Arnsberg-Herdringen. Der Verband Deutscher Freilichtbühnen Region Nord e.V. (VDF Region Nord) wurde am 12.12.1953 in Hamm/Westfalen unter der damaligen Bezeichnung “Verband der Freilichtbühnen Norddeutschlands e.V.” von 13 Amateurfreilichtbühnen aus Nordrhein- Westfalen und Niedersachsen gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählte seinerzeit auch die Freilichtbühne Herdringen (Bruno Schmidt hat unterzeichnet). Heute gehören dem VDF -Region Nord- 42 Freilichtbühnen an, davon 18 in Niedersachsen, 18 in Nordrhein-Westfalen und 6 in Nordhessen. Unter dem Motto “Gemeinsam sind wir stärker” wurde schließlich am 20. Oktober 1974 in Horn-Bad Meinberg der Bundesverband “Verband Deutscher Freilichtbühnen” (VDF) mit den weiterhin eigenständigen Regionen Nord und Süd, die eng zusammen arbeiten, gebildet. Wie groß das Bedürfnis sich zu organisieren war und ist, zeigt die stetig steigende Zahl der Mitgliedsbühnen. Zum Bundesverband zählen inzwischen 89 Amateurfreilichttheater in 8 Bundesländern. Quer durch alle Generationen und Berufe sind der Verband und seine Mitgliedsbühnen zu einer großen Solidargemeinschaft gewachsen. Sowohl der VDF mit seinen Regionalverbänden Nord und Süd als auch seine Mitgliedsbühnen werden als eingetragene Vereine mit dem Status der Gemeinnützigkeit ehrenamtlich geführt. Der VDF ist Mitglied im Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT), dem größten europäischen Amateurtheaterverband. Mit einem ständigen Sitz im Präsidium des BDAT trägt der VDF wichtige Entscheidungen mit und vertritt besonders die Interessen der Freilichtbühnen.
Mit über 1.700 Aufführungen bieten die im VDF organisierten Amateurfreilichttheater jährlich von Mai bis September ein abwechslungsreiches Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ob Klassiker, Volksstücke, Mundarttheater, Musicals, Kinder- und Jugendstücke – groß ist der Querschnitt durch die Welt des Theaters. In diesem Jahr standen 140 Inszenierungen in den Spielplänen unserer Freilichtbühnen. So vielfältig sich die Angebote der einzelnen Freilichtbühnen präsentieren, so unterschiedlich sind auch ihre Spielorte: die Besucher erleben hier das Theaterspiel in der bizarren Kulisse eines alten Steinbruchs, dort in einem schattigen Wald, auf den Stufen einer Kirche, vor einem historischen Fachwerkensemble, im gepflegten Grün eines Parks, am Ufer eines Flusses oder am Rande einer Wiesenlandschaft.
Die Darsteller und die vielen Helfer vor und hinter den Kulissen, sowie die Bühnenvorstände agieren ohne jegliche Bezahlung. Lediglich dort, wo im künstlerischen Bereich professionelle Kräfte eingesetzt werden, zahlen die jeweiligen Bühnenvereine Honorare. Zweifellos engagieren sich alle Beteiligten aus Freude am Theaterspiel. Gleichwohl verstehen sie ihr Engagement aber auch als kulturellen Auftrag. Sind doch die Freilichtbühnen überwiegend im ländlichen Raum etabliert, wo es nur ein geringes oder gar kein Theaterangebot gibt.
Der kulturelle Stellenwert dieses Auftrages wird einmal mehr an den jährlich über 800.000 Besuchern der VDF-Bühnen deutlich
2010: 841.000 Besucher, davon i. d. Region Nord: 512.000, davon in NRW: 281.000; 2011: 852.000 Besucher, davon i. d. Region Nord: 526.000, davon in NRW: 285.000; 2012: 890.000 Besucher, davon i. d. Region Nord: 531.000, davon in NRW: 285.000; 2013: 1.012.200 Besucher, davon i. d. Region Nord: 595.904, davon in NRW: 302.098; 2014: 871.132 Besucher, davon i. d. Region Nord: 541.920, davon in NRW: 301.189;
Der Vorstand des VDF Region Nord unterstützt seine Mitgliedsbühnen mit vielfältigen Maßnahmen, die von einer hauptamtlichen Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle in Hamm koordiniert werden. Er übernimmt Beratungsfunktionen bei der Stückwahl und leistet aktive Unterstützung bei der Ausstattung und der Bewältigung von technischen Problemen. Neben einer juristischer (Anfangs-)Beratung werden die Interessen der Mitgliedsbühnen bei den Zuschussgebern der öffentlichen Hand, der GEMA , der Künstlersozialkasse und den Verlagen wahrgenommen. Seit einiger Zeit bemüht sich der Vorstand mit Nachdruck um eine akzeptable Lösung für eine angemessene Erstattung der Kosten, die den Freilichtbühnen durch die Folgen der Frequenzbereichszuweisungs- planverordnung für die Neuanschaffung bzw. Umfrequentierung ihrer drahtlosen Übertragungsanlagen entstehen bzw. entstanden sind. Auf der Ebene des Bundesverbandes wird überregional für die Freilichtbühnen geworben und jährlich ein Veranstaltungskalender (Auflage: 60.000 Exemplare) mit Angaben zu allen Aufführungen und Terminen gezielt verteilt. Mit der Verbands- und Fachzeitschrift “Freilichtbühne aktuell” informiert der VDF über die Verbandsaktivitäten und die vielfältige Freilichtbühnenszene.
Die Förderung von Kindern und Jugendlichen, denen an den Freilichtbühnen eine sinnvolle Freizeitgestaltung geboten wird, hat beim VDF Region Nord Priorität. So werden jährlich an wechselnden Freilichtbühnenstandorten Jugend- und Teeniecamps veranstaltet. Schwerpunkt dieser Veranstaltungen und des neu konzipierten “Voll innovativen Jugendcamps” (ViCa) sind Workshops aus unterschiedlichen Bereichen der Theaterpraxis. Darüber hinaus fördert der Austausch die Gemeinschaft, stärkt das Selbst- und auch das Verantwortungsbewusstsein. Dies gilt ebenfalls für die jährlichen Treffen und Schulungen der Jugendleiterinnen und Jugendleiter. Alle Veranstaltungen erfreuen sich mit insgesamt über 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eines großen Zuspruchs.
Konzeptionell und organisatorisch unterstützt werden diese Aktivitäten von zwei hauptamtlichen theaterpädagogischen Mitarbeiterinnen des Bildungswerkes für Theater und Kultur (BTK). Diese staatlich anerkannte Bildungseinrichtung wird vom VDF Region Nord getragen und hat ihren Sitz am Standort der Geschäftsstelle des Verbandes in Hamm.
Ziele und Aufgaben definieren der Gesamtvorstand unter Federführung des geschäftsführenden Vorstandes (1. Vorsitzender Heribert Knecht, 2. Vorsitzende Simone Berg, Geschäftsführer Thomas Lepping) und die Mitgliedsbühnen des VDF Region Nord auf Klausurtagungen und den Jahres- und Arbeitstagungen immer wieder neu. So auch auf der diesjährigen 61. Jahrestagung vom 24. bis 26. Oktober, die vor Ort von der Freilichtbühne Herdringen e.V. organisiert wird und zu der über 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet sind.
An der Eröffnungsveranstaltung nehmen auch zahlreiche Gäste teil, wie z.B. der BGM der Stadt Arnsberg, Herr Hans-Josef Vogel,
Frau Mady Fehrmann, Kulturdezernentin bei der Bezirksregierung in Arnsberg,
Frau Marina Tillmann, in Vertretung der Referatsleiterin Frau Herold, Kulturförderung in der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe,
der Landrat des HSK, Herr Dr.Karl Schneider,
Herr MdB Prof. Dr. Patrick Sensburg
Frau Bettina Milz, Referatsleitung Theater, aus dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW in Düsseldorf, sonst immer dabei, musste leider wegen einer Terminüberschneidung absagen
die VDF-Ehrenpräsidenten Reinhard Jansen und Ludwig Hofmann
sowie der Vorsitzende der VDF -Region Süd- und amtierende VDF-Präsident Herr Wolfgang Schiffelholz aus Donauwörth
Herr Thomas Weber, Geschäftsführer der Sauerland-Tourismus e.V. wird im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung ein Kurzreferat über das Thema “Tourismus und Kultur” halten.
