„Plus“ für Mensch und Umwelt: Gemeinde Bestwig zieht positive Bilanz der Renaturierungen

Bestwig. (Hochsauerland) „Wilde“ Wasserlandschaften, Natur, die sich Flussauen „zurückerobert“ sowie kleine – und große – Entdeckungen am Ufer: Wer solche Erlebnisse mag, der hat sie an Ruhr, Valme und Elpe direkt „vor der Haustür“: Die Gemeinde Bestwig hat in den vergangenen Jahren an ihren Gewässern zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen umgesetzt – „und davon profitieren Umwelt und Menschen gleichermaßen“, weiß Friedhelm Koch. Der Umwelt-Ingenieur der Gemeinde Bestwig gab in der jüngsten Sitzung der Gemeindeentwicklungsausschusses eine Übersicht über den bisherigen Sachstand.

Hintergrund: Mit ihren Renaturierungsprojekten erfüllt die Gemeinde Bestwig eine gesetzliche Pflicht: In der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist festgesetzt, dass Gewässer bis spätestens 2027 in einem „guten ökologischen Zustand“ sein müssen. Nicht nur mit Blick auf den Naturschutz sei das eine gute Sache, unterstreicht Friedhelm Koch: „So wird es möglich, dass man Gewässer wieder erleben kann.“ Durch die Bank seien die Reaktionen von Bürgern und auch Gästen auf die bisherigen Projekte positiv gewesen: „Es ist ein Beitrag zur Lebensqualität vor Ort.“

Erstmals im Jahr 2006 hat die Gemeinde Bestwig ein Gewässer renaturiert: Am Dümel in Nuttlar entstand ein so genanntes „Umgehungsgerinne“ an der Ruhr, das Wasserlebewesen die natürlichen Bedingungen eines Mittelgebirgs-Auenflusses zurückbrachte. 61.000 Euro wurden für das Projekt fällig. Im Frühjahr 2009 wurde die Auenrenaturierung im so genannten „Sündenwäldchen“, einer beliebten Wanderstrecke zwischen Bestwig und der Alfert, beendet. Kosten: 350.000 Euro. Ebenfalls im Jahr 2009 hat die Gemeinde Bestwig das wuchtige Wehr im „Öhler“ bei Velmede für 120.000 Euro rückgebaut sowie für 32.000 Euro das Mühlenwehr in der Elpe bei Ostwig beseitigt.

Ein weiteres Großprojekt war die naturnahe Umgestaltung der Ruhr im Bereich „Hinter Hegershof“ in Velmede – parallel zum Ruhrtalradweg. Das Vorhaben konnte im Sommer 2013 beendet werden und hat rund 250.000 Euro gekostet. Weil in diesem Jahr auch am Wehr an der Alfert in Ostwig, das sich im Besitz der RWE befindet, eine Fischtreppe angelegt worden ist, ist die Ruhr auf dem Gebiet der Gemeinde Bestwig für Fische und Wasserlebewesen nun komplett durchgängig geworden. Und noch in diesem Monat sollen die Arbeiten für das flächenmäßig umfangreichste Renaturierungsprojekt beginnen: Die Umgestaltung des Hennenohls zwischen Velmede und Bestwig. 750.000 Euro sind an Kosten vorgesehen – „das werden wir aber deutlich unterschreiten“, kündigt Friedhelm Koch an.

Ohnehin handele es sich bei den Renaturierungsprojekten keineswegs um „Luxusausgaben“, unterstreicht der Umweltingenieur: 80 Prozent der Kosten werden vom Land Nordrhein-Westfalen getragen, der Eigenanteil der Gemeinde kann mit den so genannten „Ökopunkten“ verrechnet werden. Dieses „Umwelt-Guthaben“ ist zum Beispiel dann notwendig, wenn kommunale Bau-Projekte umgesetzt werden sollen. „Die Erweiterung des Gewerbegebiets Wiebusch war nur so unkompliziert möglich, weil wir durch die Renaturierungen genügend Öko-Punkte hatten“, so Friedhelm Koch – andernfalls hätte man als „Bauherr“ einen ökologischen Ausgleich teuer bezahlen müssen. Umweltingenieur Koch: „Solche Projekte sind für uns deshalb mindestens kostenneutral – vom Nutzen für Mensch und Umwelt ganz zu schweigen.“

Auch in Zukunft will die Gemeinde Bestwig weitere Flussabschnitte renaturieren – zum Beispiel die Valme zwischen Ramsbeck und Obervalme. Ein Zeitpunkt dafür steht aber noch nicht fest.