Rich­ti­ge Ansät­ze – aber weit ent­fernt von einer Lösung

3. Mai 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Arnsberg.

Am 1. Mai hat­te der DGB im HSK wie­der zu sei­ner zen­tra­len Mai-Ver­an­stal­tung in die Kul­tur­schmie­de in der Arns­ber­ger Alt­stadt ein­ge­la­den. Es ging die­ses Mal um die Sicher­heit der Ren­ten. Auf dem Podi­um saßen 2 MdB, 1 MdL und eine Land­tags­kan­di­da­tin. Ein Sozi­al­ex­per­te des DGB aus Bochum hielt ein Einführungsreferat.

20170501_114653

Die Ansät­ze waren ja rich­tig. So wur­de eine Sta­bi­li­sie­rung des Ren­ten­ni­veaus auf 50% gefor­dert (der­zeit liegt es bei 48%). Zur Ver­deut­li­chung: Das rech­ne­ri­sche Ren­ten­ni­veau beschreibt das Ver­hält­nis der sog. Stan­dard­ren­te zum Durch­schnitts­ver­dienst aller Ver­si­cher­ten, und zwar nach Abzug der Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge, aber vor Abzug der Ein­kom­men­steu­er. Für die “Stan­dard­ren­te” von 1.370 Euro pro Monat muss man aller­dings 45 Ver­si­che­rungs­jah­re mit Durch­schnitts­ver­dienst (der­zeit ca. 3.092 Euro pro Monat) auf­wei­sen, so dass sie sehr vie­le Rent­ner nicht erreichen!

Auf­fäl­lig: Allen Podi­ums­teil­neh­mern schien ent­we­der die Dimen­si­on der Pro­blems nicht bewußt zu sein, oder sie rede­ten es klein. Die rea­len Ver­hält­nis­se wer­den am fol­gen­den Schau­bild des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes deut­lich. Es zeigt den Alten­quo­ti­en­ten, also die Anzahl der ab 65-Jäh­ri­gen im Ver­hält­nis zu 100 Per­so­nen im Alter von 20 bis 64 Jah­ren. Die­ser Alten­quo­ti­ent lag im Jahr 2000 bei 27, der­zeit bei 36 und wird 2035 (in weni­ger als 2 Jahr­zehn­ten!) 56 betra­gen. Es fin­det also von 2000 bis 2035 mehr als eine Ver­dop­pe­lung statt.

AQ-Stabua-2015

Wenn man (rich­ti­ger­wei­se) ver­hin­dern will, dass das Ren­ten­ni­veau wei­ter absinkt, wäre die Kon­se­quenz eine Ver­dop­pe­lung des Bei­trags­sat­zes, wenn sich sonst nichts ändert. Das will nie­mand, aber ohne deut­li­che Bei­trags­er­hö­hun­gen wird es nicht gehen. Und es gibt wei­te­re wesent­li­che Stell­schrau­ben: das durch­schnitt­li­che Ren­ten­ein­tritts­al­ter, die Höhe des Bun­des­zu­schus­ses (real der­zeit ca. 90 Mrd Euro bzw. 30% der Aus­ga­ben der Ren­ten­ver­si­che­rung) und die Bei­trags­ba­sis, also wel­che Bevöl­ke­rungs­grup­pen von wel­chen Ein­kom­mens­ar­ten Bei­trä­ge zahlen.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist es völ­lig unrea­lis­tisch anzu­neh­men, dass eine Erhö­hung der Ren­ten­bei­trä­ge um 0,3 bis 0,4 Pro­zent­punk­te (DGB) oder durch­schnitt­lich 32 Euro Monats­bei­trag (Die Lnke) aus­rei­chen könn­te. Auch die sehr all­ge­mei­ne For­de­rung der “Stär­kung” der Ren­ten­ver­si­che­rung (SPD) hilft nicht wei­ter. Vom Ver­tre­ter der CDU kam über­haupt nichts Kon­kre­tes; er kennt sich bei ande­ren The­men bes­ser aus.

Inter­es­sant war aller­dings die Ankün­di­gung des SPD-MdB, dass sich die SPD in der neu­en Wahl­pe­ri­ode nicht an einer Bun­des­re­gie­rung betei­li­gen wür­de, wenn die­se nicht die Bür­ger­ver­si­che­rung ein­füh­ren wür­de, also die Ein­be­zie­hung aller Bevöl­ke­rungs­grup­pen in die Gesetz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung. Ob das auch im Herbst 2017 noch gilt?

20170501_101311

Lei­der durf­ten die Zuhö­rer sich die­ses Mal – anders als in den Vor­jah­ren – nicht an der Dis­kus­si­on beteiligen.

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)