Mit dem Kreis­ju­gend­amt in die Steinzeit

8. März 2018
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

Auf allen Ebe­nen wird der­zeit die Digi­ta­li­sie­rung vor­an gebracht. Die neue Bun­des­re­gie­rung erklärt sie in ihrer Koali­ti­ons­ver­ein­ba­rung zu einem wesent­li­chen Ziel und setzt eine Staats­mi­nis­te­rin für Digi­ta­li­sie­rung ein. Sogar im HSK steht in der nächs­ten Kreis­tags­sit­zung am 15. März die Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie der Kreis­ver­wal­tung auf der Tagesordnung.

Aber es gibt eine Aus­nah­me, und dafür ist das Kreis­ju­gend­amt in Mesche­de zustän­dig. Seit 2013 wird im HSK dar­über dis­ku­tiert, end­lich auch im Kreis­ge­biet die “Kita-Card” ein­zu­füh­ren. Sie wür­de das Anmel­de­ver­fah­ren für die “neu­en” Kin­der in den Kitas erheb­lich ver­ein­fa­chen. Die Eltern wür­den nur noch eine Anmel­dung abge­ben, mit ers­ter, zwei­ter und drit­ter Prio­ri­tät für Kitas ihrer Wahl, statt sisch wie jetzt an vie­len ver­schie­de­nen Kitas gleich­zei­tig ein­tra­gen zu las­sen. Die Kitas wüss­ten nach der Ver­tei­lung der Plät­ze sofort Bescheid, wer wirk­lich zu ihnen kommt und hät­ten kei­ne Absa­gen nach Mehr­fach­zu­sa­gen mehr zu ver­kraf­ten. Und die Eltern wür­den in einem trans­pa­ren­ten Ver­fah­ren sofort Klar­heit haben, in wel­che Kita ihr Kind auf­ge­nom­men wird. Und alle Plät­ze könn­ten best­mög­lich ver­ge­ben wer­den. Rund­her­um erfolgt das bereits bei ande­ren Jugend­äm­tern, z.B. Stadt­ju­gend­amt Arns­berg, Kreis­ju­gend­amt Soest, Stadt­ju­gend­amt Soest.

Im letz­ten Jahr bestand im Kreis­ju­gend­hil­fe­aus­schuss des HSK weit­ge­hen­de Einig­keit, dass so ein Ver­fah­ren nun auch im Bereich des Kreis­ju­gend­am­tes ein­ge­führt wer­den soll­te, und zwar als inter­net­ba­sier­te Lösung. Das Amt erhielt den Auf­trag kon­kre­te Vor­schlä­ge einzubringen.

Am 06. März tag­te der Kreis­ju­gend­hil­fe­auss­schuss. Auch zum The­ma Kita-Card bzw. zum “elek­tro­ni­schen Kita-Anmel­de­ver­fah­ren” hat­te das Kreis­ju­gend­amt eine Sit­zungs­vor­la­ge erstellt, mit dem erstaun­li­chen Vor­schlag, alles beim Alten zu belas­sen. Der Beschluss­vor­schlag lau­te­te kom­plett: “Der Kreis­ju­gend­hil­fe­aus­schuss nimmt die Vor­la­ge zur Kennt­nis und beschließt, auf­grund der unver­hält­nis­mä­ßig hohen Kos­ten, die für ein von allen Kita-Trä­gern akzep­tier­tes Anmel­de­pro­gramm zu zah­len wären, das bis­he­ri­ge Anmel­de­ver­fah­ren fortzuführen.”

Bei den Kos­ten ging es um – ja nach Vari­an­te – etwa 30.000 bis 40.000 Euro pro Jahr. Abge­se­hen davon, dass es sicher­lich auch preis­güns­ti­ger mach­bar wäre, ist die­ser Betrag im Ver­gleich zu den jähr­li­chen Auf­wen­dun­gen des Kreis­ju­gend­am­tes für Kitas in Höhe von ins­ge­samt mehr als 38 Mio Euro (!) sehr gering, weni­ger als 0,1 Pro­zent. Und das Kreis­ju­gend­amt lässt völ­lig außer Acht, dass es für die der­zei­ti­ge manu­el­le Aus­wer­tung erheb­lich Per­so­nal­kos­ten ver­ur­sacht: meh­re­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter brauch­ten mehr als ein Vier­tel­jahr für die Aus­wer­tung der Mel­dun­gen der Kitas. Vor allem aber über­sieht die Behör­de den Nut­zen für die Fami­li­en und für die Kitas sowie deren Träger.

Nach­dem aus der CDU-Frak­ti­on zunächst – wie nicht anders zu erwar­ten – Unter­stüt­zung für den Stein­zeit-Vor­schlag des Amtes kam, schloss sich der Aus­schuss­vor­sit­zen­de dem Beschluss­vor­schlag nicht an. Auf sei­ne Initia­ti­ve wur­de das The­ma ohne inhal­ti­chen Beschluss in die nächs­te Sit­zung des KJHA ver­tagt, die vor­aus­sicht­li­che Mit­te Mai statt­fin­det. Dann sol­len u.a. von IT-Fach­leu­ten die mög­li­chen Lösun­gen kon­kret prä­sen­tiert wer­den und es soll ein detail­lier­te Kos­ten­ana­ly­se erfol­gen. Es besteht also noch Hoff­nung, dass das Kreis­ju­gend­amt die Digi­ta­li­sie­rung und Trans­pa­renz nicht ver­hin­dern kann.

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)