Insol­ven­te Kli­ni­ken – Her­ren­lo­se Pati­en­ten­ak­ten – Unge­klär­te Rechtslage

1. Februar 2013
von Redaktion

Hoch­sauer­land. Schmal­len­berg. Die unhalt­ba­ren Zustän­de in der ver­las­se­nen Ver­a­med-Kli­nik bei Mesche­de haben weit über die Gren­zen des Sau­er­lands Furo­re gemacht. Obwohl die Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL) schon im Janu­ar 2011 einen „Sach­stands­be­richt über die Auf­be­wah­rung und den Ver­bleib der Pati­en­ten-Akten in dem Gebäu­de der ehe­ma­li­gen Ver­a­med-Kli­nik in Mesche­de-Bering­hau­sen“ bean­tragt hat­te, tat sich lan­ge Zeit behörd­li­cher­seits anschei­nend nichts. Anzu­mer­ken ist noch, dass der Antrag der SBL sei­ner­zeit von der Ver­wal­tung nicht auf die Tages­ord­nung des Aus­schus­ses für Gesund­heit und Sozia­les genom­men wor­den ist. Statt­des­sen ant­wor­te­te der Land­rat, der Insol­venz­ver­wal­ter sei zustän­dig und, dass dem Daten­schutz­be­auf­trag­ten des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len ein Bericht erstat­tet wor­den sei.

 

Jetzt schloss ein wei­te­res Kran­ken­haus im Hoch­sauer­land­kreis end­gül­tig sei­ne Tore. Auch in die­sem Gebäu­de lagern „ver­las­se­ne“ Pati­en­ten­ak­ten. Dar­um stell­te SBL-Kreis­tags­mit­glied Rein­hard Loos am 17.01.2013 an den Land­rat eine Anfra­ge bzgl. des Ver­bleibs und der Siche­rung der Pati­en­ten-Akten im ehe­ma­li­gen St.-Georg-Krankenhaus in Bad Fredeburg.

 

Hier der Wort­laut der Ant­wort des Land­rats und der Kreis­ver­wal­tung (mit Datum vom 21.01.2013):

 

Sehr geehr­ter Herr Loos,

Ihre Anfra­ge beant­wor­te ich nach Rück­spra­che mit dem Insol­venz­ver­wal­ter hier­mit wie folgt:

 

Fra­ge 1: Trifft es zu, dass sich die Pati­en­ten-Akten noch im Gebäu­de des ehe­ma­li­gen St. Georg-Kran­ken­hau­ses befinden?

Ja.

 

Fra­ge 2: Wer ist der­zeit ver­ant­wort­lich für die ord­nungs­ge­mä­ße und siche­re Auf­be­wah­rung der Pati­en­ten-Akten und Rönt­gen­bil­der etc., die noch in der ehe­ma­li­gen Kli­nik lagern?

Die Rechts­fra­ge zur Zustän­dig­keit für Pati­en­ten­ak­ten bei insol­ven­ten Kran­ken­häu­sern ohne Rechts­nach­fol­ger ist noch nicht abschlie­ßend geklärt. Die bekann­ten Rege­lun­gen zum Umgang mit Pati­en­ten­ak­ten sehen das Insol­venz­sze­na­rio nicht vor. Es gibt dazu auch noch kei­ne ein­schlä­gi­ge Rechtsprechung.

(Hin­weis: Die Fra­ge der Eigen­tü­mer­schaft und der Zustän­dig­keit für die Siche­rung von Pati­en­ten­ak­ten sowie der Gewäh­rung von Akten­ein­sicht bei insol­ven­ten Kran­ken­häu­sern und Pri­vat­kran­ken­an­stal­ten ohne Rechts­nach­fol­ger soll im Zusam­men­hang mit den Pati­en­ten­ak­ten aus der ehe­ma­li­gen Ver­a­med-Kli­nik in Kür­ze bei einem run­den Tisch beim Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um NRW geklärt werden).

 

Fra­ge 3: Wie ist sicher gestellt, dass die Doku­men­te und Unter­la­gen nicht in unrecht­mä­ßi­ge Hän­de gelangen?

Die Pati­en­ten­ak­ten befin­den sich nach Aus­kunft des Insol­venz­ver­wal­ters wie in der Ver­gan­gen­heit auch in einem abge­schlos­se­nen Archiv im St. Georg Kran­ken­haus. Zugriff dar­auf haben zwei Mit­ar­bei­te­rin­nen der St. Georg Kran­ken­haus GmbH, die der Insol­venz­ver­wal­ter zur­zeit für Abwick­lungs­ar­bei­ten wei­ter beschäf­tigt. Wäh­rend der Dienst­zei­ten der Mit­ar­bei­ter ist der Emp­fang besetzt. Außer­halb der Dienst­zei­ten wird das Gebäu­de von einer Sicher­heits­fir­ma durch­ge­hend bewacht.

 

Fra­ge 4: Wer ist jetzt Eigen­tü­mer der Pati­en­ten-Akten und somit Ansprech­part­ner für frü­he­re Pati­en­tin­nen des St.-Georg-Krankenhauses und deren Angehörige?

Auch die­se Rechts­fra­ge ist der­zeit noch nicht abschlie­ßend geklärt (vgl. Hin­weis zu Fra­ge 2).

Quel­le: Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL)