Mehr Schnee­si­cher­heit durch neue Tech­no­lo­gie: Ein­satz auch bei Plusgraden

30. September 2014
von Redaktion

Snow Maker ein­zig­ar­tig in Deutsch­land – Betrei­ber wol­len Erfah­run­gen sammeln

BeschneiungWin­ter­berg. (Hoch­sauer­land) Die Zeit der Inves­ti­tio­nen in mehr­fa­cher Mil­lio­nen­hö­he ist vor­erst vor­bei. Mit neu­en Ses­sel­lif­ten und gro­ßen Beschnei­ungs­an­la­gen punk­ten die Ski­ge­bie­te der Win­ter­sport-Are­na Sauer­land zur­zeit nicht. Wohl aber mit inno­va­ti­ven Pro­jek­ten. Nach­dem im Kern­ge­biet rund drei Vier­tel der Pis­ten beschneit sind, soll nun eine neue Tech­nik zum Ein­satz kom­men, die in der Lage ist, Schnee auch bei Plus­tem­pe­ra­tu­ren zu produzieren.

 

Kaum etwas bewegt die Men­schen in den Win­ter­mo­na­ten mehr als die Fra­ge nach dem Schnee­fall. Ins­be­son­de­re in den Tou­ris­mus­re­gio­nen war­ten Betrei­ber von Ski­ge­bie­ten, Hote­liers, Gas­tro­no­men und Ein­zel­händ­ler sehn­lich auf Schnee, denn die wei­ße Fas­zi­na­ti­on lockt Gäs­te so sprung­haft her­bei wie kein ande­rer Ange­bots­be­reich. Ab Mit­te Dezem­ber, gern auch eher, spä­tes­tens aber Weih­nach­ten sol­len die Pis­ten oder zumin­dest ein Teil davon schnee­be­deckt und gut prä­pa­riert bereitstehen.

 

Seit zehn Jah­ren inten­siv in Beschnei­ung investiert

Damit das Ange­bot für Gäs­te zuver­läs­si­ger und für die Tou­ris­ti­ker plan­ba­rer wird, haben die Ver­ant­wort­li­chen in den zurück­lie­gen­den zehn Jah­ren gan­ze Schaa­ren von Schnee-Erzeu­gern instal­liert. 450 Gerä­te wer­den im Win­ter an den Pis­ten­rän­dern ste­hen. Damit ist der Bau der Beschnei­ungs­an­la­gen weit­ge­hend abge­schlos­sen. Nur punk­tu­ell opti­mie­ren die Betrei­ber die Schnee­si­cher­heit mit klas­si­scher Beschnei­ungs­tech­nik. So zum Bei­spiel in Neu­as­ten­berg. Dort opti­mie­ren fünf wei­te­re Schnee­er­zeu­ger die Beschnei­ung der Dorf­ab­fahrt und des Ski­schul­ge­län­des. Auch im Ski­lift­ka­rus­sell Win­ter­berg kom­men an vie­len Hän­gen wei­te­re Kano­nen zum Einsatz.

 

Meist klappt es, dass zwi­schen Mit­te Dezem­ber und Mit­te März flä­chen­de­cken­de Win­ter­sport­mög­lich­kei­ten bereit­ste­hen. Win­ter wie der zurück­lie­gen­de oder die Sai­son 2006/2007 sind die Aus­nah­me. Die bestä­tigt zwar bekannt­lich die Regel, doch reißt so etwas gro­ße Löcher in die Kas­sen derer, die vom Win­ter­sport leben. Zudem sind die Gäs­te ver­un­si­chert. Früh­bu­chun­gen gehen in den Fol­ge­jah­ren sol­cher Win­ter nur spär­lich ein.

 

Gäs­te und Tou­ris­ti­ker wün­schen mehr Sicher­heit und Planbarkeit

Die Schnee­si­cher­heit, die klas­si­sche Anla­gen gewähr­leis­ten, ist rela­tiv. Bei Tem­pe­ra­tu­ren ab etwa minus drei Grad pro­du­zie­ren Pro­pel­ler­ka­no­nen Schnee, Lan­zen benö­ti­gen noch etwas mehr Käl­te, sind aber dafür ener­gie­spa­ren­der. Der Sai­son­start ist jedes Jahr ein War­ten auf die rech­ten Bedin­gun­gen. Und auch wäh­rend der lau­fen­den Sai­son ist der Blick auf die Wet­ter­be­we­gun­gen ein manch­mal ner­ven­auf­rei­ben­des Spiel. Zu viel, zu früh oder nicht recht­zei­tig beschneit – feh­ler­haf­te Ent­schei­dun­gen kön­nen viel Geld kos­ten. Wenn es dau­er­haft zu warm ist, wie im ver­gan­ge­nen Win­ter, dann funk­tio­niert die­se Form der Beschnei­ung nur mangelhaft.

