Über Apo­the­ken­schlie­ßun­gen in Sun­dern, ange­mes­se­ne Unter­kunfts­kos­ten bei Grund­si­che­rung, Nut­zung des Mobi­Ti­ckets und Konzepttreue

11. März 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

SBL/FW stell­te drei Anträge

Am 28.02.2017 for­mu­lier­te Kreis­tags­mit­glied Rein­hard Loos drei Anträ­ge für die Tages­ord-ung der nächs­ten Sit­zung des Gesund­heits- und Sozi­al­aus­schus­ses, die am kom­men­den Mitt­woch statt­fin­det. Der Frak­ti­ons­spre­cher der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) schrieb folgendes:

„Sehr geehr­ter Herr Landrat,
sehr geehr­ter Herr Ausschussvorsitzender!

Für die nächs­te Sit­zung des Gesund­heits- und Sozi­al­aus­schus­ses (der­zeit im Ter­min­ka­len-der des Kreis­tags ange­kün­digt für den 15.03.2017) bean­tragt unse­re Frak­ti­on folgende
Tagesordnungspunkte:

1. Infor­ma­tio­nen zur Schlie­ßung von 2 Apo­the­ken in Sun­dern im Febru­ar 2017 durch den vom HSK beauf­trag­ten Amts­apo­the­ker und zur mög­li­chen wei­te­ren Ent­wick­lung der Medi­ka­men­ten-Ver­sor­gung in Sundern.

2. Bericht über den Stand der Arbei­ten für ein neu­es Kon­zept über die ange­mes­se­nen Kos­ten der Unter­kunft für Emp­fän­ger von Grund­si­che­rungs­leis­tun­gen im Kreisgebiet.

3. Bericht über den Umfang und die Art der Nut­zung des Sozi­al­ti­ckets (“Mobi­Ti­cket”) dif­fe­ren­ziert für die 4 Nut­zer­grup­pen (Emp­fän­ger von Leis­tun­gen nach Sozi­al­ge­setz­buch II,
von Leis­tun­gen nach Sozi­al­ge­setz­buch XII, von Hil­fe zum Lebens­un­ter­halt nach dem Bun­des­ver­sor­gungs­ge­setz und von Leis­tun­gen nach dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz) und über Mög­lich­kei­ten zur Wei­ter­ent­wick­lung des Sozi­al­ti­ckets auf­grund der bis­he­ri­gen Erfahrungen.“

Kos­ten der Unter­kunft – HSK hält wei­ter an sei­nem „schlüs­si­gen Kon­zept“ fest

Zwi­schen­zeit­lich ging die Kreis­ver­wal­tung in der Ver­wal­tungs­vor­la­ge 9/710 vom 06.03.2017 auf den Antrag der SBL/FW zu den Kos­ten der Unter­kunft (KdU) ein. Wir ver­mu­ten, eini­ge Betrof­fe­ne könn­te das inter­es­sie­ren? Dar­um zitie­ren wir hier das Schrei­ben der Kreisverwaltung::

„Erläu­te­rung: Sach­dar­stel­lung, Begrün­dung, Folgekosten

1. Aus­gangs­la­ge

Nach § 22 Abs. 1 des Zwei­ten Buches Sozi­al­ge­setz­buch (SGB II) wer­den Leis­tun­gen für Unter­kunft und Hei­zung in Höhe der tat­säch­li­chen Auf­wen­dun­gen erbracht, soweit die­se ange­mes­sen sind. Eine gleich­lau­ten­de Rege­lung ent­hält § 35 des Zwölf­ten Buches Sozi­al­ge-setz­buch (SGB XII).

Das Wort “ange­mes­sen” ist ein unbe­stimm­ter Rechts­be­griff, wel­cher gericht­lich in vol­lem Umfang über­prüf­bar und vom zustän­di­gen Leis­tungs­trä­ger aus­zu­fül­len ist. Das Bun­des­so­zi-alge­richt hat inso­weit in zahl­rei­chen Ent­schei­dun­gen fest­ge­legt, dass ange­mes­se­ne Unter-kunfts­kos­ten die­je­ni­gen sind, die mit­tels eines sog. „Schlüs­si­gen Kon­zep­tes“ ermit­telt wer­den und die ört­li­chen Gege­ben­hei­ten im Ver­gleichs­raum wiedergeben.

Zur Erstel­lung eines Schlüs­si­gen Kon­zep­tes hat der HSK im Mai 2012 nach Durch­füh­rung eines förm­li­chen Ver­ga­be­ver­fah­rens die Fir­ma Ana­ly­se & Kon­zep­te, Bera­tungs­ge­sell­schaft für Woh­nen, Immo­bi­li­en, Stadt­ent­wick­lung mbH aus Ham­burg, mit einer Miet­wert­erhe­bung und der Bestim­mung ange­mes­se­ner Miet­wer­te in der Regi­on beauftragt.

