Menschen statt McDonalds: „Landtag

live“ in Bigge mit Eckhard Uhlenberg

Olsberg. Normalerweise kommen die Besucher in den Landtag – in der St.-Martinus-Schule war es jetzt genau umgekehrt: Der Landtag war zu Gast bei den Schülerinnen und Schülern der Bigger Grundschule. Und zwar in Person von Eckhard Uhlenberg, dem 1. Vizepräsidenten der nordrhein-westfälischen Bürgervertretung. Er stellte den Kindern die Parlamentsarbeit vor – und sich selbst den Fragen des interessierten Nachwuchses.

 

Was ist der Landtag? Wer arbeitet dort? Was bespricht man? Und kann man auch über ein McDonalds-Restaurant entscheiden? – Bei letzterem musste der langjährige Landespolitiker klar passen – dafür aber geht es in Düsseldorf um zahlreiche andere Themen, die Kinder betreffen. Zum Beispiel um Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung, Geld für Jugendeinrichtungen oder die Neueinstellung von Lehrern.

 

Seit 2008 besuchen Vertreter des Landtagspräsidiums Schulen in ganz NRW – „es geht um das demokratische System und das Parlament, nicht um Parteipolitik“, stellt Dorothea Dietsch, Leiterin des Bereichs Jugend und Parlament im Düsseldorfer Landtag, fest. Wie in den Sitzungen selbst seien die Mitglieder des Präsidiums der Unabhängigkeit verpflichtet. Das Interesse der Schulen an solchen Besuchen sei groß – auch in den Grundschulen, so Dorothea Dietsch: „In den vierten Schuljahren geht es im Unterricht oft um das Thema Nordrhein-Westfalen – deshalb sind die Kinder sehr aufgeschlossen.“

 

So stellte das NRW-Wappen mit dem westfälischen Pferd, dem Rhein und der lippischen Rose die St.-Martinus-Grundschüler denn auch nicht vor allzu große Herausforderungen. Und dass neben den Abgeordneten – und natürlich dem Präsidium – auch Hausmeister, Köche, Büropersonal im Landtag arbeiten, stieß bei den Dritt- und Viertklässlern auf besonderes Interesse. Insbesondere die Arbeit des Stenografen hatte es den Kindern angetan: Kaum zu glauben, dass so jemand jede Rede Wort für Wort mitschreibt – und sogar noch die Zwischenrufe. „Das ist dann aber eine spezielle Schrift, die sonst niemand lesen kann“, informierte Eckhard Uhlenberg seine jungen Zuhörer – manch Lehrer dürfte sich da möglicherweise an seinen eigenen Beruf erinnert haben.

 

Sitzungen, Gespräche, Besprechungen, Termine im heimatlichen Wahlkreis – die Woche eines Landtagsabgeordneten hört bei 60 Arbeitsstunden noch lange nicht auf. Deshalb sei es wichtig, Politiker aus Überzeugung zu sein – und nicht, weil man Geld damit verdienen könne. Ob man denn Abitur haben müsse, um in den Landtag zu kommen, wollte ein Schüler wissen. „Nein, das wäre ja eine Katastrophe“, so die prompte Antwort von Eckhard Uhlenberg – eine Parlament solle schließlich die gesamte Gesellschaft widerspiegeln und nicht nur eine bestimmte Gruppe. Auch er selbst habe kein Abitur und stattdessen mit einer Ausbildung zum Landwirt seine berufliche Laufbahn begonnen. Ganz wichtige Voraussetzung für die Politik: „Man muss sich für die Menschen interessieren“, betonte der Landtagsvizepräsident.

 

Gut anderthalb Stunden stellte sich Eckhard Uhlenberg den Fragen der Grundschülerinnen und -schüler, bevor sie ihn mit einigen Liedern verabschiedeten. Und ob später selbst einmal der eifrigen Frager in den Landtag einziehen wird? Einer hat diesen Weg bereits genommen: Der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Kerkhoff, der mit seinem Vorgänger Hubert Kleff den Landtagsvizepräsidenten Eckhard Uhlenberg bei seinem Besuch in Bigge begleitete, hatte früher selbst die St.-Martinus-Grundschule besucht.