Schwerpunkt der Jahres- und Arbeitstagung bilden insgesamt 8 Arbeitskreise und “Runde Tische”, bei denen es zum einen um den Austausch der Bühnenvorstände und Jugendleiter geht, zum anderen werden unter Einbeziehung praktischer Beispiele Kenntnisse aus unterschiedlichen Sparten der Theaterarbeit wie u.a. Theaterpädagogik, Jugendarbeit, Maske und Perücke, Bühnenbild, Bühnentechnik vermittelt. Ihren Abschluss findet die Jahres- und Arbeitstagung mit der Mitgliederversammlung am 26. Oktober. Trotz des intensiven Arbeitsprogramms bleibt aber Zeit für den persönlichen Austausch sowie das Fachsimpeln. Und schließlich auch für die Geselligkeit, die nicht zuletzt zu einem konstruktiven und freundschaftlichen Miteinander von Verband und Mitgliedsbühnen wesentlich beiträgt.
Die finanzielle Situation an den Mitgliedsbühnen des VDF Region Nord stellt sich unterschiedlich dar und ist letztlich auch abhängig von der Förderpraxis der jeweiligen Länder und Kommunen. Grundsätzlich müssen sich die Mitgliedsbühnen im Wesentlichen mit den Einnahmen aus den Aufführungen tragen. Die Einnahmesituation ist besonders vom Wetter abhängig und wird nicht zuletzt durch die Konkurrenz der vielen sommerlichen Veranstaltungen negativ beeinflusst. Das ungünstige Wetter hat auch in der vergangenen Spielsaison wieder zu zahlreichen Ausfällen geführt. Hier sind naturgemäß die Bühnen ohne überdachter Besuchertribüne besonders betroffen. Eine außergewöhnliche finanzielle Belastung stellen n.w.v. die Folgen der bereits erwähnten Frequenzbereichszuweisungsplanverordnung dar. Die mit der Neuanschaffung und Umfrequentierung der drahtlosen Übertragungsanlagen verbundenen Folgekosten können aufgrund einer Umfrage bei den Mitgliedsbühnen des VDF ziemlich exakt beziffert werden. Sie betragen für die betroffenen Freilichtbühnen des Bundesverbandes VDF ca. 1 Mio. Euro, davon entfallen auf die Bühnen des VDF Region Nord 500.000 Euro und davon wiederum rd. 300.000 Euro auf die NRW-Verbandsbühnen. In welcher Höhe der Bund als Verursacher im Einzelfall überhaupt Kosten erstattet, ist bisher noch unbefriedigend beantwortet. Für die noch bevorstehende sogenannte „Digitale Dividende 2“ müssen noch sehr intensive Verhandlungen mit den beteiligten Ministerien in Berlin geführt werden. Aufgrund der vorgenannten Umstände sind die Freilichtbühnen nach wie vor auf Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen, um ihre jährlichen Produktionen und die Unterhaltung der oft großräumigen Bühnenanlagen zu finanzieren. Diese Zuschüsse sollten nicht, wie in der Vergangenheit schon öfters passiert, durch Haushaltskürzungen auf allen Ebenen, unverhältnismäßig stark gekürzt oder ganz gestrichen werden. Hier ist ein wertschätzendes Handeln der Politik gefordert, dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Anerkennung des großen ehrenamtlichen Engagements vieler Frauen, Männer, Kinder und Jugendlicher an den Freilichtbühnen und deren Wahrnehmung eines kulturellen sowie gesellschaftspolitischen Auftrages.