Vogel­grip­pe – Wel­ches Kon­zept hat im Fall des Fal­les der Hochsauerlandkreis?

2. Februar 2015
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

Bei den Vogel­grip­pe-Fäl­len Ende letz­ten Jah­res in Nie­der­sach­sen, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, den Nie­der­lan­den und in Groß­bri­tan­ni­en han­del­te es sich um den hoch gefähr­li­chen Erre­ger H5N8. Als Fol­ge muss­ten allein im Kreis Clop­pen­burg 130.000 Tie­re gekeult wer­den. Um den betrof­fe­nen Mast­be­trieb wur­de ein Sperr­be­zirk mit einem Radi­us von 1.000 Metern gezo­gen. In allen im Umkreis von 3.000 Metern befind¬lichen Geflü­gel­stäl­len fan­den Kon­trol­len statt. Außer­dem galt ein Trans­port­ver­bot. In einem ande­ren Fall im Ems­land wur­de laut einer Mel­dung des NDR ein Beob­ach­tungs­ge­biet mit einem Radi­us von zehn Kilo­me­tern um den betrof­fe­nen Hof ange­ord­net. Dar­un­ter fie­len mehr als 200 Betrie­be mit rund vier Mil­lio­nen Tieren.
Die Lage war also sehr bri­sant. Hof­fen wir, dass das Pro­blem aus­ge­stan­den ist!?

Anfra­ge der SBL/FW
Doch wer weiß, wann und wo wie­der die Vogel­grip­pe auf­tritt? Und nach wel­chem Plan ver­fah­ren dann die Behör­den? Die Kreis­tags­frak­ti­on Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) woll­te genau das wis­sen und stell­te dem Hoch­sauer­land­kreis am 22. Dezem­ber 2014 die­se bei­den Fragen:

„1. Über wel­ches Kon­zept und über wel­che per­so­nel­le Aus­stat­tung ver­fügt der Hoch­sauer­land­kreis für den Fall, dass in unse­rem Kreis­ge­biet die Vogel­grip­pe auf­tritt, zumal dann, wenn Betrie­be betrof­fen sind, die sich in unmit­tel­ba­rer Nähe der Wohn­be­bau­ung befin­den (so wie das nach den jet­zi­gen Pla­nun­gen in Mesche­de-Sche­der­ber­ge der Fall sein wird)?

2. Nach Mei­nung von Fach­leu­ten kön­nen bestimm­te Stäm­me des Vogel­grip­pe-Erre­gers auch bei Men­schen Erkran­kun­gen aus­lö­sen. Ist ange­sichts die­ser und ande­rer Gefah­ren und Beeinträch¬ti¬gungen Ihrer Mei­nung nach ein grö­ße­rer Geflügelmastbetrieb/​Massentierhaltung in unmit­tel­ba­rer Sied­lungs­nä­he sinn­voll und verantwortbar?
Wenn „Ja“, warum?“

Ant­wort der Kreisverwaltung
Mit Schrei­ben vom 15.01.2015 ant­wor­te­te der Land­rat wie folgt:

„Zu Fra­ge 1.:
Im Fal­le des Aus­bruchs der Geflü­gel­pest sind die ein­zu­lei­ten­den Bekämp­fungs­maß­nah­men in der Geflü­gel­pest-Ver­ord­nung vom 08.05.2013 abschlie­ßend gere­gelt. Die kon­zep­tio­nel­le Umset­zung der Bekämp­fungs­vor­ga­ben erfolgt im Hoch­sauer­land­kreis im Fal­le des Aus­bruchs der Geflü­gel­pest auf Grund­la­ge des Tier­seu­chen-Hand­buchs des Hoch­sauer­land­krei­ses, das für alle Fäl­le, in denen eine hoch­kon­ta­giö­se Tier­seu­che auf­tritt, gilt.

Im Fal­le des Auf­tre­tens einer hoch­kon­ta­giö­sen Tier­seu­che im Hoch­sauer­land­kreis wird ein „Loka­les Tier­seu­chen-Kri­sen­zen­trum” ein­ge­rich­tet. Wäh­rend der Pha­se der Seu­chen­be­kämp­fung fun­giert es als stän­di­ge Ein­rich­tung, ent­schei­det auf Grund­la­ge der recht­li­chen Vor­ga­ben über alle fach­li­chen Not­wen­dig­kei­ten und setzt die sich dar­aus ablei­ten­den Maß­nah­men um.

