Wie teu­er dür­fen Woh­nun­gen für Grund­si­che­rungs­emp­fän­ger im HSK sein?

22. Juni 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

Aus­schuss tagte
Am 14.06.2017 tag­te der Gesund­heits- und Sozi­al­aus­schuss (GSA) des Hoch­sauer­land­krei­ses im frisch ein­ge­weih­ten Zen­trum für Feu­er­schutz und Ret­tungs­we­sen in Meschede-Enste.

Offe­ne Fragen
Gleich zu Sit­zungs­be­ginn stell­te Herr Mat­thi­as Klupp von „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ das soge­nann­te „Schlüs­si­ge Kon­zept zur Bestim­mung ange­mes­se­ner Unter­halts­kos­ten im SGB II und SGB XII“ vor. Im Anschluss an den Vor­trag hat­ten die Aus­schuss-Mit­glie­der Gele­gen­heit Fra­gen zu stel­len, die nach Mei­nung der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) nicht alle umfas­send beant­wor­tet wor­den sind. Auch man­che Sach­ver­hal­te wur­den aus ihrer Sicht nicht ganz deut­lich. Zudem erge­ben sich aus Sicht der SBL/FW auch wei­te­re Fragen.

Alles rech­tens?
Bekannt­lich hat­te das Sozi­al­ge­richt Dort­mund im Febru­ar 2016 das Unter­kunfts­kos­ten-Kon­zept, das im Auf­trag der Kreis­ver­wal­tung von der Ham­bur­ger Fir­ma „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ erstellt wor­den war, für rechts­wid­rig erklärt. Geklagt hat­te eine 80jährige schwer­be­hin­der­te Rent­ne­rin aus Bri­lon. Das Urteil ist aller­dings noch nichts rechts­kräf­tig. Denn der von der Kreis­ver­wal­tung beauf­trag­te Rechts­an­walt aus Del­men­horst (!!) hat Beru­fung beim Lan­des­so­zi­al­ge­richt eingelegt.

Schlüs­sig­keit der Methodik
Inso­fern ist es sehr inter­es­sant, nach wel­cher Metho­dik „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ das aktu­el­le „Schlüs­si­ge Kon­zept“ für die gewähr­ten Unter­kunfts­kos­ten von Bezie­he­rin­nen und Bezie­hern von SGB II- und SBG XII-Leis­tun­gen ermit­telt hat. Es war die­sel­be Fir­ma tätig wie für das bis­he­ri­ge Kon­zept. Gegen­über den vor 3 Jah­ren fest­ge­stell­ten Mie­ten ermit­tel­te sie eine Erö­hung von durch­schnitt­livh nur 1% – für 3 Jahre!

SBL/FW stellt Fragen
SBL/FW-Frak­ti­ons­spre­cher Rein­hard Loos bat daher den Land­rat mit Schrei­ben vom 14.06.2017 fol­gen­de Fra­gen zum KdU-Kon­zept des HSK zu beantworten:
1. Ist es zutref­fend, dass laut Recht­spre­chung des BSG in die Plau­si­bi­li­täts­prü­fung zur Ermitt­lung des Miet­spie­gels min­des­tens 10% aller Miet­woh­nun­gen ein­flie­ßen müssen?
(Soweit wir uns erin­nern, gab Herr Klupp die Zahl der in der Aus­wer­tung berück­sich­ti­gen Miet­woh­nun­gen mit 4.627 an und die Zahl aller Miet­woh­nun­gen im HSK mit ca. 53.000? Falls die­se Anga­ben rich­tig sind, dann liegt die Zahl der berück­sich­ti­gen Miet­woh­nun­gen offen­bar unter 10%?) 
2. Wie genau sind die Kri­te­ri­en „ein­fachs­ter Stan­dard“ und „ein­fa­cher Stan­dard“ defi­niert? Wie stellt der HSK sicher, dass SGB II- und SBG XII-Bezie­her nicht auf Woh­nun­gen mit „ein­fachs­tem Stan­dard“ zurück­grei­fen müssen?
3. Wie hand­habt „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ bei der Aus­wer­tung von Woh­nungs­in­se­ra­ten, dass annon­cier­te Woh­nungs­an­ge­bo­te nicht mehr­fach gezählt wer­den? Wie geht „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ vor, um ganz sicher zu stel­len, dass jede Woh­nung nur ein­mal berück­sich­tigt wird?
4. Das Sozi­al­ge­richt Dort­mund hat das „Schlüs­si­ge Kon­zept“ für rechts­wid­rig erklärt, weil außer SGB II- und SGB XII-Bezie­her/in­nen, Geringverdiener/​innen und Asylbewerber/​innen auch zah­lungs­kräf­ti­ge­re Mie­ter gezielt nach sehr bil­li­gen Woh­nun­gen suchen. Hat „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ die­ses Urteil bei der Nach­fra­ge­ana­ly­se berück­sich­tigt? Wenn ja, mit Hil­fe wel­cher Methodik?
5. Hat „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ bei der Ermitt­lung der Miet­preis­ent­wick­lung im HSK die all­ge­mei­ne Miet­preis­ent­wick­lung 2014 – 2017 und den Ver­brau­cher­preis­in­dex berück­sich­tigt? (Der Ver­brau­cher­preis­in­dex für die Woh­nungs­mie­te in Deutsch­land hat sich in der Zeit von April 2014 bis April 2017 um 4,1% erhöht!)
6. Bei der Fest­le­gung der Woh­nungs­markt­ty­pen II und III im HSK fehlt die räum­li­che Ver­bun­den­heit! Die Stadt Bri­lon wur­de in einen “Woh­nungs­markt­typ” mit ins­ge­samt 7, räum­lich teil­wei­se weit aus­ein­an­der lie­gen­den Kom­mu­nen zusam­men­ge­fasst. Im Kon­zept für den Nach­bar­kreis Unna (aktu­el­ler Stand: Sept 2016) erfolg­te dage­gen durch „Ana­ly­se & Kon­zep­te“ kei­ne Clus­te­rung, son­dern es wur­den für alle 10 Kom­mu­nen eige­ne Miet­wer­te ermit­telt. 4 der 10 Kom­mu­nen sind klei­ner als die Stadt Bri­lon (z.B. Holzwi­cke­de 17.000 Ein­woh­ner, Bönen 18.000 Ein­woh­ner, Frön­den­berg 21.000 Ein­woh­ner). Nach die­sen Kri­te­ri­en hät­te man im HSK 9 Miet­ka­te­go­rien bil­den und nur Best­wig und Eslo­he sowie Win­ter­berg, Hal­len­berg und Mede­bach zusam­men­fas­sen kön­nen. War­um erfolg­te dies nicht? Und war­um wur­den trotz der Vor­ga­be „räum­li­che Ver­bun­den­heit“ z.B. Eslo­he, Hal­len­berg und Mars­berg im sel­ben Woh­nungs­markt­typ zusammengefasst?
7. Die von der aus­füh­ren­den Fir­ma ange­wand­te “Clus­te­rung” ist sehr umstrit­ten und wird in zahl­rei­chen Ent­schei­dun­gen von Sozi­al­ge­rich­ten abge­lehnt. Selbst wenn man sie als wis­sen­schaft­lich trag­fä­hi­ge Metho­de akzep­tie­ren wür­de, hät­te man die Aktua­li­tät der Para­me­ter über­prü­fen müs­sen. Denn seit dem ers­ten Kon­zept der aus­füh­ren­den Fir­ma haben sich die Mie­ten­stu­fen von 5 der 12 Kom­mu­nen im HSK geän­dert, und die Ein­woh­ner­zahl­ent­wick­lung der Jah­re 2007 – 2011 ist auch nicht mehr anwend­bar. War­um erfolg­te kei­ne Aktua­li­sie­rung die­ser Cluster-Auswertung?
8. Gibt es zwi­schen­zeit­lich eine Ent­schei­dung des LSG zum KdU-Kon­zept des HSK?

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)