Der Hoch­sauer­land­kreis und sei­ne Treue zu den RWE-Aktien

6. November 2013
von Redaktion

Der Hoch­sauer­land­kreis und sei­ne Treue zu den RWE-Aktien
Hoch­sauer­land­kreis. Was des einen Freud, ist des ande­ren Leid. Die­se alte Erkennt­nis trifft gut auf die RWE-Akti­en zu. Freu­en kann sich z.B. die Stadt Düs­sel­dorf. Der Käm­me­rer der Lan­des­haupt­stadt hat­te, wie wir spä­tes­tens jetzt wis­sen, den rich­ti­gen Rie­cher. Er ver­kauf­te schon vor eini­gen Jah­ren alle im Besitz der Stadt befind­li­chen RWE-Akti­en. Seit­dem ist Düs­sel­dorf schul­den­frei und die Kita-Plät­ze sind kos­ten­los. Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger haben allen Grund zur Freu­de. Zahl­rei­che ande­re Städ­te wie z.B. Kre­feld und Mön­chen­glad­bach folg­ten dem Bei­spiel. Auch der Kreis Mett­mann trenn­te sich zum Woh­le des Kreis­haus­halts von sei­nen RWE-Akti­en. Und Ober­hau­sen beschloss immer­hin Ende 2011, trotz des Drän­gens der Nach­bar­stadt Essen, kei­ne wei­te­ren RWE-Akti­en zu kau­fen. Der Stadt Essen ging es dabei um stra­te­gi­sche Inter­es­sen, um die Auf­recht­erhal­tung der Sperr­mi­no­ri­tät bei RWE. Wie jetzt bekannt wur­de, will Ober­hau­sen bis 2021 sei­ne ins­ge­samt 1,13 Mil­lio­nen RWE-Papie­re los werden.
So man­che Ruhr­ge­biets­stadt wie Dort­mund und Essen und auch der Hoch­sauer­land sahen damals und sehen offen­bar auch jetzt – aus wel­chen Grün­den auch immer – im Akti­en-Ver­kauf kei­ne Option.
So sitzt der HSK see­len­ru­hig wei­ter auf dem gro­ßen Berg von mehr als 5,9 Mil­lio­nen RWE-Akti­en. Es scheint, als rut­sche er mit dem (Wert-)Papier-Paket unge­bremst sorg­los in den Abgrund. 2009, als Düs­sel­dorf schon flei­ßig ver­kauf­te, beschloss die Mehr­heit im Kreis­tag trotz hef­ti­ger Kri­tik, für 30 Mio Euro zusätz­li­che RWE-Akti­en zu kau­fen. Davon sind mitt­ler­wei­le weit über 15 Mio Euro durch (abseh­ba­re) Kurs­ver­lus­te ver­lo­ren gegan­gen. In der Bilanz des HSK waren die RWE-Akti­en irgend­wann mal mit einem Stück­preis von ca. 86 Euro bewer­tet; 2008 wur­de der Wert in der Bilanz auf etwa 80 Euro berich­tet. Das führ­te dazu, dass der HSK mehr als 24 Mio Euro aus sei­ner “Aus­gleichs­rück­la­ge” aus­bu­chen muß­te, die nun nicht mehr zur Sen­kung der Kreis­um­la­ge der kreis­an­ge­hö­ri­gen Städ­te und Gemein­den zur Ver­fü­gung stehen.
Der Kurs­wert am 05.11.2013, 11.04 Uhr ist bei gera­de mal 27,35 Euro.
Zudem senkt die RWE sei­ne Divi­den­de für das lau­fen­de Geschäfts­jahr auf nur noch 1 Euro je Aktie. Zuletzt hat­te die Divi­den­de noch bei 2 Euro gele­gen. Die dras­ti­sche Kür­zung des Akti­en­er­trags bedeu­tet für den Hoch­sauer­land­kreis eine Min­der­ein­nah­me von ca. 6 Mio Euro im Jahr. Für das Jahr 2008 betrug die Divi­den­de sogar noch 4,50 Euro je Aktie.