 

Vaku­um­prin­zip macht Schnee bei Plus­tem­pe­ra­tu­ren möglich

Der All Wea­ther Snow Maker ist eine klei­ne Revo­lu­ti­on. Er pro­du­ziert bis zu 200 Kubik­me­ter Schnee pro Tag – unab­hän­gig von der Umge­bungs­tem­pe­ra­tur und der Luft­feuch­tig­keit. Die Tech­no­lo­gie basiert auf dem phy­si­ka­li­schen Prin­zip, wonach Was­ser, das im Vaku­um ein­ge­bracht wird, sofort zu einem gewis­sen Teil ver­duns­tet. Dafür sind kei­ne Sie­de-Tem­pe­ra­tu­ren not­wen­dig. Ver­duns­tungs­en­er­gie ist aller­dings den­noch erfor­der­lich. In die­sem Fall ent­nimmt der ver­duns­ten­de Teil des Was­sers die Ener­gie dem übrig geblie­be­nen ande­ren Teil des Was­sers, wor­auf die­ser stark abkühlt und dadurch kris­tal­li­siert. Aus die­sem Was­ser-Kris­tall-Gemisch trennt ein Sepa­ra­tor die Schnee­kris­tal­le vom Was­ser. Danach wird der Schnee direkt auf die Pis­te gewor­fen. Der Was­ser­dampf kon­den­siert wie­der an Kühl­plat­ten und ver­duns­tet erneut.

 

Die Schnee­qua­li­tät ähnelnd dem Früh­jahrs­schnee mit hoher Rest­feuch­te. Die­se Rest­feuch­te ver­liert sich aller­dings weit­ge­hend beim Prä­pa­rie­ren. Bei Frost wird die Pis­te schnell grif­fig, bei mil­den Tem­pe­ra­tu­ren bleibt sie weich.

 

Die Tech­no­lo­gie des Snow Makers ist bereits erprobt. Im schwei­ze­ri­schen Zer­matt haben Inves­to­ren für den Theo­dul­glet­scher nahe dem Klein­mat­ter­horn eine sol­che Maschi­ne gebaut. Zeit­gleich mit Zer­matt haben Initia­to­ren 2008 am Tiro­ler Pitz­tal­glet­scher eine ähn­li­che Anla­ge instal­liert. Erfun­den hat die Tech­no­lo­gie des „All Wea­ther Snow­ma­ker“ aus­ge­rech­net eine isarae­li­sche Fir­ma, die nach Mög­lich­kei­ten zur Küh­lung von Berg­wer­ken such­te. Die IDE Tech­no­lo­gies sind welt­weit füh­rend bei der Meer­was­ser­ent­sal­zung. Bei der Küh­lung von Stol­len in süd­afri­ka­ni­schen Gold­mi­nen ent­stand sozu­sa­gen als Abfall­pro­dukt Schnee.

 

Ers­te Anla­ge ihrer Art in Deutschland

Aktu­ell hat das Win­ter­ber­ger Ski­lift­ka­rus­sell die Bau­ge­neh­mi­gung erhal­ten. 500.000 Euro soll das Gerät kos­ten. In See­con­tai­nern wer­den die Kom­po­nen­ten gelie­fert und fest an der Pis­te instal­liert. Mobil ist der Schnee­se­pa­ra­tor. Er hat einen Radi­us von etwa 100 Metern. Was­ser wird aus vor­han­de­nen Spei­cher­tei­chen ent­nom­men und der Anla­ge zuge­lei­tet. Die Betrei­ber hof­fen, dass es recht­zei­tig im Dezem­ber zum Ein­satz kom­men kann.

 

Die Anla­ge ist im Deutsch­land ein­zig­ar­tig und dient als Ergän­zung zur tra­di­tio­nel­len Schnee­pro­duk­ti­on. „Der Snow­ma­ker ist nicht die Wun­der­waf­fe gegen den Kli­ma­wan­del“, betont Win­ter­sport-Are­na-Vor­sit­zen­der Micha­el Beck­mann. „Die Lift­be­trei­ber wol­len leid­glich Lücken schlie­ßen, Ein- und Aus­stie­ge sowie ein­zel­ne Pis­ten­ab­schnit­te beschnei­en wenn es für her­kömm­li­che Beschnei­ungs­me­tho­den nicht kalt genug ist.“ Bei der Pro­duk­ti­vi­tät von 200 Kubik­me­ter pro Tag wäre an die Beschnei­ung eines gan­zen Ski­ge­biets sowie­so nicht zu den­ken. Auch unter­stüt­zend zum Beginn der Sai­son sol­le die Anla­ge ihre Diens­te verrichten.

 

Nur punk­tu­ell geziel­ter Ein­satz öko­no­misch sinnvoll

Das Gerät kann Schnee bei Tem­pe­ra­tu­ren von bis zu 30 Grad Außen­tem­pe­ra­tur pro­du­zie­ren – so wur­de sie für ihre Ein­sät­ze bei den Gold­mi­nen in Süd­afri­ka kon­zi­piert. Das macht aber für Ski­ge­bie­te öko­lo­gisch und öko­no­misch kei­nen Sinn. Schnee­ma­chen bei som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren wäre wenig sinn­voll, da der teu­er gewon­nen Schnee direkt wie­der als Was­ser tal­wärts flie­ßen wür­de. Eine ech­te Pis­ten­prä­pa­rie­rung wäre kaum mög­lich. Ledig­lich ein geziel­ter Ein­satz bei Tem­pe­ra­tu­ren knapp über oder knapp unter Null erscheint den Betrei­bern der­zeit als sinnvoll.

