Eine Ausstellung des Kunstvereins Sundern-Sauerland e.V. zu Gast in der Stadtgalerie Sundern
Eröffnung: Sonntag, den 9. November 2014, um 14 Uhr
Künstlergespräch: Sonntag, den 7. Dezember 2014, um 14 Uhr
Aljoscha | Peter Badge | Brigitte Burgmer | Luka Fineisen | Thomas Ruff | Nora Schattauer | Helmut Schweizer | Peter Wüthrich
Für seinen 4. Auftritt als Gast in der Stadtgalerie Sundern präsentiert der Kunstverein Sundern- Sauerland e.V. eine außergewöhnliche Gruppenausstellung mit dem geheimnisvollen und gleichzeitig vielversprechenden Titel SELTSAME WISSENSCHAFTEN. Eine Begegnung der dritten Art. Ziel der von Gérard A. Goodrow kuratierten Gruppenschau mit Werken von acht Künstlern verschiedener Generationen und medialer Schwerpunkte ist es, die vielfältigen Schnittstellen zwischen aktuellen Tendenzen der internationalen Gegenwartskunst und den Naturwissenschaften von Astronomie und Physik über Chemie, Biologie und Entomologie bis hin zu Gentechnik, Bionik und der Pseudowissenschaft der Alchemie aufzuzeigen. Geboren zwischen 1946 und 1974, stammen die Künstler aus Deutschland, der Ukraine sowie der Schweiz und leben heute im Rheinland, Berlin, Bern und San Francisco.
Spätestens seit der Aufklärung im 17. Jahrhundert übernehmen die Wissenschaften verstärkt die ehemalige Rolle der Religion bei der Suche nach Antworten auf die großen Fragen der Menschheit. Dabei spielen auch die bildenden Künste eine herausragende Rolle. Im neuen Millennium nehmen immer mehr Künstler die Position des „Teufels Advokat“ ein und stellen die Ethik und den wahren Nutzen der Wissenschaften vermehrt in Frage. Andere Künstler hingegen greifen auf die Magie der Alchemie zurück oder suchen eine geistige Verbindung zwischen Wissenschaft und Ästhetik. Die Ausstellung versucht weniger Antworten zu diesen Phänomenen zu liefern als vielmehr Fragen aufzuwerfen und als Plattform für weitergehende Diskussionen zu dienen.
In den Arbeiten des 1974 in Glukhov/Ukraine geborenen und heute in Düsseldorf ansässigen Künstlers Aljoscha findet man eine mehrdeutige Aussage zur Glaubwürdigkeit der ethischen Haltung der heutigen Wissenschaft.
Dabei wird die Rolle des Künstlers mit der eines (verrückten) Wissenschaftlers verglichen, denn laut Aljoscha werden Künstler zukünftig sogar lebende Kunstwerke erschaffen. Eine ähnlich mahnende Haltung nimmt auch der ebenfalls in Düsseldorf lebende Künstler Helmut Schweizer (geb. 1946 in Stuttgart) ein. Mit seiner Installation „Atomic Elegy“ (Atomare Elegie, 2013) nimmt er Bezug auf die Gefahren der Kerntechnik sowie auf die Art und Weise, wie die heutige Gesellschaft mit ihr umgeht. Die Installation erinnert an die Werkstätte eines außer Kontrolle geratenen Wissenschaftlers. Das Labor des berühmt- berüchtigten Dr. Frankenstein wird unausweichlich ins Gedächtnis gerufen. Weitaus spielerischer ist das Werk des Schweizer Objektkünstlers Peter Wüthrich (geb. 1962 in Bern). Seit über 20 Jahren beschäftigt sich der Künstler mit dem Medium des Buches, denn laut Wüthrich ist das Buch ein „Medium, um geistigen Inhalt zu transportieren und zu speichern“. In seinem „Bureau de Professeur“ (2013) präsentiert er das Arbeitszimmer eines ebenso fiktiven wie obsessiven „Buchschmetterling“-Sammlers.
Eine gewisse Obsession liegt auch den Arbeiten der Kölner Künstlerin Brigitte Burgmer (geb. 1946 in Bergisch Gladbach) zugrunde. Vom Wahn der Informationsgesellschaft über Robotertechnologie bis hin zum Genmais; Burgmer sammelt wissenschaftliche Erkenntnisse aus allen Bereichen der Forschung, um auf die Gefahren des menschlichen Wissensdrangs mittels der Kunst hinzuweisen. Wozu die Menschheit in der Lage ist – sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch – zeigen die großformatigen Fotografien des international gefeierten Düsseldorfer Fotografen Thomas Ruff (geb. 1958 in Zell am Harmersbach). In seiner „ma.r.s.“- Serie, die auf im Internet freiverfügbares Bildmaterial aus einer NASA-Mission auf dem Mars basiert, manipuliert Ruff die ursprünglich schwarz-weißen Bilder mittels Zugabe von Farbe und durch eine Veränderung des Blickwinkels in eine Schrägansicht. Die faszinierenden Bilder lassen sich teils direkt als stellare Fotografie ansprechen, erscheinen teils aber auch völlig abstrakt.
Mit seinen offenherzigen Portraits sämtlicher lebenden Nobelpreisträger zeigt uns der in Berlin schaffende Fotograf Peter Badge (geb. 1974 in Hamburg) die positive und sogar menschliche Seite der Wissenschaft. Seine Schwarzweiß-Fotos sind zwar „offizielle“ Portraits dieser genialen Persönlichkeiten aus allen Teilen der Welt, dennoch zeigen sie weniger repräsentative Bildnisse preisgekrönter Wissenschaftler als vielmehr die wahren Menschen hinter den weltbewegenden Forschungen und Erfindungen: Menschen wie Du und ich. Selbst Forscherin ist in gewisser Weise die Kölner Künstlerin Nora Schattauer (geb. 1952 in Duisburg), die seit vielen Jahren eine Art künstlerisches Experiment betreibt, indem sie malerisch-laborhaft mit chemischen Substanzen arbeitet. Experimentelle Offenheit, Interesse an Grund-Prozessen und Musterbildung sind Begriffe, die mit ihren prozesshaften Arbeiten verknüpft sind. Genauso experimentierfreudig wie Schattauer ist die über 20 Jahre jüngere Luka Fineisen (geb. 1974 in Offenburg, lebt und arbeitet in San Francisco und Köln) – und genauso geheimnisvoll sind ihre künstlerischen Zeugnisse. Für ihre teils raumfüllenden Arbeiten verwendet sie u.a. kunstfremde Materialien wie Eis, Wasserdampf, Schaum oder flüssige Kunststoffe. Die Arbeit „Organic Matter (Organische Substanz, 2010) ist eine lebendige Skulptur, ein bewegtes, sich ständig veränderndes Gebilde aus einer mysteriösen silbernen Flüssigkeit in einer Art Aquarium – die Wahrwerdung von Aljoschas Zukunftsvision?
Öffnungszeiten: Mi. bis Fr., von 16 – 19 Uhr; Sa. und So., von 12 – 18 Uhr An den Weihnachtsfeiertagen , Silvester und Neujahr geschlossen! Gruppen nach Vereinbarung.
Stadtgalerie Sundern Lockweg 3 59846 Sundern