Zie­gen­kä­se, ade! Oder: Ist das Prä­di­kat „Bio“ nur eine Fra­ge der Definition?

22. März 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Brilon.

In Bri­lon und in einem grö­ße­ren Radi­us im Sau­er­land schei­den sich die Geis­ter wegen eines Bio-Zie­gen­hofs. Denn nach Aus­sa­gen dort beschäf­tig­ter ehe­ma­li­ger Mit­ar­bei­ter und wei­te­rer Augen­zeu­gen herrsch­ten (oder herr­schen?) auf die­sem Hof Zustän­de, die geeig­net sind, jedem Tier­freund die Trä­nen in die Augen zu trei­ben. Nach­zu­le­sen ist das z.B. hier:
http://​bri​lon​-total​lo​kal​.de/​2​0​1​7​/​0​2​/​1​2​/​u​n​d​e​r​c​o​v​e​r​-​r​e​c​h​e​r​c​h​e​-​z​i​e​g​e​n​-​a​u​f​-​b​i​o​h​o​f​-​i​n​-​b​r​i​l​o​n​-​s​c​h​w​e​r​-​m​i​s​s​h​a​n​d​e​l​t​-​p​e​t​a​-​z​e​i​g​t​-​l​a​n​d​w​i​r​t​-​an/

Schlimm … und noch schlim­mer, weil es sich bei dem „Skan­dal-Hof“ um einen Betrieb mit Bio-Sie­gel han­delt. Wer stellt sich da nicht unwill­kür­lich die Fra­ge nach der Ver­trau­ens­wür­dig­keit der Bio-Zer­ti­fi­zie­rung!? Spielt das Tier­wohl bei der Ver­ga­be des Bio-Sie­gels über­haupt eine Rol­le? Offen­bar sind wir nicht die ers­ten die danach fra­gen. WELT N24 ver­öf­fent­lich­te im August 2015 dazu die­sen Bericht.
Klick:
https://​www​.welt​.de/​f​i​n​a​n​z​e​n​/​v​e​r​b​r​a​u​c​h​e​r​/​a​r​t​i​c​l​e​1​4​5​6​3​1​2​8​1​/​V​e​r​s​t​u​e​m​m​e​l​t​e​-​T​i​e​r​e​-​D​a​s​-​B​i​o​-​S​i​e​g​e​l​-​g​i​b​t​-​e​s​-​t​r​o​t​z​d​e​m​.​h​tml

Hier eini­ge Aus­zü­ge aus dem Arti­kel und zwar die, bei denen es spe­zi­ell um die Tier­hal­tung geht. Zunächst: Es gibt ver­schie­de­ne Bio-Sie­gel. Die einen stel­len höhe­re Ansprü­che, die ande­ren nied­ri­ge­re. Nied­rig­schwel­lig scheint das EU-Sie­gel zu sein. Da sei z.B. die Ent­hor­nung nicht gere­gelt und die Füt­te­rung mit gen­tech­nisch ver­än­der­tem Fut­ter wäre erlaubt. „Das EU-Sie­gel steht nur für einen Min­dest­stan­dard in der bio­lo­gi­schen Wirt­schaft“, wird Armin Valet von der Ver­brau­cher­schutz­zen­tra­le Ham­burg zitiert.

Bes­se­re Noten bekommt in dem Bericht das Deme­ter-Sie­gel. Zitat: „Aber auch solan­ge das Tier noch lebt, gibt es gehö­ri­ge Unter­schie­de zwi­schen den Bio­an­bie­tern. Für die Rin­der­hal­tung haben die Deme­ter-Bau­ern sich die schärfs­ten Regeln unter den Bio­ver­bän­den auf­er­legt. Sie las­sen den Rin­dern ihre Hör­ner, wäh­rend die Käl­ber auf den kon­ven­tio­nel­len und auch den meis­ten Bio­hö­fen in den ers­ten sechs Lebens­wo­chen ent­hornt wer­den. So kön­nen sie im Stall enger gehal­ten wer­den und ver­let­zen sich trotz­dem nicht gegenseitig.“

Hör­ner und Schwän­ze dürf­ten jedoch fast über­all ent­fernt wer­den. Bio­land, Natur­land und Eco­land rie­fen ihre Bau­ern zwar dazu auf, die Stäl­le so geräu­mig zu gestal­ten, dass die Tie­re nicht ent­hornt wer­den müs­sen, aber auf Antrag kön­ne die Erlaub­nis trotz­dem erteilt wer­den. Die EU habe hier kei­ne Regeln auf­ge­stellt. Des­halb dürf­ten auf Höfen im EU-Aus­land die Horn­stel­len bei den Käl­bern auch weg­ge­ätzt wer­den. In Deutsch­land wäre der Ätz­stift dage­gen über­all verboten.

Auch für den sons­ti­gen Umgang mit den Tie­ren gebe es in den EU-Richt­li­ni­en kei­ne ein­deu­ti­ge Rege­lung. Es hie­ße dort ledig­lich: „Ein Lei­den der Tie­re, ein­schließ­lich Ver­stüm­me­lung, ist wäh­rend der gesam­ten Lebens­dau­er der Tie­re sowie bei der Schlach­tung so gering wie mög­lich zu hal­ten.“ Doch die Anbau­ver­bän­de Deme­ter, Natur­land und Bio­land lie­ßen das Zäh­ne-Abschlei­fen bei Fer­keln grund­sätz­lich nicht zu, heißt es wei­ter in dem WELT-Arti­kel vom 26.08.2015.

Inso­fern bleibt zu hof­fen, dass Bio­land bei der Auf­klä­rung der Vor­wür­fe gegen den Bio-Zie­gen­hof-Betrei­ber im Hoch­sauer­land­kreis enga­giert mit­wirkt! Ansons­ten: „Zie­gen­kä­se, ade!“

PS: Noch nach­denk­li­cher stimmt DAS:
http://​www​.bio​wahr​heit​.de/​i​n​h​a​l​t​/​v​e​r​b​a​e​n​d​e​.​htm

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)