 

Ob bei einem Ver­gleich des Ener­gie­ein­sat­zes die klas­si­sche Beschnei­ung deut­lich bes­ser abschnei­det oder der Snow Maker kon­kur­rie­ren kann, hängt von den Rah­men­be­din­gun­gen ab. Bei ent­spre­chend tie­fen Tem­pe­ra­tu­ren und tro­cke­ner Luft sind Schnee-Kano­nen und –Lan­zen die deut­lich bes­se­re Wahl. Bewe­gen sich die­se Wer­te aller­dings im Grenz­be­reich von zwei Grad, wird die neue Tech­no­lo­gie deut­lich attrak­ti­ver. Oft­mals kom­men wid­ri­ge Wind­ver­hält­nis­se dazu, sodass der mit her­kömm­li­chen Metho­den pro­du­zier­te Schnee oft­mals neben den Pis­ten lan­det. Dies lässt die Bilanz des Snow Makers deut­lich posi­ti­ver erscheinen.

 

Fazit:

Der Snow Maker pro­du­ziert gleich­blei­ben­de Men­gen und gute Qua­li­tät, wo Lan­zen ver­sa­gen und Pro­pel­ler­ka­no­nen nur wenig und zudem recht nas­sen Schnee pro­du­zie­ren. Ver­lus­te durch Schnee­ver­we­hun­gen bei oft­mals star­kem Wind gibt es beim Snow Maker nicht. Die Gesamt­kos­ten pro Kubik­me­ter Schnee lie­gen vor allem durch die auf­wen­di­ge Tech­nik deut­lich höher. Für die Beschnei­ung klei­ner Flä­chen­ab­schnit­te bei Tem­pe­ra­tu­ren um die null Grad eig­net er sich aller­dings sehr gut. Dies ist in der Pra­xis oft­mals der Fall, da häu­fig klei­ne Flä­chen­ab­schnit­te opti­miert wer­den müs­sen, um eine gan­ze Pis­te für den Win­ter­sport frei­ge­ge­ben zu können.

 

Leis­tung und Ener­gie­be­darf im Vergleich

Snow Maker:                                   8,5 m³ Schnee/​h

10 kWh/​m³ Schnee (kei­ne Windverwehungen)

Pro­pel­ler­ka­no­ne bei –3 °C:          9 m³ Schnee/​h

5 kWh/​m³ Schnee (inkl. Pumpenergie)

Pro­pel­ler­ka­no­ne bei –10 °C:        60 m³ Schnee/​h

1kWh/​m³ Schnee (inkl. Pumpenergie)

Schneil­an­ze:                                   2,5 – 9 m³/​h je nach Temperatur

0,27 kWh/​m³ Schnee (Was­ser­druck plus Druckluft)

 

Kos­ten im Vergleich

Pro­pel­ler­ka­no­nen: etwa 2 Euro/​ m³ Schnee

Schnee­l­an­zen: knapp 2 Euro/​ m³ Schnee

Snow Maker: etwa 12 Euro/​ m³ Schnee

(Ener­gie, Per­so­nal, Anschaf­fung, Wartung)

 

 

Infor­ma­ti­on:

Die Win­ter­sport-Are­na Sauer­land ist ein Zusam­men­schluss der Ski­ge­bie­te in den Krei­sen Hoch­sauer­land, Sie­ger­land-Witt­gen­stein, Olpe und der Gemein­de Wil­lin­gen. Durch gemein­sa­me Ver­mark­tung, ste­ti­ge Qua­li­täts­ver­bes­se­rung des Win­ter­sport­an­ge­bots und Opti­mie­rung der Schnee­si­cher­heit hat sich die Regi­on seit 2001 zur bedeu­tends­ten Win­ter­sport­re­gi­on nörd­lich der Alpen ent­wi­ckelt. Ins­ge­samt wur­den seit­dem rund 90 Mil­lio­nen Euro in den Aus­bau der Ange­bo­te inves­tiert. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen unter www​.win​ter​sport​-are​na​.de.

 

Die Nor­dic­s­port Are­na ist der nor­di­sche Sport­be­reich der Win­ter­sport-Are­na Sauer­land. Ein­stei­ger wie Pro­fis fin­den hier hoch­wer­ti­ge Win­ter- und Som­mer-Sport­an­ge­bo­te. Viel­fäl­ti­ge, sorg­fäl­tig ver­mes­se­ne und beschil­der­te Stre­cken mit hohen Qua­li­täts­stan­dards für Nor­dic Wal­king, Nor­dic Bla­ding, Ski­rol­ler, Ski­ken, Ski­lang­lauf und Schneeschuhlaufen.