Mit War­te­lis­ten auf dem Weg zur Integration

22. März 2016
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.
Wel­che Schul‑, Aus­bil­dungs- und Berufs-Ange­bo­te gibt es für jun­ge Geflüch­te­te tatsächlich?
So soll es sein:
Nach Infor­ma­tio­nen vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF) wer­den geflüch­te­te Kin­der und Jugend­li­che über das Kom­mu­na­le Inte­gra­ti­ons­zen­trum (KI) in Schu­len ver­mit­telt. Jugend­li­che, die nicht mehr der Schul­pflicht unter­lie­gen, sol­len über die Jugend­äm­ter Bil­dungs- bzw. Aus­bil­dungs­an­ge­bo­te erhalten.
Das NRW-Schul­mi­nis­te­ri­um infor­miert auf sei­ner Inter­net­sei­te dar­über, dass Berufs­kol­legs, sofern sie über aus­rei­chen­de per­so­nel­le und räum­li­che Res­sour­cen ver­fü­gen, auch jugend­li­che Migrantinnen/​Migranten auf­neh­men, wenn sie nicht mehr schul­pflich­tig in der Sekun­dar­stu­fe II sind.
Klick: https://​www​.schul​mi​nis​te​ri​um​.nrw​.de/​d​o​c​s​/​S​c​h​u​l​s​y​s​t​e​m​/​I​n​t​e​g​r​a​t​i​o​n​/​F​l​u​e​c​h​t​l​i​n​g​e​/​i​n​d​e​x​.​h​tml
Das sind die Vor­ha­ben. Wie klappt die Umset­zung im Hochsauerlandkreis?
Fra­gen nach dem „Ist-Zustand“
Die Kreis­tags­frak­ti­on Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) stell­te dazu am 16.02.2016 an Land­rat Dr. Karl Schnei­der die­se 8 Fragen.
1. Gibt es bei den Deutsch- und Inte­gra­ti­ons­kur­sen für jun­ge Migran­tin­nen und Migran­ten genü­gend Kapa­zi­tä­ten? Wie vie­le Kin­der und Jugend­li­che sind der­zeit auf einer War­te­lis­te für Deutsch- und Integrationskurse?
2. Wie vie­le Kin­der und Jugend­li­che wur­den ab dem letz­ten Quar­tal 2015 bis jetzt vom KI in Schu­len ver­mit­telt und eingegliedert?
Bei wie vie­len Kin­der und Jugend­li­chen schei­ter­ten die Bemü­hun­gen in die­sem Zeitraum?
In wie vie­len Fäl­len konn­ten kei­ne Ange­bo­te erfol­gen? Was waren die Gründe?
3. Wie vie­le jun­ge Flücht­lin­ge und Migran­tin­nen und Migran­ten, die nicht mehr der Schul­pflicht unter­lie­gen, haben ab dem letz­ten Quar­tal 2015 bis jetzt vom Kreis­ju­gend­amt Bil­dungs- bzw. Aus­bil­dungs­an­ge­bo­te erhalten?
Wie vie­len konn­te bis­her kein Schul‑, Bil­dungs- und Aus­bil­dungs-Ange­bot gemacht wer­den? Was waren die Gründe?
4. Wie vie­le jugend­li­che Geflüch­te­te besu­chen der­zeit Berufs­kol­legs im HSK?
5. Wel­che Alters­be­gren­zung und wel­che ande­ren Zugangs­hür­den gel­ten für Flücht­lin­ge an den Berufskollegs?
6. Wie vie­le jun­ge Geflüch­te­te wur­den Ihres Wis­sens in Berufs­prak­ti­ka vermittelt?
7. Wie vie­le jun­ge Geflüch­te­te wur­den Ihres Wis­sens in Ein-Euro-Jobs und Mini­jobs vermittelt?
8. Haben Ihres Erach­tens Deutsch- und Inte­gra­ti­ons­kur­se, Berufs­prak­ti­ka, Schu­le und Aus­bil-dung Prio­ri­tät vor Ein-Euro- und Minijobs?
Ant­wor­ten zum „Ist-Zustand“
Das Ant­wort­schrei­ben trägt das Datum vom 29.02.2016, wur­de am 09.03.2016 ver­sandt und lau­tet so:
„Sehr geehr­ter Herr Loos,
zu Ihren Fra­gen kann ich fol­gen­de Aus­künf­te geben:
1. Inte­gra­ti­ons­kur­se des BAMF rich­ten sich an Migran­tin­nen und Migran­ten ab 18 Jahren.
Schul­pflich­ti­ge Kin­der und Jugend­li­che sind nach den Rege­lun­gen des BAMF von den Inte­gra­ti­ons­kur­sen ausgeschlossen.
