SBL – Gedan­ken zum Jahreswechsel

1. Januar 2014
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Hin­ter uns liegt ein ereig­nis­rei­ches Jahr, und das jetzt begin­nen­de Jahr scheint es auch zu werden.

Eini­ge mar­kan­te Ereig­nis­se aus der Kreis­po­li­tik des Jah­res 2013:

Die Erwei­te­rung des Sau­er­land­mu­se­ums in der Arns­ber­ger Alt­stadt wur­de beschlos­sen, obwohl es auch in der CDU-Frak­ti­on, die die Mehr­heit im Kreis­tag hat, erheb­li­che Wider­stän­de gab. Die Bau­maß­nah­me soll min­des­tens 12 Mio Euro kos­ten, die finan­zi­el­len und tech­ni­schen Risi­ken sind sehr  hoch.  Alter­na­ti­ven zur Auf­wer­tung des Muse­ums wur­den lei­der ver­wor­fen bzw. gar nicht ernst­haft geprüft. Das Muse­um soll wäh­rend der Bau­maß­nah­men drei Jah­re lang ganz geschlos­sen bleiben.

Als wei­te­re gro­ße Bau­maß­nah­me wur­de der Neu­beu eines Kreis­feu­er­wehr­zen­trums in Mesche­de-Ens­te beschlos­sen. Der­zei­tig geschätz­ter  Kos­ten­stand: 14,1 Mio Euro. Der Antrag der SBL, das Bau­vo­lu­men auf 9 Mio Euro zu begren­zen und im Kreis­ge­biet vor­han­de­ne Ein­rich­tun­gen wei­ter­hin zu nut­zen, fand im Kreis­tag kei­ne Mehrheit.

Die RWE-Akti­en sind wei­ter im Abstieg. Im Jahr 2013 gab der Vor­stand der RWE bekannt, dass die Divi­den­de von zuletzt 2 Euro auf nun noch 1 Euro sin­ken soll. Sie lag vor eini­gen Jah­ren noch bei 4,50 Euro. Gleich­zei­tig gab es rie­si­ge Kurs­ver­lus­te, so dass nun in der Bilanz des Hoch­sauer­land­krei­ses ein Wert­be­rich­ti­gung­be­darf für die fast 6 Mio RWE-Akti­en in Höhe von etwa 300 Mio Euro (!!) besteht. Der Ver­such von Land­rat und CDU, den Ein­druck zu erwe­cken, dass es sich bei den RWE-Akti­en nur um alte Bestän­de aus den Alt­krei­sen vor der kom­mu­na­len Neu­glie­de­rung han­delt, wird schei­tern: Im Som­mer 2009 beschloß der Kreis­tag mit Mehr­heit, für 30 Mio Euro wei­te­re RWE-Akti­en zu kau­fen. Von die­sem “fri­schen” Geld ist nach 4 Jah­ren mehr als die Hälf­te ver­lo­ren. Die SBL hat­te gegen die­sen Beschluss 2009 sogar geklagt.

Der Umgang der Aus­län­der­be­hör­de in Mesche­de mit Flücht­lin­gen ruft wei­ter­hin in vie­len Fäl­len Wut und Ent­set­zen her­vor, vor allem im Ver­gleich mit ande­ren Aus­län­der­be­hör­den in West­fa­len. Huma­ni­tät sieht anders aus… Da wirkt es wenig über­zeu­gend, wenn gleich­zei­tig im Kreis­haus ein soge­nann­tes Inte­gra­ti­ons­bü­ro gegrün­det wird.

