Sekundarschule Sundern – Chance verpasst

Sundern. „Im vergangenen Jahr hat die CDU im Rat der Stadt Sundern die Mehrheit eingebüßt. Jetzt gilt es die großen Zukunftsfragen anzugehen, “ skizziert der SPD Fraktionsvorsitzende Michael Stechele die anstehenden Herausforderungen für den Rat. Dabei bemüht er auch den ehemaligen CDU Bundestagsabgeordneten Friedrich Merz, der vor einigen Jahren ein Buch mit dem Titel „Nur wer sich ändert wird bestehen“ veröffentlicht hat. „Ein kluger Leitspruch, auch für Sundern,“ befindet Stechele.

Um dafür den notwendigen Freiraum zu schaffen haben sich die Parteien im Rat erstmals auf einen gemeinsamen Haushalt für das Jahr 2015 vereinbart. „Teil der Vereinbarung war, dass die Parteien zeitnah an die großen Themen herangehen, dass wir uns die großen Einsparmöglichkeiten, aber auch die Chancen für Ertragsverbesserungen in den kommenden Jahren ansehen“, erinnert Stechele. Zukunftspotentiale in dieser Stadt liegen aus Sicht der SPD in der Neuorganisation der Wirtschaftsförderung, der Neustrukturierung des Beteiligungswesen, der Innenstadtentwicklung, der Gewerbeentwicklung, der abgestimmten Entwicklung aller Ortsteile, aber eben auch in der Neustrukturierung der Schullandschaft. „Nur wenn diese Projekte zügig vorangetrieben werden, können wir uns in den kommenden Jahren die kleinen Grausamkeiten ersparen, die in diesem Jahr beschlossen wurden und wieder gestaltungsfähig werden“, fordert Stechele.

Zu den kleinen Grausamkeiten gehörte in diesem Jahr die Kürzung der Schulpauschalen. Dies trifft die Schulen hart, zumal sie in vielen Fällen mehrere Jahre auf Investitionen hin sparen. Betroffen sind aber auch alle anderen Bereiche. Die Gemeindeprüfungsanstalt, ein öffentliches Beratungsunternehmen des Landes, hat sich die Strukturen der Stadt Sundern in fast allen Bereichen angesehen und dabei erhebliche strukturelle Defizite festgestellt. „Wir müssen uns dies sehr zeitnah anzusehen und schnell gut durchdachte Beschlüsse zu fassen“, schlussfolgert Stechele.

Eine der drängendsten Zukunftsaufgaben ist die Weiterentwicklung unserer gut arbeitenden Haupt- und Realschule zu einer noch besseren und zukunftsfähigen Sekundarschule. In vielen NRW Kommunen machen sich CDU, SPD und Grüne Fraktionen gemeinsam für die Gründung von Sekundarschulen stark und setzen damit den von diesen Parteien auf Landesebene erzielten Kompromiss um und machen sich zukunftsfähig. Dabei entstehen auch für Sundern mehrere Vorteile:

  1. Längeres gemeinsames Lernen in den Klassen 5 und 6 erhöht die Chancen der Kinder den für sie optimalen schulischen Weg zu finden. Übrigens, nicht daran beteiligt sind die Kinder die in der Klasse 5 zum Gymnasium angemeldet werden.
  2. In der Folge sind die Abstiegsquoten an den Sekundarschulen deutlich geringer als an den Realschulen.
  3. Mit der Sekundarschule werden die Risiken die Schule ohne Abschluss zu verlassen reduziert.
  4. Die direkten Übergangsquoten in das duale Ausbildungssystem, werden sich insgesamt erhöhen. Für die Sicherung des Fachkräftebedarfs in Sundern ist dies von besonderer Bedeutung.
  5. Da die neue Schulform im Laufe mehrerer Jahre im Gebäude der Hauptschule entsteht, ergeben sich jedes Jahr Einspareffekte, die sich nach Abschluss des Prozesses auf jährlich eine Millionen Euro steigert. Geld, das u.a. die Schulen dann wieder gut gebrauchen können.

Natürlich muss so ein Prozess gut vorbereitet sein. Deshalb hat die SPD schon 2012 beantragt, dass eine gut vorbereitete Befragung der Eltern durchgeführt wird. Leider bisher immer ohne Erfolg. Einig sind sich im politischen und schulischen Raum die meisten Beteiligten, dass die Sekundarschule kommen wird. Die Frage ist nur, ob man das neue Angebot gestaltet, solange man noch kann oder wartet, bis man gestaltet wird, was immer schlecht ist. Sekundarschule als Notschule ist immer die schlechteste Lösung. Der Bedarf ist da, dies belegen sehr eindrucksvoll die Anmeldezahlen zur Sekundarschule Arnsberg. Da dort nicht alle Interessenten angenommen worden sind, trägt dies natürlich auch zur Stabilisierung der Anmeldezahlen in Sundern bei. Hinzu kommt noch eine Zahl an Kindern, die nicht die Möglichkeit haben zur Sekundarschule nach Arnsberg zu kommen, auch sie werden in Sundern mangels Alternative angemeldet werden. Warum die Panik vor einer Befragung?

In der Sondersitzung des Bildungsausschusses hat die Verwaltung einen ambitionierten Plan zur möglichen Gründung einer Sekundarschule vorgestellt. Wir hätten erstmals einen Weg aufgezeichnet, der übrigens immer wieder hätte verlassen, oder auch entschleunigt werden können. „Wir hätten gestaltet“, begründete Stechele die nochmalige Initiative der SPD. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen bis September alle relevanten Daten zu sammeln, die für die weiteren Entscheidungen erforderlich gewesen wären. Insbesondere Informationen zu den infrastrukturellen Möglichkeiten, den finanziellen Auswirkungen im Umstellungsprozess, der Einrichtung einer Projektgruppe. „Alles Fragen die seit drei Jahren unbeantwortet im Raum stehen“, resümiert Stechele. Das Ergebnis sollte dann in einer Sitzung des Bildungsausschusses im September bewertet werden, um anschließende die Schulkonferenzen der Hauptschule und der Realschule zu beteiligen. Parallel sollte am Entwurf des pädagogischen Konzeptes gearbeitet werden.

In einer Ratssitzung im November oder Dezember sollte dann auf der Grundlage fundierter Fakten der entscheidende Ratsbeschluss fallen, ob der Weg zur Bildung einer Sekundarschule beschritten werden soll. Wenn ja, dann solle im ersten Halbjahr 2016 das Konzept weiter entwickelt um es anschließend den Eltern und Lehrern vorzustellen. Erst nach den Sommerferien 2016 sollte die verbindliche Elternbefragung stattfinden. Und schließlich hätte im Herbst 2016 abhängig vom Ergebnis der Elternbefragung die Antragstellung bei der Bezirksregierung erfolgen können. „Ein sicherlich ambitionierter aber von allen Experten als realistisch eingestufter Plan“, so das Fazit des SPD Fraktionsvorsitzenden.

Der Start der Sekundarschule wäre dann im Schuljahr 17/18 möglich gewesen mit der Einrichtung einer gemeinsamen 5. Klasse der Haupt- und der Realschule. Jetzt wird es wieder mindestens ein Jahr später sein: Das kostet Chancen der Kinder, entlastet den Haushalt nicht und erfordert weitere Einschnitte in vielen Bereichen, vielleicht auch wieder bei den Schulen. „Die Diskussion über die Sekundarschule in dieser Stadt ist von großen Emotionen geprägt, etwas Rationalität wäre besser“, hofft Stechele und bemüht einen weiteren Mahner: “Das Leben verlangt mutige Entscheidungen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben” (Michail Gorbatschow).