Gegen­sei­tig ach­ten und respektieren!

19. Januar 2015
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Meschede.

Am Frei­tag (16.01.2015) fand in Mesche­de eine ein­drucks­vol­le Mahn­wa­che statt, für Tole­ranz und Pres­se­frei­heit, auf Ein­la­dung des mus­li­mi­schen Gemein­de. Anlass waren die Anschlä­ge in Paris. Dr. Ahmet Ars­lan, Dia­log­be­auf­trag­ter der tür­kisch-isla­mi­schen Gemein­de in Mesche­de, hielt dabei die fol­gen­de Anspra­che. Ahmet Ars­lan ist auch als Sach­kün­di­ger Bür­ger für die SBL im Schul­aus­schuss des HSK tätig.

“Bis­mil­la­hir­rah­man­ir­ra­him.
Mit dem Namen Allahs, des Barm­her­zi­gen, des Gnädigen.

So beginnt jedes unse­rer Gebe­te. So begann heu­te auch unser Frei­tags­ge­bet, nach des­sen Ver­rich­tung wir jetzt hier ste­hen. Wir rich­ten die­se Gebe­te an Allah, auf dass er uns – wie es im Frei­tags­ge­bet und in jedem Got­tes­dienst wie­der­holt wird – auf den gera­den, auf den rech­ten Weg füh­re. Auf den Weg derer, denen er Gna­de erwie­sen hat. Nicht den Weg derer, die dem Zorn anheim­fal­len und die irregehen.

Es quält unser Herz und unser Gewis­sen, wenn Men­schen den Namen unse­res Schöp­fers miss­brau­chend mor­den, wäh­rend wir Ver­ge­bung, Recht­lei­tung und die Gna­de Allahs erbitten.

Wäh­rend wir Allah anru­fen, mit sei­nen Attri­bu­ten: El Halık, den Leben erschaf­fen­den, El Mü‘min, den Wah­rer der Sicher­heit, El Muhay­min, den Beschüt­zen­den, El Halim, den Mit­füh­len­den, El Berr, den Guten, El Sabur, den Gedul­di­gen, El Rauf, den Für­sorg­li­chen und schließ­lich El Selam, den Friedensstiftenden.

Unse­rem Glau­bens­be­kennt­nis nach, hat nie­mand das Recht, an Stel­le Allahs zu han­deln, geschwei­ge denn über das Leben ande­rer zu rich­ten. Allah gebie­tet uns in der Sure Mai­de, im Guten zu wett­ei­fern und nicht dar­über zu strei­ten, wor­über wir uneins sind.

Wir Mus­li­me glau­ben und leben nach die­sen Über­zeu­gun­gen. Wir müs­sen jedoch mit­er­le­ben, dass es Men­schen gibt, die die Offen­ba­rung Allahs und das Wesen des Islam als Reli­gi­on des Frie­dens nicht erken­nen. Des­halb reicht es nicht aus, Ver­bre­chen aufs Schärfs­te zu ver­ur­tei­len. Unse­re Ver­ant­wor­tung als Reli­gi­ons­ge­mein­schaft ist erns­ter und geht wesent­lich wei­ter, als die wohl­klin­gen­den aber letzt­lich sehr all­ge­mei­nen Auf­for­de­run­gen zu mehr Welt­of­fen­heit und Toleranz.

Wir dür­fen sol­chen Angrif­fen auf unse­re Wer­te nicht nur mit Wor­ten begegnen.

Wir müs­sen als Reli­gi­ons­ge­mein­schaft deut­lich machen, dass wir uns mit unse­rem Glau­ben und unse­ren Gemein­den für die Frei­hei­ten und das Leben eines Jeden ein­set­zen. Denn der freie Wil­le und die Frei­heit danach zu han­deln, ist ein Geschenk Allahs an die Menschheit.
Uns als Mus­li­men ist es des­halb wich­tig, in gegen­sei­ti­ger Ach­tung der Wür­de des jeweils Ande­ren die­se Frei­heit eines jeden Men­schen zu schützen.
Wir sind der Über­zeu­gung, dass der Ter­ror­an­schlag auf das Leben von Medi­en­schaf­fen­den ein Anschlag auf die tra­gen­den Pfei­ler nicht nur der fran­zö­si­schen son­dern auch unse­rer frei­heit­li­chen Gesell­schafts­ord­nung ist.
Auch für uns Mus­li­me sind Mei­nungs­frei­heit und Pres­se­frei­heit Fun­da­men­te unse­rer bür­ger­li­chen Grund­rech­te, eben­so wie die Reli­gi­ons­frei­heit. Jeder muss glau­ben, sagen und ver­öf­fent­li­chen dür­fen, was er denkt, ohne um sein Leben fürch­ten zu müssen.

Wir mögen Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten haben. Wir mögen debat­tie­ren, gar uns strei­ten. Wir mögen die Bericht­erstat­tung über den Islam in Deutsch­land kri­ti­sie­ren oder als dif­fa­mie­rend ver­ur­tei­len, ja sogar uns dar­über gericht­lich aus­ein­an­der­set­zen. Rechts­wid­ri­gen Äuße­run­gen kann aber nur mit den dafür ange­mes­se­nen Mit­teln des Rechts begeg­net wer­den. Nie­mals jedoch darf das Leben eines Men­schen wegen sei­nes Glau­bens oder wegen sei­ner Mei­nung ange­tas­tet werden!

Der Schutz des Lebens ist ein unver­äu­ßer­li­ches Recht des Men­schen im Islam.
Wir set­zen uns dafür ein, dass die Frei­heit und die Viel­falt in unse­rer Gesell­schaft und das Leben eines Jeden unan­ge­tas­tet bleiben.
Wir erle­ben mit gro­ßer Erleich­te­rung, wie in den letz­ten Wochen zehn­tau­sen­de Men­schen für uns, mit uns, für die­se Wer­te in unse­rer Gesell­schaft demons­trie­ren. Sie set­zen damit in Zei­ten, in denen Hass­pre­di­ger und Pro­vo­ka­teu­re uns zu spal­ten ver­su­chen, ein deut­li­ches Zei­chen. Dies gibt unse­ren Gemein­den Hoff­nung, in einer Zeit, in der sich Angrif­fe auf Mus­li­me bis hin zu Brand­an­schlä­gen auf Moscheen noch ein­mal dra­ma­tisch gestei­gert haben.

Wir ste­hen hier aber nicht als Grup­pe die demons­triert, nur weil sie Angst um ihr eige­nes Wohl hat. Wir ste­hen hier viel­mehr für unse­re reli­giö­sen Tugen­den und unse­re gemein­sa­men gesell­schaft­li­chen Wer­te ein. Es geht uns nicht dar­um, dass wir uns nur gegen­sei­tig ertra­gen. Es geht uns dar­um, deut­lich zu machen, dass wir uns gegen­sei­tig ach­ten und respek­tie­ren: Denn wir gehö­ren zusammen!”

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)