Egoistisch oder hilfsbereit? Geduldig oder aktiv?

Seminar bringt Deutsche, Afrikaner und Araber über Wertvorstellungen ins Gespräch.
Meschede. Männer und Frauen aus Tansania haben andere Werte als evangelische Sauerländer, ihre jeweiligen Rollen in der Gesellschaft und in der Kirche unterscheiden sich. Das thematisierte ein Seminar aus der Veranstaltungsreihe „Kultur trifft Kultur“ Mitte Mai im Gemeinsamen Kirchenzentrum. Angeregt von und in Zusammenarbeit mit Margot Bell, Pfarrrein für Mission, Ökumene und Weltverantwortung, hatten Susanne Schulze von der Ev. Erwachsenenbildung und Diakoniepfarrer Peter Sinn und Mitglieder des Partnerschaftsausschusses einen Nachmittag zum Thema „Rollenverständnis von Männern und Frauen in Afrika und Deutschland“ erarbeitet. Über 30 Menschen machten mit, darunter: die Delegation aus dem tansanischen Partnerkirchenkreis Ihemebe, Diakonie-und Ökumene – Presbyter aus dem Kirchengemeinden, die Mitglieder des Partnerschaftsausschusses und Männer und Frauen, die ehrenamtlich als Dolmetscher in der Flüchtlingsarbeit tätig sind.
Ein pantomimisches Begrüßungsspiel brachte alle in Schwung und zum Lachen. Höhepunkt war die Auseinandersetzung mit der Geschichte von Rosi, die mit Georg verlobt ist. Zwischen ihm und ihr: ein Fluss mit Krokodilen. Siegfried will sie nur mit seinem Boot übersetzen, wenn sie die Nacht mit ihm verbringen. Frederick versteht ihr Problem, will ihr aber nicht helfen, da es nicht seins ist. So verbringt Rosi die Nacht mit Siegfried. Er bringt sie ans andere Ufer. Sie und Georg sind froh, doch vor der Hochzeit gesteht sie ihm, dass sie mit Siegfried geschlafen hat. Georg ist empört. Auf keinen Fall will er sie mehr heiraten. Daniel hört ihre Geschichte, liebt sie nicht, bietet ihr aber die Heirat an.
In nach Nationalität und Geschlecht getrennten Kleingruppen bewerteten die Teilnehmenden das Verhalten der Personen. Wer ist der moralische Star? Rosi, die alles dafür tut, um ihren Verlobten zu treffen? Oder Georg, der warten kann? Ist Frederick ein Egoist oder kann er sich abgrenzen? Ist Mitleid ein akzeptabler Heiratsgrund? Danach wurden die Ergebnisse in multinationale Männer- und Frauengruppen und am Ende im Plenum diskutiert. Auf allen Gesprächsebenen wurden unterschiedliche Wertvorstellungen durch persönliche Geschichten vermittelt. Es gab gruppenübergreifende Übereinstimmungen. Nicht alle aus einer Kultur leben nach denselben Werte, gleichzeitig gibt es kulturgebundene Übereinstimmungen. Deutlich wurde: Wenn wir uns einander unsere Geschichten anvertrauen, kommt es zu Aha-Effekten, zu Verständnis. Das Hinterfragen eigener Werturteile wird vorstellbar. Voraussetzung dafür sind gegenseitiger Respekt und Zeit und Raum fürs Reden und Hören. Hilfreich erwies sich der Beitrag eines Neheimer Familienberaters. Er widersprach dem Vorurteil, nur in arabischen oder afrikanischen Ländern sei Gewalt von Männern gegen Frauen akzeptiert. In seinem Beruf erfahre er, wie häufig in deutschen Familien Frauen unter gewalttätigen Männern leiden. Und wie wichtig es ist, mit Tätern und Opfern ins Gespräch zu kommen, respektvoll zuzuhören, um zu verstehen, wie die einzelnen geprägt sind und warum sie wie handeln. Beeindruckend war während des ganzen Nachmittags, wie engagiert Pfarrer Burkhard Krieger vom Partnerschaftsausschuss, Anna-Franziska Pich und Susanne Willmes, die Beauftragten für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit, und ein Syrer aus Hüsten alle Aussagen in Kisuaheli, Englisch und Arabisch übersetzten und so das Gespräch über Grenzen hinweg in Fluss hielten. In der Schlussrunde bedankten sich alle Teilnehmenden für die fantastische Vorbereitung, die kreativen Methoden und die Nähe, die sie miteinander und untereinander erlebt haben.
 
Text u Bilder: KKB Mehr Berichte vom Partnerschaftsbesuch auf: http://www.kirchenkreis-arnsberg.de/
 
Bildunterschriften:

  1. Freundliche Begegnungen beim Begrüßungsspiel
  2. Die Ergebnisse der Kleingruppen werden sichtbar.
  3. Es entsteht ein interkulturelles Gespräch