsweise mit unserem Regionale-Projekt ,Meine Heimat 2020‘.“ Auch Umweltminister Johannes Remmel, der als Ehrengast und Redner am Dörfer-Forum teilnahm, fand deutliche Worte für die Untersuchung. „Es gibt nicht DEN Ländlichen Raum, sondern zum Teil sehr unterschiedliche Ländliche Räume. In NRW haben wir eine ganz andere Situation, als die, die in der Studie gemeint ist“, sagte Remmel.

 

Die Südwestfalen Agentur, die das Dörfer-Forum organisierte, denkt gar darüber nach, die Autoren der Studie zum Austausch und zur Diskussion in die Region einzuladen.

 

Gerade das Dörfer-Forum und der Tag der Dörfer haben am vergangenen Wochenende unter Beweis gestellt, dass in Südwestfalen beim Landleben viel in Bewegung geraten ist. Zahlreiche Dörfer aus den fünf Kreisen waren in Bad Berleburg vertreten. Das Forum war ein weiterer Baustein, die Kommunikation und den Wissensaustausch zwischen den Dorfgemeinschaften zu stärken. „Wir möchten möglichst viele südwestfälische Dörfer miteinander vernetzen. Von guten Beispielen zu lernen, zum Beispiel bei der Nahversorgung oder beim Bürgerengagement, ist ein ganz wichtiger Schritt für die Dörfer in unserer Region.“

 

Deutlich wurde bei den Veranstaltungen: Dorf und Landleben haben nichts mit „hinterwäldlerisch“, langweilig oder zurückgeblieben zu tun. „Das ist absoluter Nonsens. Das Leben auf dem Dorf ist für viele Menschen sehr attraktiv. Wir sind eine Region der Dörfer“, sagte Paul Breuer.

Während der Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein und Aufsichtsratsvorsitzender der Südwestfalen Agentur dies sprach, konnten sich die Besucher vor der Showbühne davon überzeugen. Diese gehörte an diesem Wochenende vor allem den jungen Dorfbewohnern: Höhepunkte des 4-stündigen Bühnenprogramms zum Thema Dorf war z.B. der Auftritt der Hiphop-Tanzgruppe „To the limit“ aus dem Örtchen Dahlbruch bei Hilchenbach oder der Jugendband „Never complete“ aus Lützel.

„Verschnarcht“ ist anders.

 

„Veranstaltungen wie diese sind eine Antwort auf die Studie des

Berlin-Instituts: Unsere Dörfer leben! Aber wir müssen etwas tun, damit das so bleibt, denn der demografische Wandel ist Fakt. Die Regionale-Projekte „Zukunft der Dörfer“ und „LandLeben Heimat- Bürger machen Dorf“ sind erste gute Ansätze, um gemeinsam Antworten und Lösungen auf die Herausforderungen der Zukunft zu finden“, sagte Dr.

Stephanie Arens.