Ex-Google-Chef spricht bei Volksbank-Dialog: „Lasst es uns einfach machen“

Michael Reitz (l.) und Dr. Florian Müller (r.) vom Vorstand der Volksbank Sauerland dankten Christian Baudis für seinen gelungenen Vortrag beim diesjährigen Volksbank Dialog in Meschede. (Foto: Volksbank Sauerland)

Meschede. „Vom Standpunkt zur Weitsicht: Zukunft denken“ hat Christian Baudis, Digitalunternehmer, Futurist und ehemaliger Google-Deutschland-Chef seinen Vortrag beim diesjährigen Volksbank Dialog überschrieben. Die Volksbank Sauerland hatte den mehrfach ausgezeichneten Kurator der Goethe Business School in Frankfurt und Startup-Investor als Gastredner eingeladen. Der Referent nahm die Volksbank-Mitglieder mit einem fundierten und unterhaltsamen Vortrag auf eine Reise durch die rasante Entwicklung der digitalen Welt mit. Die Entwicklung durch künstliche Intelligenz stand dabei besonders im Fokus.

Gleich zu Beginn ermutigte Christian Baudis die über 400 Gäste in der Stadthalle Meschede und beruhigte sie zugleich: „Haben Sie keine Angst vor dem Thema. Es ist letztendlich nur Statistik.“ Baudis unterstrich seine These, dass Künstliche Intelligenz (KI) nichts anderes als Höchstgeschwindigkeitsstatistik sei. „Die Technik macht den Menschen nicht überflüssig, sondern unterstützt ihn. Es muss immer ein Mensch über das Ergebnis schauen.“ Baudis betonte in seinem Vortrag, die Möglichkeiten und Chancen neuer Technologien in den Vordergrund zu stellen.

Christian Baudis: Die Technik macht den Menschen nicht überflüssig

Doch zunächst hatte Vorstand Dr. Florian Müller in seiner Begrüßungsrede das Wort und erklärte: „Wir können die großen Themen der Zukunft nicht beeinflussen, aber wir können sehr wohl beeinflussen, wie wir damit umgehen. Also lassen Sie uns auch die Chancen der technologischen Entwicklung nutzen, und nicht vor allen Dingen auf Risiken schauen“. Optimistisch mache ihn, dass die heimische Region Südwestfalen über einen starken Mittelstand mit über 150 Weltmarktführern verfüge. Oft seien dies Familienunternehmen in zweiter, dritter oder gar vierter Generation, die exzellent auf ihrem Gebiet seien und die in der Vergangenheit schon häufig ihre Veränderungsfähigkeit bewiesen hätten. Und mit Mut und Unternehmergeist werde es auch gelingen, die digitale Entwicklung für sich nutzbar zu machen.

Christian Baudis machte dem Publikum über viele Beispiele deutlich, wie einfach die digitale Entwicklung für jeden Einzelnen von uns Vorteile biete. Zunächst ging Baudis auf die Möglichkeiten in der Medizin ein: „Wir kommen in eine Welt hinein, in der wir mit technischen Geräten unsere Gesundheit selbst überprüfen und korrigieren können.“ Echtzeitinfos über unseren Körper, die beispielsweise die Sättigung des Blutes angeben. Würde ein Wert unterschritten, dann käme der Hinweis, zum Arzt zu gehen. Bilderkennung, mit der Hautkrebs im Frühstadium erkannt werden kann. Die Vorhersage von Krankheiten sei aufgrund der vielen statistischen Daten heute schon möglich. „Das alles ist Regressionsanalytik“, so Christian Baudis.

Der Referent streifte dann das Thema Mobilität: „Wenn die deutschen Autohersteller nicht aufpassen, kommt bei deutschen Autos nur noch das Chassis aus diesem Land“, so Baudis. „Selbstfahrende Autos sind schon mehr als eine Vision. Eine Welt mit Robotaxis wäre heute schon sicherer, denn selbstfahrende Autos bauen keine Unfälle.“

„Habt keine Angst vor dem Thema.“

Baudis schwenkte über zum Thema Roboter. Der Referent zeigte sich überzeugt, dass Roboter bereits „in wenigen Jahren unser Leben beherrschen werden“. Er konkretisierte: „Ende dieses Jahrzehnts kommt der Haushaltsroboter, der uns das Bügeln, Aufräumen und Putzen abnehmen wird. Heute schon sind die Roboter in vielen Restaurants als Servicekräfte nicht mehr wegzudenken. Und sie werden gebraucht, weil das Personal fehlt.“ Der Weinbauer der Zukunft gehe beispielsweise nie mehr in den Weinberg, sondern schicke bloß noch seine Drohne, um zu gießen, Rebläuse zu bekämpfen und zu düngen.

Unverständnis äußerte Baudis über die ständige Datenschutz-Diskussion in Deutschland: „Das nervt mich kolossal. Wir können dem lieben Gott danken, dass wir eine so gute Datenschutz-Gesetzgebung haben.“

Wie kann aber nun Künstliche Intelligenz in den Unternehmen eingeführt werden? „Der Chef muss Lust darauf haben und idealerweise wird ein kleines Projektteam im Unternehmen gebildet. Darüber hinaus empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit den regionalen Fachhochschulen und Universitäten.“ Auch rät der Digitalunternehmer zum Einsatz und zur Einbindung von Werkstudenten.

Bei der anschließenden Fragerunde zeigten sich die Volksbank-Gäste neugierig und interessiert. Baudis ermutigte das Publikum abschließend auf dem Weg in die nächste Epoche des digitalen Zeitalters nachdem 2007 das erste Smartphone auf den Markt kam: „Lasst es uns einfach machen. Habt keine Angst vor dem Thema.“