Im HSK bie­ten die drei Volks­hoch­schu­len sowie der IB Inte­gra­ti­ons­kur­se an. Mit den Ein­stiegs­kur­sen, einem bis Dezem­ber 2015 befris­te­ten Pro­gramm der Bun­des­agen­tur für Arbeit, konn­te das Platzan-gebot erhöht wer­den. Den­noch sind die Kapa­zi­tä­ten an Deutsch-Kur­sen im gesam­ten HSK nicht aus-reichend.
2. In Arns­berg, Mesche­de und Sun­dern führ­te das KI Sei­ten­ein­stei­ger­be­ra­tun­gen durch. Dadurch wur­den ab dem vier­ten Quar­tal 2015 207 Kin­der und Jugend­li­che in Schu­len ver­mit­telt. Im vier­ten Quar­tal 2015 kam es in Arnsberg/​Neheim bei ca 50 Schü­le­rin­nen und Schü­lern zu mehr­wö­chi­gen War­te­zei­ten. Grund dafür war, dass ursprüng­lich vor der Ein­schu­lung eine Unter­su­chung des Gesund­heits­am­tes ver­langt war. Mit Schrei­ben vom Dezem­ber 2015 leg­te die Bezirks­re­gie­rung fest, dass die Gesund­heits­un­ter­su­chung auch spä­ter durch­ge­führt wer­den kann. Der­zeit gibt es nach mei­nem Kennt­nis­stand kei­ne War­te­lis­ten für die all­ge­mein­bil­den­den Schu­len der Sek I.
Die War­te­lis­te für die inter­na­tio­na­len För­der­klas­sen an den Berufs­kol­legs (sie­he Fra­ge 4) umfasst zum Stich­tag 26.02.2016 mitt­ler­wei­le 95 Schü­le­rin­nen und Schüler.
3. Die Ant­wort auf die­se Fra­ge wird nachgereicht.
4. Am BK Bri­lon star­te­te im Dezem­ber eine inter­na­tio­na­le För­der­klas­se mit 23 Schü­le­rin­nen, am BK am Eich­holz eine mit 20 Schü­le­rin­nen (Druck­sa­che 9/334 1. Ergänzung)
5. Die inter­na­tio­na­len För­der­klas­sen an den BKs neh­men alpha­be­ti­sier­te Jugend­li­che im Alter zwi­schen 16 und 18 Jah­ren auf. Das KI prüft in einer Sei­ten­ein­stei­ger­be­ra­tung die Eig­nung für die­sen Bildungsgang.
6. Bis­lang wur­den mei­nes Wis­sens noch kei­ne jun­gen Geflüch­te­ten in Berufs­prak­ti­ka vermittelt.
7. Bis­lang wur­den mei­nes Wis­sens nach kei­ne jun­gen Geflüch­te­ten in Ein-Euro-Jobs und Mini­jobs vermittelt.
8. Ange­strebt ist eine lang­fris­ti­ge Inte­gra­ti­on der jun­gen Geflüch­te­ten in Schu­le, Aus­bil­dung und Be-schäf­ti­gung. Am Arbeits­markt sind Fach­kräf­te nach­ge­fragt. Eine qua­li­fi­zier­te beruf­li­che Tätig­keit ver­hin­dert und ver­rin­gert dau­er­haft den Bedarf an mate­ri­el­ler Unterstützung.“
Komprimiert
Fas­sen wir mal eini­ge Infos vom Kom­mu­na­len Inte­gra­ti­ons­zen­trum (KI) zusammen:
• Es gibt nicht genü­gend Deutsch-Kurse.
• Der­zeit gibt es kei­ne War­te­lis­te bei den all­ge­mein­bil­den­den Schulen.
• Die War­te­lis­te für inter­na­tio­na­le För­der­klas­sen an Berufs­kol­legs ist lang. Am 26.02.2016 umfass­te sie 95 Schü­le­rin­nen und Schüler.
• Im Dezem­ber 2015 star­te­ten 2 inter­na­tio­na­le För­der­klas­sen (eine in Bri­lon und eine in Arns­berg) mit ins­ge­samt 43 Schüler/​innen.
• Jugend­li­che im Alter von 16 bis 18 Jah­ren kön­nen in inter­na­tio­na­le För­der­klas­sen auf­ge­nom­men werden.
• Bis Febru­ar 2016 wur­den laut Infor­ma­tio­nen des Kom­mu­na­len Inte­gra­ti­ons­zen­trum (KI) noch kei­ne jun­gen Geflüch­te­ten in Berufs­prak­ti­ka, in Ein-Euro-Jobs und Mini­jobs vermittelt.
Die span­nen­de Fra­ge der SBL/FW nach even­tu­el­len Bil­dungs- und Aus­bil­dungs-Ange­bo­ten für nicht mehr schul­pflich­ti­ge jun­ge Flücht­lin­ge will die Kreis­ver­wal­tung spä­ter beant­wor­ten. Wir berichten ….
PM der Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)