Nichts des­to trotz erklär­te der Land­rat am 11.10.2013 in sei­ner Rede zur Ein­brin­gung des Haus­halts 2014 im Kreis­tag, RWE-Akti­en sei­en kei­ne spe­ku­la­ti­ve Anlage.
„Finanz​Nach​rich​ten​.de“ sieht RWE unter­des­sen beim Ziel von 19,- Euro und for­dert auf: „Sell!“. Ange­sichts des­sen kommt bestimmt hier und da und dort kei­ne Freu­de auf.
Klick:
http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2013–10/28425808-ubs-belaesst-rwe-auf-sell-ziel-19-euro-358.htm
Kreis­tags­mit­glied Rein­hard Loos von der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL) stell­te am 5. Novem­ber 2013 die­se Anfra­ge zu der RWE-Akti­en-Betei­li­gung an den Landrat:
“Sehr geehr­ter Herr Landrat,
wie Sie am 11. Okto­ber in Ihrer Rede zur Ein­brin­gung des Ent­wurfs des Kreis­haus­halts 2014 aus­führ­ten, hat die Betei­li­gung des Hoch­sauer­land­krei­ses an der RWE einen his­to­ri­schen Hin­ter­grund. Sie äußer­ten die Fol­ge­rung: „Unser RWE-Ver­mö­gen ist kei­ne spe­ku­la­ti­ve Geldanlage“.
Bekannt­lich ging die Erfolgs­ge­schich­te der RWE-Betei­li­gung aber schon vor ca. 5 Jah­ren zu Ende. Etli­che Kom­mu­nen haben das recht­zei­tig erkannt. Z.B. die Städ­te Düs­sel­dorf und Gel­sen­kir­chen und der Kreis Mett­mann trenn­ten sich ab 2005 nach und nach von ihren RWE-Aktien.
Ande­re Ruhr­ge­biets­städ­te und auch der Hoch­sauer­land­kreis folg­ten die­sem Bei­spiel nicht. Im Gegen­teil, die Stadt Dort­mund und der HSK kauf­ten im Jahr 2009 in erheb­li­chem Umfang wei­te­re RWE-Akti­en an. Zwi­schen­zeit­lich bra­chen bekannt­lich sowohl Akti­en­wert wie auch Divi­den­de dras­tisch ein. Die Kom­mu­nen hät­ten bei reel­ler Betrach­tung also schon lan­ge eine Wert­be­rich­ti­gung ihrer Bilan­zen vor­neh­men sol­len (wie es in Unter­neh­men selbst­ver­ständ­lich gewe­sen wäre), taten es aber nicht; denn for­mal waren sie dazu nicht ver­pflich­tet und es hät­te dras­ti­sche Aus­wir­kun­gen auf die Bilan­zen. Allein für den HSK ergibt sich mitt­ler­wei­le ein Wert­be­rich­ti­gungs­be­darf von mehr als 300 Mio Euro.
Auf der „Haben-Sei­te“ ver­blei­ben den Kom­mu­nen die RWE-Auf­sichts­rats- und Bei­rats­pos­ten für eini­ge Kommunalpolitiker.
Daher bit­te ich Sie, fol­gen­de Fra­gen zu beantworten:
• Mit wel­chem Wert sol­len die vom HSK direkt oder indi­rekt gehal­te­nen RWE-Akti­en im Jahr 2014 bilan­ziert werden?
• In wel­chen Gre­mi­en der RWE AG und der Gesell­schaf­ten, über die eine Betei­li­gung an der RWE AG erfolgt (wie z.B. KEB, RWEB, RW Hol­ding AG), sind Kom­mu­nal­po­li­ti­ker aus dem Hoch¬sauerland¬kreis ver­tre­ten bzw. ab dem Jahr 2000 ver­tre­ten gewe­sen? (Bit­te um Nen­nung der Namen der Gesell­schaf­ten und der Namen der Ver­tre­te­rin­nen und Vertreter)
• Wie hoch sind jeweils die Jah­res­be­trä­ge, die die­se Mit­glie­der der Auf­sichts­rä­te, der Bei­rä­te und der ande­ren Gre­mi­en für ihre Mit­wir­kung (also u.a. für Kon­takt­pfle­ge und den Informations¬austausch) erhal­ten bzw. erhal­ten haben?”
Quel­le: Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL)