Wel­che Fol­gen kann der Koali­ti­ons­ver­trag für die Kom­mu­nal­po­li­tik haben? (I)

8. Februar 2018
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

Was könn­te der Koali­ti­ons­ver­trag für die Kom­mu­nal­po­li­tik bedeu­ten? Dazu hier eini­ge Gedan­ken eines Mit­glieds der SBL/FW-Kreis­tags­frak­ti­on:

Kin­der­ar­mut und Familien

Hier gibt es eini­ge begrü­ßens­wer­te Ankün­di­gun­gen – wenn sie denn tat­säch­lich umge­setzt werden:
“Wir wer­den ein Maß­nah­men­pa­ket zur Bekämp­fung der Kin­der­ar­mut schnü­ren: Dazu wol­len wir zur Ent­las­tung ein­kom­mens­schwa­cher Fami­li­en, ins­be­son­de­re auch Allein­er­zie­hen­der und kin­der­rei­cher Fami­li­en, den Kin­der­zu­schlag erhö­hen. Gemein­sam mit dem Kin­der­geld soll der Min­dest­be­darf des säch­li­chen Exis­tenz­mi­ni­mums (der­zeit 399 Euro) gedeckt wer­den… Dabei müs­sen wir prü­fen, wie Kin­der­zu­schlag, Wohn­geld, Kin­der­un­ter­halt und/​oder Unter­halts­vor­schuss bes­ser auf­ein­an­der abge­stimmt wer­den kön­nen. Die Bean­tra­gung die­ser Leis­tung für Fami­li­en wol­len wir ent­bü­ro­kra­ti­sie­ren und die Antrag­stel­lung dort, wo es mög­lich ist, mit Anträ­gen auf wei­te­re Leis­tun­gen zusam­men­füh­ren. Wir wol­len errei­chen, dass Berech­tig­te die Leis­tung tat­säch­lich erhal­ten. ” (Zei­le 701 ff.)

“Auch die Leis­tun­gen für Bil­dung und Teil­ha­be wer­den wir ver­bes­sern, Hemm­nis­se der Inan­spruch­nah­me besei­ti­gen, die Wir­kung prü­fen und gezielt erhö­hen. Leis­tun­gen sol­len künf­tig mög­lichst pau­schal abge­rech­net wer­den. Dort wo es mög­lich ist, wol­len wir Ein­zel­an­trä­ge redu­zie­ren und z. B. Schu­len ermög­li­chen, gesam­mel­te Anträ­ge für die berech­tig­ten Kin­der dis­kri­mi­nie­rungs­frei zu stel­len.” (Z. 720 ff.)

“Wir wol­len die best­mög­li­che Betreu­ung für unse­re Kin­der und die bes­se­re Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf. Dazu unter­stüt­zen wir Län­der und Kom­mu­nen wei­ter­hin beim Aus­bau des Ange­bots und bei der Stei­ge­rung der Qua­li­tät von Kin­der­be­treu­ungs­ein­rich­tun­gen und dem Ange­bot an Kin­der­ta­ges­pfle­ge sowie zusätz­lich bei der Ent­las­tung von Eltern bei den Gebüh­ren bis hin zur Gebüh­ren­frei­heit.” (Z. 735 ff.)

“Wir wer­den einen Rechts­an­spruch auf Ganz­tags­be­treu­ung im Grund­schul­al­ter schaf­fen. Dabei wer­den wir auf Fle­xi­bi­li­tät ach­ten, bedarfs­ge­recht vor­ge­hen und die Viel­falt der in den Län­dern und Kom­mu­nen bestehen­den Betreu­ungs­mög­lich­kei­ten der Kin­der- und Jugend­hil­fe und die schu­li­schen Ange­bo­te berück­sich­ti­gen.” (Z. 753 ff.)

“Wir respek­tie­ren geschlecht­li­che Viel­falt. Alle Men­schen sol­len unab­hän­gig von ihrer sexu­el­len Iden­ti­tät frei und sicher leben kön­nen – mit glei­chen Rech­ten und Pflich­ten. Homo­se­xu­el­len- und Trans­feind­lich­keit ver­ur­tei­len wir und wir­ken jeder Dis­kri­mi­nie­rung ent­ge­gen.” (Z. 793 ff.)

Senio­rin­nen und Senioren

Wenig kon­kret sind die­se Aussagen:
“Wir wol­len die Kom­mu­nen bei der Bewäl­ti­gung des demo­gra­fi­schen Wan­dels nach­hal­tig unter­stüt­zen und die Men­schen in den Mit­tel­punkt stel­len. Die Rah­men­be­din­gun­gen vor Ort wie auch auf Bun­des­ebe­ne wol­len wir wei­ter ver­bes­sern und Ver­ein­sa­mung ent­ge­gen­wir­ken. Das bedeu­tet vor allem eine gute Infra­struk­tur in unse­ren Kom­mu­nen und den Auf­bau eines senio­ren­ge­rech­ten Wohn­um­felds und einer ent­spre­chen­den Nach­bar­schaft. Wir set­zen auf einen wei­te­ren Aus­bau unter­schied­li­cher und orts­na­her Beratungs‑, Bil­dungs- und Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te sowie unter­schied­li­cher Wohn­for­men, um den viel­fäl­ti­gen Bedürf­nis­sen und Wün­schen älte­rer Men­schen gerecht zu wer­den und die Selbst­be­stim­mung im Alter zu ermög­li­chen.” (Z. 1084 ff.)

All­ge­mei­ne Bil­dung und Schulen

Auch hier darf man auf die Umset­zung gespannt sein:
“Zur Ver­bes­se­rung der Bil­dung wer­den wir eine Inves­ti­ti­ons­of­fen­si­ve für Schu­len auf den Weg brin­gen. Die­se umfasst zusätz­lich zum lau­fen­den Schul­sa­nie­rungs­pro­gramm die Unter­stüt­zung der Län­der bei ihren Inves­ti­tio­nen in die Bil­dungs­in­fra­struk­tur, ins­be­son­de­re Ganz­tags­schul- und Betreu­ungs­an­ge­bo­te, Digi­ta­li­sie­rung und beruf­li­che Schu­len… Wir wer­den ganz­tä­gi­ge Bil­dungs- und Betreu­ungs­an­ge­bo­te für alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Grund­schul­al­ter ermög­li­chen. Wir wer­den des­halb einen Rechts­an­spruch auf Ganz­tags­be­treu­ung für alle Kin­der im Grund­schul­al­ter schaf­fen. Dafür wer­den wir gemein­sam mit den Län­dern die Ange­bo­te so aus­bau­en, dass der Rechts­an­spruch im Jah­re 2025 erfüllt wer­den kann. Der Bund stellt für Inves­ti­tio­nen in Ganz­tags­schul- und Betreu­ungs­an­ge­bo­te zwei Mil­li­ar­den Euro zur Ver­fü­gung. Bei der Umset­zung des Rechts­an­spruchs wer­den wir auf Fle­xi­bi­li­tät ach­ten, bedarfs­ge­recht vor­ge­hen und die Viel­falt der in den Län­dern und Kom­mu­nen bestehen­den Betreu­ungs­mög­lich­kei­ten der Kin­der- und Jugend­hil­fe und die schu­li­schen Ange­bo­te berück­sich­ti­gen und dar­auf auf­bau­en. ” (Z. 1141 ff.)

Beruf­li­che Bildung

“Im Rah­men der Novel­le des Berufs­bil­dungs­ge­set­zes (BBiG) wer­den wir eine Min­dest­aus­bil­dungs­ver­gü­tung im Berufs­bil­dungs­ge­setz ver­an­kern. Das Gesetz soll bis zum 1. August 2019 beschlos­sen wer­den und zum 1. Janu­ar 2020 in Kraft tre­ten.” (Z. 1234 ff.)

“Um die Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf zu för­dern und mehr Men­schen die Aus­bil­dung zu ermög­li­chen, wol­len wir eine Initia­ti­ve zur stär­ke­ren Nut­zung der Teil­zeit­aus­bil­dung star­ten.” (Z. 1296)

Digi­ta­le Infrastruktur

“Unser Ziel lau­tet: Glas­fa­ser in jeder Regi­on und jeder Gemein­de, mög­lichst direkt bis zum Haus. Schu­len, Gewer­be­ge­bie­te, sozia­le Ein­rich­tun­gen in der Trä­ger­schaft der öffent­li­chen Hand und Kran­ken­häu­ser wer­den wir bereits in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode direkt an das Glas­fa­ser­netz anbinden.
Dafür ist eine gemein­sa­me Kraft­an­stren­gung von Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­tern und Staat erfor­der­lich. Wir gehen von einem öffent­li­chen Finan­zie­rungs­be­darf von zehn bis zwölf Mil­li­ar­den Euro in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode aus, die wir in einem Giga­bit­in­ves­ti­ti­ons­fonds ver­läss­lich bereit­stel­len.” (Z. 1633 ff.)

Mobi­li­tät

Dies hat die GaGa­Gro­Ko im Kreis­tag des HSK gera­de erst abgelehnt:
“Wir wol­len, dass Mobi­li­tät über alle Fort­be­we­gungs­mit­tel (z. B. Auto, ÖPNV, E‑Bikes, Car- und Ride Sha­ring, Ruf­ta­xen) hin­weg geplant, gebucht und bezahlt wer­den kann und füh­ren des­halb eine digi­ta­le Mobi­li­täts­platt­form ein, die neue und exis­tie­ren­de Mobi­li­täts­an­ge­bo­te benut­zer­freund­lich mit­ein­an­der ver­netzt. Um dies zu errei­chen, müs­sen ein­heit­li­che, offe­ne Stan­dards ent­wi­ckelt und ein­ge­hal­ten wer­den. Damit kön­nen Echt­zeit­da­ten über Ver­kehrs­trä­ger und ‑situa­ti­on frei und zwi­schen allen öffent­li­chen und pri­va­ten Betrei­bern von Ver­kehrs­sys­te­men und Anbie­tern von Infor­ma­ti­ons­sys­te­men aus­ge­tauscht wer­den, um die Ein­füh­rung von bun­des­wei­ten eTi­ckets zu ermög­li­chen.” (Z. 2133 ff.)

Gute Arbeit

“Auch die Leis­tun­gen für Bil­dung und Teil­ha­be wer­den wir ver­bes­sern, Hemm­nis­se 2310 der Inan­spruch­nah­me besei­ti­gen, die Wir­kung prü­fen und gezielt erhö­hen… Die Eigen­an­tei­le zur gemein­schaft­li­chen Mit­tags­ver­pfle­gung in Kitas und Schu­len und für Schü­ler­be­för­de­rung ent­fal­len. Im Rah­men des bestehen­den Teil­ha­be­pa­ke­tes soll all­ge­mei­ne Lern­för­de­rung auch dann mög­lich sein, wenn die Ver­set­zung nicht unmit­tel­bar gefähr­det ist.” (Z. 2310 ff.)

“Wir wol­len den Miss­brauch bei den Befris­tun­gen abschaf­fen. Des­halb dür­fen Arbeit­ge­ber mit mehr als 75 Beschäf­tig­ten nur noch maxi­mal 2,5 Pro­zent der Beleg­schaft sach­grund­los befris­ten. Bei Über­schrei­ten die­ser Quo­te gilt jedes wei­te­re sach­grund­los befris­te­te Arbeits­ver­hält­nis als unbe­fris­tet zustan­de gekom­men. Die Quo­te ist jeweils auf den Zeit­punkt der letz­ten Ein­stel­lung ohne Sach­grund zu beziehen.

Die Befris­tung eines Arbeits­ver­tra­ges ohne Vor­lie­gen eines sach­li­chen Grun­des ist nur noch für die Dau­er von 18 statt bis­lang von 24 Mona­ten zuläs­sig, bis zu die­ser Gesamt­dau­er ist auch nur noch eine ein­ma­li­ge statt einer drei­ma­li­gen Ver­län­ge­rung mög­lich.” (Z. 2341 ff.)

“Im Teil­zeit- und Befris­tungs­recht wird ein Recht auf befris­te­te Teil­zeit ein­ge­führt. Ins­be­son­de­re für Frau­en ist es wich­tig, nach einer Fami­li­en­pha­se ihre beruf­li­chen Plä­ne voll ver­wirk­li­chen zu kön­nen. Gegen­über dem Refe­ren­ten­ent­wurf zur Wei­ter­ent­wick­lung des Teil­zeit­rechts wer­den fol­gen­de Ände­run­gen vereinbart:
1. Es besteht kein Anspruch auf Ver­län­ge­rung oder Ver­kür­zung der Arbeits­zeit oder vor­zei­ti­ge Rück­kehr zur frü­he­ren Arbeits­zeit wäh­rend der zeit­lich begrenz­ten Teilzeitarbeit.

2. Der neue Teil­zeit­an­spruch nach die­sem Gesetz gilt nur für Unter­neh­men, die in der Regel ins­ge­samt mehr als 45 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter beschäftigen.
3. Für Unter­neh­mens­grö­ßen von 46 bis 200 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter wird eine Zumut­bar­keits­gren­ze ein­ge­führt” (Z. 2391 ff.)

Indus­trie und Klima

Unver­bind­li­cher geht es kaum:
“Das gemein­sa­me Ziel, das sich die Welt­ge­mein­schaft u. a. mit dem Pari­ser Abkom­men gesetzt hat, ist die Rea­li­sie­rung einer emis­si­ons­ar­men und kli­ma­neu­tra­len Mobi­li­tät. Hier­zu müs­sen alle Poten­zia­le genutzt wer­den. Es ist daher von beson­de­rer Bedeu­tung, dass der Weg zu einer nach­hal­ti­gen Mobi­li­tät tech­no­lo­gie­of­fen und ohne poli­ti­sche Tech­no­lo­gie­fest­le­gung erfolgt. Die Poli­tik ist gefor­dert, die rich­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen und Grenz­wer­te zu set­zen und deren Ein­hal­tung zu über­wa­chen.” (Z. 2624 ff.)

Fach­kräf­te­be­darf

Wann zählt ein Aus­län­der als “Fach­kraft”?
“Um Deutsch­land für qua­li­fi­zier­te inter­na­tio­na­le Fach­kräf­te noch attrak­ti­ver zu machen, wol­len wir ein Fach­kräf­te­ein­wan­de­rungs­ge­setz ver­ab­schie­den, mit dem wir den Zuzug qua­li­fi­zier­ter Arbeits­kräf­te nach Deutsch­land ord­nen und steuern.
Wir wol­len den Anteil der Frau­en im Erwerbs­le­ben in Deutsch­land erhö­hen. Damit leis­ten wir auch einen wesent­li­chen Bei­trag zur Fach­kräf­te­si­che­rung.” (Z. 2969 ff.)

Soli­de Finanzen

“Wir stel­len die wei­te­re Finan­zie­rung der lau­fen­den Maß­nah­men zur Ent­las­tung von Län­dern und Kom­mu­nen bei den Flücht­lings­kos­ten (Inte­gra­ti­ons­pau­scha­le, Kos­ten der Unter­kunft, unbe­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Flücht­lin­ge) in den Jah­ren bis 2021 mit ins­ge­samt wei­te­ren acht Mil­li­ar­den Euro sicher und gestal­ten sie gemein­sam – wo erfor­der­lich – effi­zi­en­ter neu aus.” (Z. 3080 ff.)

Ener­gie

“Eine Vor­aus­set­zung für eine erfolg­rei­che Ener­gie­wen­de und Kli­ma­schutz­po­li­tik ist ein wei­te­rer ziel­stre­bi­ger, effi­zi­en­ter, netz­syn­chro­ner und zuneh­mend markt­ori­en­tier­ter Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen stre­ben wir einen Anteil von etwa 65 Pro­zent Erneu­er­ba­rer Ener­gien bis 2030 an und wer­den ent­spre­chen­de Anpas­sun­gen vor­neh­men. Der Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien muss deut­lich erhöht wer­den, auch um den zusätz­li­chen Strom­be­darf zur Errei­chung der Kli­ma­schutz­zie­le im Ver­kehr, in Gebäu­den und in der Indus­trie zu decken.” (Z 3252 ff.)
“Wir werden …
• beim wei­te­ren Aus­bau der Wind­ener­gie an Land einen bes­se­ren Inter­es­sen­aus­gleich zwi­schen Erneu­er­ba­ren-Bran­che einer­seits und Natur­schutz- und Anwoh­ner­an­lie­gen ande­rer­seits gewährleisten;
• durch eine bun­des­ein­heit­li­che Rege­lung beim wei­te­ren Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien (EE) die Stand­ort­ge­mein­den stär­ker an der Wert­schöp­fung von EE-Anla­gen betei­li­gen und die Mög­lich­kei­ten einer Pro­jekt­be­tei­li­gung von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern ver­bes­sern, ohne dass dies ins­ge­samt zu Kos­ten­stei­ge­run­gen beim EE-Aus­bau führt.” (Z. 3285 ff.)

Fort­set­zung folgt!

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)