Sauerländer Heimatbund freut sich über die Verleihung des Rottendorf-Preises an Dr. phil. Werner Beckmann

Rottendorf-Preis für niederdeutsche Sprache 2020 wird Dr. phil. Werner Beckmann verliehen
Die feierliche Preisverleihung fand am 15. Oktober 2020 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde-Stromberg statt. Der Preis ist mit 5.000 € dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. Er ist die in Westfalen wichtigste Auszeichnung für Verdienste im Feld der Niederdeutschen Sprache.
Wirkungsstätte im Mundartarchiv Sauerland
Der diesjährige Preisträger hat seine Wirkungsstätte im Mundartarchiv Sauerland, im historischen Stertschultenhof in Eslohe-Cobbenrode. Er ist 69 Jahre alt, wurde in Bochum geboren und ist dort aufgewachsen. Mit seiner Mutter konnte er Platt sprechen und so seine Neigung früh entwickeln. Schon im Alter von 20 Jahren wurde er Mitglied im Verein für niederdeutsche Sprachforschung. Sein Studium schloss er mit dem Magister Artium in Sprachwissenschaften, Latein und Altgermanistik ab. 1997 erfolgte die Dissertation zum Dr. phil.
Zum weiteren Werdegang wird aus der vom Vorsitzenden des Sauerländer Heimatbundes, Elmar Reuter, gehaltenen Laudatio zitiert: „Die Mitarbeit in verschiedenen plattdeutschen Projekten führt ihn im Sommer 1999 in das Sauerland nach Olpe. Dort befasst er sich von Berufs wegen und in Kooperation mit vielen ehrenamtlichen Organisationen mit dem Projekt „Mundarten im Sauerland“, das der Sauerländer Heimatbund in seine Trägerschaft genommen hatte in Absprache mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, begleitet durch Prof. Dr. Hans Taubken, Rottendorf-Preisträger 2002, mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial-Versicherungen sowie der beiden Kreise Hochsauerland und Olpe…..
Dieses Projekt „Mundarten im Sauerland“ hatte mit Ende des Jahres 2001 aus finanzierungstechnischen Gründen seinen Abschluss gefunden. Es wird seit dem 1. Januar 2002 fortgesetzt durch das „Mundartarchiv Sauerland“, das seinen Sitz im historischen Baudenkmal Stertschultenhof Cobbenrode in der Gemeinde Eslohe hat. Dem gleichnamigen Trägerverein gehören an der Hochsauerlandkreis, der Kreis Olpe, die Gemeinde Eslohe, der Museumsverein Eslohe, der Sauerländer Heimatbund, der Heimat- und Förderverein Cobbenrode sowie die Christine-Koch-Gesellschaft, literarische Gesellschaft für das Sauerland. Der Stertschultenhof, ein ehemaliger Vorspannhof des Stiftes Meschede, gehört zu den ältesten Höfen des Sauerlandes. Durch seine verkehrsgünstige Lage an der Bundesstraße 55 ist das Anwesen eine ideale Anlaufstelle für die Freunde der plattdeutschen Sprache.
Und erneut wird Dr. Beckmann engagiert, glücklicherweise wie man wohl sagen darf, denn – so wieder Prof. Dr. Taubken – steht mit ihm ein Bearbeiter zur Verfügung, „der a) durch seine eigene Mundartkompetenz, b) durch seine speziellen Kenntnisse auf dem Gebiet der germanischen Sprachwissenschaft und c) durch seine in einer Dissertation sowie durch einschlägige Fachbeiträge nachgewiesenen Kenntnisse der niederdeutsch-westfälischen Philologie in wissenschaftlicher Hinsicht hervorragend qualifiziert ist…“ Seitdem hat Dr. Beckmann eine Reihe von Schrift- und Tondokumenten geschaffen.
Interviews, CD-Heftreihe und Wörterbuch veröffentlicht
Neben Interviews mit 267 Mundartsprechern aus 129 Herkunftsorten ist die Textanthologie „Imme Suierlanne“ sowie die CD-Heftreihe „Op Platt – Mundart-Texte aus den Kreisen Hochsauerland und Olpe“ mit bislang 28 Ausgaben entstanden. Zusätzlich gibt es eine Fülle von wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Sein letztes großes Werk „So kuirt de Sauerlänner – Sauerlänner Platt – Ein Wörterbuch“ wurde im Jahr 2019 fertig gestellt.
Außerordentliche Leistungen für die Mundartforschung im Sauerland
Abschließendes Zitat aus der Laudatio: „Dr. Beckmann hat für die Mundartforschung im Sauerland Außerordentliches geleistet, ohne dass dies von einer breiten Öffentlichkeit bisher anerkannt worden ist. Das mag zum einen auch an seiner zurückhaltenden bescheidenen Art gelegen haben. Es liegt eben nicht in seiner Art marktschreierisch und fordernd seine Umgebung mit seinen Erkenntnissen zu malträtieren. Stattdessen hat er sich damit abgefunden resp. abfinden müssen, dass er ohne weitere professionelle Unterstützung seine Arbeit allein tun musste.
Unterstützung von Ehrenämtlern
Nur bei den Ehrenamtlern findet er Unterstützung und dort wird er übrigens sehr geschätzt. Immer wieder galt es neue Finanzquellen aufzutun und mit der ständigen Verknappung der Kulturetats der öffentlichen Hände zurecht zu kommen. All dies hat er über Jahrzehnte klaglos geleistet. Wir sind dankbar und erfreut, wenn das nun heute mit der Verleihung des Preises der Rottendorf-Stiftung für die Pflege der plattdeutschen Sprache gewürdigt wird.“
Dr. Beckmann ist von dieser hohen Auszeichnung tief berührt – ist mit ihr doch die Anerkennung seines Lebenswerkes verbunden.