Ana­log der Vor­ga­ben zur Erstel­lung eines qua­li­fi­zier­ten Miet­spie­gels im Sin­ne der §§ 558c ff. BGB hat der Gesetz­ge­ber in § 22c SGB II für die­je­ni­gen Kom­mu­nen, die die Bestim­mung der ange­mes­se­nen Auf­wen­dun­gen für Unter­kunft und Hei­zung mit­tels einer Sat­zung vor­neh­men (Anmer­kung: Sat­zungs­lö­sung ist in NRW nicht zuge­las­sen), die Pflicht zur Über­prü­fung der Wer­te im Zwei-Jah­res-Rhyth­mus vorgegeben.

In Anleh­nung an die­se Rege­lun­gen wur­den die bestehen­den Richt­wer­te bereits im August 2014 mit­tels einer Index­fort­schrei­bung der Ent­wick­lung der all­ge­mei­nen Lebens­hal­tungs­kos-ten ange­passt. Tur­nus­ge­mäß ist aus­ge­hend von einer Daten­ba­sis zum Stich­tag 01. Sep­tem­ber 2016 eine kom­plet­te Über­prü­fung der Fest­le­gun­gen in Auf­trag geben worden.

2. Wei­te­res Vorgehen

Ana­ly­se & Kon­zep­te hat zum Stich­tag 01. Sep­tem­ber 2016 durch schrift­li­che Befra­gung von Groß­ver­mie­tern und Mie­tern aktu­el­le Miet­wer­te in der Regi­on erho­ben. Zum sel­ben Stich­tag wur­den von der Ver­wal­tung die SGB II- und SGB XII-Daten­sät­ze aus­ge­wer­tet sowie die Daten der Wohn­geld- und Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­emp­fän­ger übermittelt.

Nach Vor­stel­lung der Ergeb­nis­se der Miet­wert­erhe­bung sowie der Daten­aus­wer­tun­gen durch die Fir­ma Ana­ly­se & Kon­zep­te und Abstim­mung mit den Städ­ten und Gemein­den ist eine aus­führ­li­che Infor­ma­ti­on des Gesund­heits- und Sozi­al­aus­schus­ses in der Sit­zung am 12. Juni 2017 vorgesehen.“

Stoi­sche Treue zum „Schlüs­si­gen Kon­zept“ – Anmer­kun­gen der SBL/FW:

Über die Fra­ge nach dem Schlüs­si­gen Kon­zept der Fir­ma Ana­ly­se und Kon­zep­te wur­de von Gerich­ten schon mehr­fach ent­schie­den. Öfters fiel das Urteil nicht im Sin­ne der Fir­ma und ihrer Auf­trag­ge­ber aus. So gesche­hen bei­spiel­wei­se am 19.02.2016. Da erklär­te das Sozi­al­ge­richt Dort­mund auf­grund der Kla­ge einer fast 80jährigen Rent­ne­rin das Kon­zept des Hoch­sauer­land­krei­ses über die ange­mes­se­nen Mie­ten von Grund­si­che­rungs­emp­fän­gern für “geschei­tert”. Die Klä­ge­rin bekam den Anspruch auf Aner­ken­nung einer Mie­te in Höhe der Wohn­geld­ta­bel­le plus 10% Sicher­heits­zu­schlag zuer­kannt. Zuvor hat­ten bereits die Sozi­al­ge­rich­te Bay­reuth, Des­sau-Roß­lau, Dres­den, Gie­ßen und Mag­de­burg sowie das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nie­der­sach­sen Unter­kunfts­kos­ten-Kon­zep­te des­sel­ben Unter­neh­mens, das auch vom Hoch­sauer­land­kreis mit der Erstel­lung des Kon­zepts beauf­tragt wor­den war, aufgehoben.
Mehr dazu hier:
http://​sbl​-frak​ti​on​.de/​?​p​=​6​720
Die Ent­schei­dung zum Kon­zept des HSK ist aller­dings noch nicht rechts­kräf­tig, weil der Hoch­sauer­land­kreis beim Lan­des­so­zi­al­ge­richt Beru­fung ein­ge­legt hat. Damit wur­de von der Kreis­ver­wal­tung ein Rechts­an­walt aus Del­men­horst (!) beauftragt…

Was ist mit dem „Rest“?

Eins nach dem ande­ren. Auch dar­über will die SBL/FW noch berichten ….

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)