Rea­li­täts­fern

4. November 2016
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

Dass sich öffent­li­che Ver­wal­tun­gen mit­un­ter weit weg von der Rea­li­tät ent­fer­nen, bewies jetzt wie­der ein Amt aus der Kreis­ver­wal­tung des HSK. Es ging um die Pfle­ge­be­darfs­pla­nung, mit der ins­be­son­de­re fest­ge­stellt wer­den soll, wie vie­le Pfle­ge­plät­ze benö­tigt wer­den und wo. Die Kreis­ver­wal­tung leg­te dem Kreis­tag für sei­ne Sit­zung am 28.10.2016 eine Pla­nung (nur) bis zum 01.01.2020 vor, also gera­de mal für 3 Jah­re. Das ist viel zu kurz für eine soli­de Infra­struk­tur­pla­nung. Vor allem kommt die­se “Pla­nung” zu dem Ergeb­nis, dass in die­sem Zeit­raum kei­ne wei­te­ren sta­tio­nä­ren Pfle­ge­plät­ze benö­tigt werden.

Die­ses Ergeb­nis wider­spricht allen ein­schlä­gi­gen Stu­di­en. So hat die Ber­tels­mann Stif­tung errech­net, dass im HSK bis zum Jahr 2030 wei­te­re 721 Plät­ze für sta­tio­nä­re Pfle­ge benö­tigt werden.

Die SBL/FW-Kreis­tags­frak­ti­on hat­te einen Ände­rungs­an­trag ein­ge­bracht. Dar­in heisst es u.a.: “Aber sogar nach den Daten des Ent­wurfs (Tab. 6; S. 10) wür­de die Anzahl der über 80jährigen Ein­woh­ner im HSK vom 01.01.2015 bis zum 01.01.2025 um 3.906 Per­so­nen bzw. 25% anstei­gen. Da zwei Drit­tel aller pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­so­nen die­ser Alters­grup­pe ange­hö­ren (vgl. auch Tab. 9, S. 15), wird die Zahl der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen etwa par­al­lel zum Anstieg die­ser Alters­grup­pe zunehmen.
Daher ist es nicht nach­voll­zieh­bar, wenn der Ent­wurf der Kreis­ver­wal­tung von tat­säch­lich vor­han­de­nen 2.791 Pfle­ge­plät­zen zum 30.04.2016 (S. 20) und einem fast gleich hohen Bedarf von nur 2.796 Plät­zen zum 01.01.2020 (Tab. 19; S. 34) aus­geht, also kei­nen Hand­lungs­be­darf bei der Zahl der sta­tio­nä­ren Pfle­ge­plät­ze sieht.”

Außer­dem ent­hält der Plan der Kreis­ver­wal­tung wei­te­re frag­wür­di­ge Annah­men. So wird davon aus­ge­gan­gen, dass für sta­tio­nä­re Pfle­ge­ein­rich­tun­gen die der­zei­ti­ge durch­schnitt­li­che Aus­las­tung von 94,8% zu gering und eine Aus­las­tungs­quo­te von 98% anzu­stre­ben sei. Eine so hohe durch­schnitt­li­che Bele­gung ist jedoch bei den häu­fi­gen Bewoh­ner­wech­seln in Alten- und Pfle­ge­hei­men mit den dafür erfor­der­li­chen Über­gangs­zei­ten unrea­lis­tisch, so dass auch des­we­gen eine höhe­re Platz­zahl vor­ge­hal­ten wer­den muss. Aktu­el­le Pfle­ge­be­darfs­plä­ne benach­bar­ter Krei­se berich­ten von deut­lich gerin­ge­ren Aus­las­tungs­quo­ten: Unna: 88,7%, Olpe: 92,4%, Sie­gen-Witt­gen­stein: 92%. Bun­des­weit liegt die tat­säch­li­che Aus­las­tung der voll­sta­tio­nä­ren Dau­er­pfle­ge bei 87 Pro­zent (Ber­tels­mann Stif­tung, Pfle­geinfra­struk­tur – Die pfle­ge­ri­sche Ver­sor­gung im Regio­nal­ver­gleich; S. 38).

Bean­tragt wur­den von der SBL/FW-Frak­ti­on ein Pla­nungs­ho­ri­zont bis 2025, und die Vor­be­rei­tun­gen für 500 wei­te­re sta­tio­nä­re Plät­ze in die­sem Zeitraum.

Die­sen Antrag lehn­ten im Kreis­tag CDU, SPD und FDP aber ab.
Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass die­se Ver­hin­de­rungs­pla­nung der Kreis­ver­wal­tung und der Mehr­heit im Kom­mu­nal­par­la­ment nicht lan­ge Bestand haben wird…

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)