Das „Loka­le Tier­seu­chen-Kri­sen­zen­trum” setzt sich zusam­men aus dem Kri­sen­stab, der bei Bedarf zusam­men­tritt, und dem ope­ra­ti­ven Stab, der die lage­ab­hän­gi­gen Ent­schei­dun­gen trifft und eigen­stän­dig umsetzt sowie die Beschlüs­se des Kri­sen­sta­bes in die Seu­chen­be­kämp­fung ein­bin­det. Der ope­ra­ti­ve Stab stellt eine stän­di­ge Ein­rich­tung wäh­rend des Seu­chen­ge­sche­hens dar. Das „Loka­le Tier­seu­chen-Kri­sen­zen­trum” steht in direk­tem Kon­takt mit dem Lan­des­tier­seu­chen­kon­troll­zen­trum, das im Kri­sen­fall auf Lan­des­ebe­ne beim LANUV ein­ge­rich­tet wird und die lan­des­wei­ten Maß­nah­men in Abhän­gig­keit von der Seu­chen­la­ge koordiniert.

Des Wei­te­ren wur­de für die Bekämp­fung hoch­kon­ta­giö­ser Tier­seu­chen, wie z.B. der Geflü­gel­pest, im Hoch­sauer­land­kreis ein Tier­seu­chen-Logis­tik­zen­trum im Kreis­stra­ßen­bau­hof am Stand­ort in Eslo­he ein­ge­rich­tet. Im Tier­seu­chen-Logis­tik­zen­trum erfolgt im Kri­sen­fall die Ein­wei­sung, Aus­stat­tung und Dekon­ta­mi­na­ti­on der Ein­satz­kräf­te und die Des­in­fek­ti­on der Fahr­zeu­ge und ein­ge­setz­ten Materialien.

Bereits aus der Orga­ni­sa­ti­ons­form ergibt sich, dass es sich um per­so­nal­in­ten­si­ve Struk­tu­ren han­delt, die allein mit dem Per­so­nal aus dem FD 36 nicht betrie­ben wer­den kön­nen. Aus die­sem Grun­de wer­den Dienst­kräf­te aus ande­ren Fach­diens­ten des Hoch­sauer­land­krei­ses, wie z. B. FD 12, FD 14 und FD 38 in Abhän­gig­keit von der Seu­chen­la­ge ein­ge­setzt. Hin­zu kom­men die Fach­be­ra­ter und Ein­satz­kräf­te aus den Berei­chen Poli­zei, Feu­er­wehr, THW, DRK und MHD.

Beim Auf­tre­ten einer hoch­kon­ta­giö­sen Tier­seu­che kön­nen die tier­ärzt­li­chen Per­so­nal­res­sour­cen des Krei­ses schnell über­for­dert wer­den. Aus die­sem Grun­de ist der Hoch­sauer­land­kreis dem „Rah­men­über­ein­kom­men über die gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung im Tier­seu­chen­kri­sen­fall” bei­getre­ten. In dem Rah­men­über­ein­kom­men ist die gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung der Vete­ri­när­be­hör­den in NRW durch Bereit­stel­lung von Tier­ärz­ten und auch Ver­wal­tungs­per­so­nal im Tier­seu­chen­kri­sen­fall geregelt.

Zu Fra­ge 2.:
Ent­schei­dun­gen über die Errich­tung von Stall­ge­bäu­den zur Geflü­gel­hal­tung erfol­gen auf Grund­la­ge des gel­ten­den Rechts. Die gestell­te Fra­ge kann daher nicht wei­ter beant­wor­tet wer­den, da es nicht Auf­ga­be der Kreis­ver­wal­tung ist, poli­ti­sche Mei­nun­gen zu äußern.“

Resü­mee
Ob die „Ant­wort“ auf die zwei­te Fra­ge zur Beru­hi­gung der Bewoh­ner von Mesche­de-Sche­der­ber­ge bei­tra­gen wird, las­sen wir mal dahin­ge­stellt. Zwi­schen den Wohn­häu­sern mit­ten in dem Dörf­chen soll ein rie­si­ger Puten­mast­be­trieb ent­ste­hen. Die Rede ist von 10.000 Tie­ren. Die Mit­glie­der der SBL/FW – und nicht nur die – hal­ten die­ses Vor­ha­ben aus meh­re­ren Grün­den für unver­ant­wort­lich. Wer garan­tiert, dass in Sche­der­ber­ge nicht gefähr­li­che Seu­chen wie die Vogel­grip­pe aus­bre­chen!? Dann hel­fen wahr­schein­lich auch kei­ne Anti­bio­ti­ka mehr!? Aber das ist ein ande­res Thema …

PM der Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)