Die Kreis­ver­wal­tung hat ein neu­es “Kon­zept” für die maxi­ma­le Höhe der Unter­kunfts­kos­ten für die Emp­fän­ger von Grund­si­che­rung ein­ge­führt, so dass die zuläs­si­gen Mie­ten im Durch­schnitt um etwa 10% gekürzt wer­den. Als Fol­ge wur­den nun bereits Auf­for­de­run­gen an Leis­tungs­emp­fän­ger ver­schickt, sich eine ande­re, bil­li­ge­re Woh­nung zu suchen. Das Kon­zept wur­de mit sehr frag­wür­di­gen sta­tis­ti­schen Grund­la­gen erstellt. Z.B. wur­den die Miet­wer­te nur nach den Bestands­mie­ten (für bereits ver­mie­te­te Woh­nun­gen) und nicht nach den Ange­bots­mie­ten (für ver­füg­ba­re Woh­nun­gen) errech­net. Und es wur­den im flä­chen­gro­ßen HSK nur drei Teil­ge­bie­te gebil­det, so dass z.B. von der Kreis­ver­wal­tung  indi­rekt unter­stellt wird, Betrof­fe­ne könn­ten nur wegen der preis­güns­ti­ge­ren Woh­nung von Hal­len­berg nach Mars­berg oder Eslo­he umzie­hen. Das ist bei den Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen im HSK völ­lig unrea­lis­tisch. Außer­dem sind z.B. die Mie­ten in Bri­lon und Eslo­he oder Mede­bach nicht iden­tisch, aber für die­se Gemein­den sol­len die glei­chen Höchst­mie­ten gelten.

Ener­gie­po­li­tik ist im Kreis­ge­biet nach wie vor ein wich­ti­ges und viel dis­ku­tier­tes The­ma. Ende des Jah­res wur­de von einem exter­nen Gut­ach­ter­bü­ro ein neu­es und umfang­rei­ches Kli­ma­schutz­kon­zept vor­ge­legt. Es belegt, dass bereits bei einem sehr mode­ra­ten Aus­bau der rege­ne­ra­ti­ven Ener­gien in 10 Jah­ren bereits 96% des im Kreis­ge­biet benö­tig­ten Stroms aus rege­ne­ra­ti­ven Ener­gien im Kreis­ge­biet erzeugt wer­den kann. Kaum ein ande­rer Kreis hat so gute Vor­aus­set­zun­gen für eine Ener­gie­wen­de, denn der HSK hat mit sei­ner sehr gro­ßen Flä­che und sei­ner Topo­gra­phie fast idea­le Vor­aus­set­zun­gen für Wind­kraft und Was­ser­kraft. In den letz­ten Jah­ren ist hier viel zu wenig gesche­hen. So kam in Bri­lon von 2005 bis 2012 nur ein ein­zi­ges Wind­rad neu hin­zu, obwohl Bri­lon die acht­größ­te Flä­che aller 396 Gemein­den in NRW, idea­le Höhen­la­gen und vie­le freie Flä­chen hat. Dabei hält es die SBL für wich­tig, die Wäl­der von Wind­rä­dern frei zu hal­ten und aus­rei­chen­de Abstän­de zu Sied­lun­gen ein­zu­hal­ten; für letz­te­res schafft der aktu­el­le Wind­kraft­er­lass des Lan­des gute Vor­aus­set­zun­gen. Bei den Abstän­den kommt es auf den Schutz vor Lärm und ande­ren Emis­sio­nen an, nicht dar­auf, ob Wind­rä­der in der Fer­ne noch gese­hen wer­den können.

Auf Antrag der SBL hat­te der Kreis­ju­gend­hil­fe­aus­schuss – gegen den Wider­stand der Kreis­ver­wal­tung – beschlos­sen, sich an einem bun­des­wei­ten For­schungs­pro­jekt zur Ermitt­lung des U3-Betreu­ungs­be­darfs zu betei­li­gen. Ers­te Ergeb­nis­se lie­gen nun vor, wei­te­re erwar­ten wir noch.

