Boris Becker „ARTE­FAK­TE“

18. April 2015
von Redaktion

Boris Becker „ARTE­FAK­TE“  Im Pro­jekt­raum:  Sabi­ne Remy feat. Lynn Skord­al „mehr als die Sum­me der Teile“
Kunst­ver­ein Sun­dern-Sauer­land e.V. zu Gast in der Stadt­ga­le­rie Sun­dern 26. April – 7. Juni 2015
Eröff­nung bei­der Aus­stel­lun­gen am Sonn­tag, den 26. April 2014 um 14 Uhr

kunstvereinSun­dern. Am Sonn­tag, den 26. April 2015 um 14:00 Uhr eröff­net der Kunst­ver­ein Sun­dern­Sauer­land gleich zwei span­nen­de Aus­stel­lun­gen in den Räum­lich­kei­ten der Stadt­ga­le­rie Sun­dern. Mit „Boris Becker | ARTE­FAK­TE“ stellt der Kunst­ver­ein einen der bekann­tes­ten Ver­tre­ter der zeit­ge­nös­si­schen Foto­kunst in Deutsch­land mit einer umfang­rei­chen Ein­zel­aus­stel­lung vor – und im neu ein­ge­rich­te­ten Pro­jekt­raum im Erd­ge­schoss zeigt die jun­ge Düs­sel­dor­fer Künst­le­rin Sabi­ne Remy wun­der­sa­me Col­la­gen, die sie allei­ne oder in Kol­la­bo­ra­ti­on mit ande­ren Künst­lern aus der gan­zen Welt schafft.
In sei­ner Ein­zel­aus­stel­lung „ARTE­FAK­TE“ prä­sen­tiert der inter­na­tio­nal gefei­er­te Foto­künst­ler Boris Becker rund 25 Arbei­ten aus unter­schied­li­chen Werk­grup­pen aus den letz­ten 20 Jah­ren. Wich­tig für den Köl­ner Künst­ler ist vor allem, dass eine Auf­nah­me als eigen­stän­di­ges Bild funk­tio­niert und weni­ger als prä­zi­se bzw. objek­ti­ve Wie­der­ga­be der Rea­li­tät. So geht es ihm nicht um die Doku­men­ta­ti­on von bestimm­ten Bau­wer­ken oder Orten, son­dern viel­mehr um die dar­in von ihm ent­deck­ten Facet­ten, die durch Men­schen geschaf­fen wur­den und ein Spie­gel dafür sind, wie Men­schen mit ihrem Lebens­um­feld, Natur- und Kul­tur­raum umge­hen, ihn ver­än­dern oder gestal­ten. Dies fin­det Becker u.a. in Archi­tek­tu­ren, land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen und Land­schaf­ten, aber auch in schein­bar bana­len Gegen­stän­den und räum­li­chen Situa­tio­nen, die man im All­tag eher über­sieht. Becker lässt mit sei­nem Blick auf die­se Phä­no­me­ne Bil­der ent­ste­hen, die sich durch den künst­le­ri­schen Abs­trak­ti­ons­pro­zess auf Struk­tu­ren oder Flä­chen kon­zen­trie­ren und in ihrer gelun­ge­nen Kom­po­si­ti­on oft male­risch wirken.
Boris Becker stu­dier­te von 1982 – 84 Visu­el­le Kom­mu­ni­ka­ti­on an der HDK Ber­lin und 1984 – 1990 bei Bernd Becher an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf und zählt heu­te zu den ein­fluss­reichs­ten deut­schen Foto-Künstlern.

Pres­se­kon­takt: Brand­con­cert | Mat­thi­as Berg­hoff | m.​berghoff@​brandconcert.​com | Tel. +49 (0) 173–7 08 38 83
Tech­nisch bleibt Boris Becker der von sei­nem Leh­rer bevor­zug­ten Groß­bild­fo­to­gra­fie treu, die die detail­ge­naue Wie­der­ga­be der Wirk­lich­keit ermög­licht. Becker setz­te sich aller­dings bereits früh kri­tisch mit des­sen doku­men­ta­risch stren­gem Prin­zip der Rea­li­täts­ab­bil­dung aus­ein­an­der: von sei­ner aller­ers­ten Werk­grup­pe „Hoch­bun­ker“ (1985 – 1989) bis hin zu den kurio­sen „Fakes“ (1999 – 2001), bei denen schein­bar bana­le Gegen­stän­de – eigent­lich beschlag­nahm­te Schmug­gel­wa­re aus der Asser­va­ten­kam­mer des ZKA – vor far­big mono­chro­men Hin­ter­grün­den prä­sen­tiert sind.
In sei­nen jüngs­ten Wer­ken der letz­ten 2 – 3 Jah­re setzt sich Becker ver­stärkt mit dem The­ma der Abs­trak­ti­on aus­ein­an­der. Bei „All-Over“ (zu Deutsch: for­mat­fül­len­den) Arbei­ten wie „Grie­ger“ (2012) oder „Posa­men­ten“ (2013) ist der Betrach­ter im ers­ten Moment ver­führt, sich auf die prä­zi­sen Details der fast monu­men­ta­len Auf­nah­men zu fixie­ren – aller­dings gelangt man schnell zurück zur Wahr­neh­mung der Gesamt­kom­po­si­ti­on, so dass ein stän­di­ges Hin-und-Her zwi­schen Doku­men­ta­ti­on und Abs­trak­ti­on ent­steht. Die Detail­treue und Prä­zi­si­on sei­ner Bil­der ver­lei­tet den Betrach­ter immer wie­der zum mun­te­ren Deu­ten des Gese­he­nen. Aller­dings ver­rät­selt der Künst­ler dann doch über die Abs­trak­ti­on des redu­zier­ten Bild­aus­schnitts, so dass man regel­recht aufs Glatt­eis geführt wird.
Ähn­lich kuri­os und rät­sel­haft sind die eher klein­for­ma­ti­gen Col­la­gen der auto­di­dak­ti­schen Düs­sel­dor­fer Künst­le­rin Sabi­ne Remy, die im neu ein­ge­rich­te­ten Pro­jekt­raum im Erd­ge­schoss der Stadt­ga­le­rie Sun­dern prä­sen­tiert wer­den. Seit vie­len Jah­ren wid­met sich Remy exklu­siv dem Medi­um der Col­la­ge bzw. der Foto­mon­ta­ge, die auf Erfin­dun­gen von Weg­be­rei­tern der frü­hen Avant­gar­de wie den Kubis­ten Pablo Picas­so und Geor­ges Braque bzw. den Dada­is­ten John Heart­field, Raoul Haus­mann und Han­nah Höch zurück­geht. Für Remy ist das Medi­um der Col­la­ge, bei der gefun­de­ne Bil­der aus Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten, Büchern, Post­kar­ten und ande­ren Druckerzeug­nis­sen der Mas­sen­me­di­en aus dem ursprüng­li­chen Kon­text regel­recht her­aus­ge­schnit­ten und zu wun­der­sa­men Bil­der­wel­ten neu zusam­men­ge­stellt wer­den, das per­fek­te Aus­drucks­mit­tel. Remy schätzt vor allem die Zufäl­lig­keit und Unvor­her­seh­bar­keit die­ser Arbeit, vor allem in den zahl­rei­chen Kol­la­bo­ra­tio­nen, die sie mit gleich­ge­sinn­ten Künst­lern aus der gan­zen Welt betreibt. In allen Fäl­len ist die Künst­le­rin stets auf das Mate­ri­al ange­wie­sen, das ihr in dem Moment der Bild­fin­dung zur Ver­fü­gung steht. Dabei gilt ihre Fas­zi­na­ti­on mehr als alles ande­re dem Zustand, bei dem ursprüng­lich von­ein­an­der unab­hän­gi­ge Stü­cke zuein­an­der fin­den, dann auch zusam­men gehö­ren und dadurch zu einer neu­en Bild­aus­sa­ge füh­ren. Die­se erzäh­le­ri­sche Mög­lich­keit begeis­tert die Künst­le­rin immer wie­der. Letzt­lich ist es jedes Mal wie eine Rei­se, bei der sie nie genau weiß, wohin sie führt. Gezeigt wer­den Col­la­gen und Foto­mon­ta­gen aus ver­schie­de­nen Werk­grup­pen und Seri­en der letz­ten drei Jah­re, inklu­si­ve einer Grup­pe von Gemein­schafts­ar­bei­ten, die sie zusam­men mit ihrer ame­ri­ka­ni­schen Kol­le­gin Lynn Skord­al schuf.
Eröff­nung bei­der Aus­stel­lun­gen am Sonn­tag, den 26. April 2015 um 14:00 Uhr. Künst­ler­ge­spräch mit Boris Becker am Sonn­tag, den 17. Mai 2015 um 14:00 Uhr.  Kunst­ver­ein Sun­dern-Sauer­land e.V. zu Gast in der Stadt­ga­le­rie Sun­dern Lock­weg 3, 59846 Sun­dern (Sauer­land) info@​kunstverein-​sundern-​sauerland.​de Tel.: 0171–1 20 47 16   Öff­nungs­zei­ten: 26. April – 7. Juni 2015 Mi. bis Fr. von 16:00 – 19:00 Uhr; Sa. und So. von 12:00 – 18:00 Uhr. An Fei­er­ta­gen geschlos­sen. Grup­pen nach Vereinbarung.