Sundern -Ärztliche Versorgung steht in ein paar Jahren auf der Kippe

Sundern – Bürgermeister liebt Mediziner

Sundern. Überall im ländlichen Raum Deutschlands schreitet der gesellschaftliche und demographische Wandel deutlich voran. Seine Auswirkungen auf die medizinische Versorgung sind in vielen Städten und Dörfern schon deutlich erkennbar. In Sundern ist die Welt noch in Ordnung, aber in Zukunft gefährdet.

Bürgermeister Brodel hat daher schon im vergangenen Jahr eine Projektgruppe innerhalb des Rathauses eingerichtet, die sich darum kümmert, dass Sundern weiter gut versorgt bleibt:

„Jede Bürgerin, jeder Bürger der Stadt Sundern soll und muss auch zukünftig in quantitativer, aber auch in qualitativer Hinsicht die Gesundheitsversorgung erhalten, die gebraucht wird. Und zwar nicht irgendwo, sondern hier vor Ort!“

Die übergreifende Projektgruppe ist mit der Ärzteschaft und der Kassenärztlichen Vereinigung in einem beständigen Austausch, auch wenn es hier sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt. So sieht die kassenärztliche Vereinigung die Sicherstellung der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung in ihrem Hoheitsgebiet. Für Brodel aber kein Grund sich des Themas nicht intensiv anzunehmen: „Als Bürgermeister habe ich die Verpflichtung die Themen anzupacken, die die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt betreffen und da macht die ärztliche Versorgung keine Ausnahme, ganz im Gegenteil.“ Dabei verweist er auch auf die Umfrage, welche die Projektgruppe der Stadt unter allen Ärzten im Stadtgebiet verteilt hat und deren Ergebnisse alle pessimistischen Annahmen des Bürgermeisters bestätigten.

Wie ist der derzeitige Status Quo der ärztlichen Versorgung in Sundern?

16 Hausärzte mit vollem Versorgungsauftrag praktizieren derzeit in Sundern. Davon sind fast 50 % älter als 60 Jahre.
12 Fachärzte verschiedenster Fachrichtungen haben aktuell ihre Praxen in Sundern und 17 Zahnärzte praktizieren hier.
Konkret wird es also in 10 – 15 Jahren eng mit der ärztlichen Versorgung, auch wenn Sundern noch gut versorgt erscheint. Darüber hinaus, so der Bürgermeister, kommen erschwerende Faktoren in der Zukunft noch hinzu: „Immer weniger Mediziner sind bereit, sich als Vertragsarzt, vor allem in ländlichen Gebieten, niederzulassen. Vor allem niedergelassene Ärzte im hausärztlichen Bereich haben Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden.

Die Gründe hierfür sind vielfältig:

Budgetierung, zunehmende Bürokratisierung und eine schwache Infrastruktur auf dem Land gehören dazu. Hinzu kommen Faktoren wie: Feminisierung des Ärzteberufes, das „Work‐Life‐Balance“‐Bedürfnis der jüngeren Generationen, das „Landarztmodell“ wird nicht mehr favorisiert, Urbanisierung (Landflucht) etc.“ Um frühzeitig dem möglichen negativen Trend entgegen zu steuern, trifft sich die Projektgruppe nicht nur mit den ortsansässigen Medizinern oder der Kassenärztlichen Vereinigung, sondern auch mit Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen, die neue Wege der medizinischen Versorgung im Blick haben.
Modelle wie Patientenbusse und mobile Arztpraxen sind ergänzende Ansätze, um die Erreichbarkeit von Gesundheitseinrichtungen in Regionen mit einer geringen Bevölkerungsdichte zu verbessern.

Darüber hinaus wird die Telemedizin immer weiter entwickelt: gesundheitliche Dienstleistungen sollen mittels Informations‐ und Kommunikationstechnologie zur Überbrückung räumlicher Distanzen sichergestellt werden. Darüber hinaus können auch Telemonitoring (physiologische Daten von Patienten werden zum Gesundheitsdienstleister übertragen), oder Telekonsultationen, bei denen diagnostische Bilder zur Beurteilung an einen entfernt stationierten Experten übertragen werden, bei der Zukunftsgestaltung der medizinischen Versorgung hilfreich sein.

„Wichtig bleibt, dass wir bei diesem Thema am Ball bleiben und auch früher als andere, mögliche Projekte und Zusammenarbeiten anstoßen, um erster Ansprechpartner für neue Überlegungen zu sein. Nur die Städte, die sich offen zeigen für neue Entwicklungen, werden auch gefragte Partner für weitere Zukunftsideen sein.“