Das Sozi­al­ti­cket (güns­ti­ge Monats­kar­ten für Bus und Bahn, für Bezie­her z.B.von Grund­si­che­rung oder von Wohn­geld) ist mitt­ler­wei­le in 9 von 12 Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten im Regie­rungs­be­zirk Arns­berg ein­ge­führt. Der HSK ist bis­her nicht dabei, weil CDU und SPD sei­ne Ein­füh­rung mehr­fach ablehn­ten, trotz eines zu erwar­ten­den Lan­des­zu­schus­ses von ca. 300.000 Euro pro Jahr. Nun kommt das Sozi­al­ti­cket auf Antrag des SBL erneut als The­ma in den zustän­di­gen Aus­schuss, denn der HSK scheint sich von der all­ge­mei­nen Ent­wick­lung abzu­hän­gen. Auch der Rat der Stadt Bri­lon hat den HSK zur Ein­füh­rung des Sozi­al­ti­ckets aufgefordert.

In min­des­tens zwei Fäl­len steht die Lei­tung der Kreis­po­li­zei­be­hör­de im Ver­dacht, mani­pu­la­tiv tätig gewe­sen zu sein. Es geht um ein von ihr ein­ge­lei­te­tes unge­recht­fer­tig­tes Straf­ver­fah­ren gegen ein Kreis­tags­mit­glied und die unge­recht­fer­tig­ten Kün­di­gun­gen eines Mit­ar­bei­ters. Das Straf­ver­fah­ren ende­te mit Frei­spruch, die Kün­di­gun­gen wur­den alle­samt von meh­re­ren Arbeits­ge­rich­ten für unwirk­sam erklärt. Einer der bei­den Fäl­le war schon im Innen­aus­schuss des Land­tags, der ande­re ist jetzt beim Lan­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um ange­kom­men, das das Lan­des­kri­mi­nal­amt und das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ein­ge­schal­tet hat. Auch die Rol­le der Staats­an­walt­schaft Arns­berg war in bei­den Ange­le­gen­hei­ten sehr merk­wür­dig. Für die Zukunft muss ins­be­son­de­re geklärt wer­den, dass die Kreis­po­li­zei­be­hör­de Ermitt­lun­gen in Ange­le­gen­hei­ten, in denen ihre eige­nen Füh­rungs­kräf­te und/​oder Mit­ar­bei­ter beschul­digt sind, an eine ande­re Poli­zei­be­hör­de abgibt.

Am 25. Mai 2014 wird gewählt. Außer dem Euro­pa­par­la­ment wer­den Kreis­tag und Stadt- bzw. Gemein­de­rä­te neu gewählt, außer­dem der Land­rat und in 10 von 12 kreis­an­ge­hö­ri­gen Gemein­den die Bür­ger­meis­ter. Nur in Mesche­de und Sun­dern gibt es im Herbst 2015 eine Extra-Neu­wahl der Bür­ger­meis­ter. Aus einer Anfra­ge der SBL ergab sich, dass eine getrenn­te Neu­wahl des Land­rats 150.000 Euro Mehr­kos­ten ver­ur­sacht hät­te. Dies führ­te nach mona­te­lan­ger War­te­zeit dazu, dass auch der im HSK amtie­ren­de Land­rat bekannt­gab, sich vor­zei­tig der Neu­wahl zu stel­len. Bei ihm ging es aller­dings nur um knapp 4 Moan­te “ver­lo­re­ne” Amts­zeit. Die CDU mach­te dar­aus in ihrer Pres­se­mit­tei­lung gleich ein gan­zes Jahr, auf das der Land­rat angeb­lich verzichte…

Die SBL wird sich auch 2015 an den Wah­len auf Kreis­ebe­ne betei­li­gen und berei­tet der­zeit die Auf­stel­lung der Kan­di­da­ten vor, in Zusam­men­ar­beit mit den Bür­ger­lis­ten auf Gemein­de­ebe­ne. Anre­gun­gen sind wie immer will­kom­men, auch für The­men, um die wir uns küm­mern sollen.

Rein­hard Loos

Quel­le: Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL)