WDR 2 auf dem Weg zum Dudelfunk

27. Mai 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis und fast überall

Wie lan­ge dau­ert es, ein renom­mier­tes öffent­lich-recht­li­ches Hör­funk­pro­gramm so umzu­ge­stal­ten, dass es nicht mehr vom Pri­vat­funk unter­scheid­bar ist? Jetzt ken­nen wir die Ant­wort: 3 Jah­re. Denn seit 3 Jah­ren ist beim WDR eine Hör­funk­di­rek­to­rin tätig, die zuvor 10 Jah­re lang bei “Anten­ne Bay­ern” gewirkt hatte.

Über ihre dor­ti­ge Tätig­keit lesen wir bei Wiki­pe­dia:
“Bei Anten­ne Bay­ern gelang Weber eine deut­li­che Stei­ge­rung der Hörerzahlen[5], wenn auch dies durch Maß­nah­men erreicht wur­de, die gera­de alt ein­ge­ses­se­ne Hörer mit gewis­sem Niveau­an­spruch ablehn­ten. So wur­de durch Vale­rie Webers Wir­ken Anten­ne Bay­ern in ein gän­gi­ges Radio­for­mat gepresst. Die musi­ka­li­sche Viel­falt wur­de stark redu­ziert, die jour­na­lis­ti­sche Frei­heit der Mode­ra­to­ren dras­tisch ein­ge­schränkt. Viel­mehr wur­de es gang und gäbe, dass die Mode­ra­to­ren von der Redak­ti­on vor­be­rei­te­te Bei­trä­ge ver­le­sen muss­ten und nun nicht mehr The­men selbst erar­bei­ten durften.
Webers Erfolg geht auf eine stren­ge Kom­mer­zia­li­sie­rung ihrer Sen­der zurück: Gro­ße Mar­ke­ting­ak­tio­nen reich­ten vom Abwer­fen von Duft­stof­fen aus einem Flug­zeug über dem Stutt­gar­ter Sen­de­ge­biet bis zum Aus­bau von eng mit der Wer­be­in­dus­trie ver­knüpf­ten Tele­fon-Gewinn­spie­len in Livesendungen.”

Wer im HSK bis­her Radio hör­te und sich nicht so vie­le Gewinn­spie­le, Wer­bung, getürk­te Inter­views und zu 95% Pro­gramm aus Ober­hau­sen anhö­ren woll­te, son­dern vor allem an Infor­ma­tio­nen und zwi­schen­durch Musik sowie an qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Sen­dun­gen inter­es­siert war, konn­te meist WDR 2 hören. Das scheint ab nächs­te Woche vor­bei zu sein. Denn mit eienr wei­te­ren Reform des Pro­gramm­sche­mas ist der Sen­der end­gül­tig auf Pri­vat­funk­ni­veau ange­kom­men. Vie­le anspruchs­vol­le Sen­dun­gen wur­den bereits im letz­ten Som­mer gestri­chen, und die weni­gen, die damals noch im Pro­gramm blei­ben durf­ten, wer­den nun auch abge­schafft. Mon­talk und Ser­vice­zeit sind mar­kan­te Bei­spie­le. Vie­le ange­se­he­ne Mode­ra­to­ren haben den Sen­der ver­las­sen, wie in die­sen Tagen Uwe Schulz und Sig­rid Fischer. Wie “auf­re­gend” das Pro­gramm­sche­ma dann noch ist, steht für den 29.05.2017 (und die fol­gen­den Tage) hier.

Beson­ders auf­fäl­lig ist die Ent­wick­lung des poli­ti­schen Sati­re-Maga­zins “Zuga­be“. 22 Jah­re lang wur­de es bis­her min­des­tens ein­mal wöchent­lich aus­ge­strahlt, gele­gent­lich sogar live. Im Okto­ber 2012 kam die “unter­ir­disch­te” Sen­dung aller Zei­ten live aus dem Erz­berg­werk in Rams­beck, mit Gru­ben­ein­fahrt und Sup­pe aus dem Hen­kel­mann. Vor 3 Jah­ren wur­de die “Zuga­be” noch 3 Stun­den lang an jedem Sams­tag Abend gesen­det. Dar­aus wur­den dann 2 Stun­den, seit letz­tem Jahr blieb noch eine ein­zi­ge Stun­de am Frei­tag Abend übrig, und heu­te wur­de die letz­te Sen­dung aus­ge­strahlt. Die Poli­ti­ker der gro­ßen Par­tei­en kön­nen sich freu­en… Und Radio Sauer­land wird wohl kaum ein poli­ti­sches Sati­re-Maga­zin produzieren!

Come­di­an Rene Stein­berg hat die Situa­ti­on zurück­hal­tend – aber zwi­schen den Zei­len tref­fend – auf Face­book beschrie­ben.

Eine 4minütige Col­la­ge aus der Zuga­be lässt sich hier nachhören.

PM der Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)