Leserbrief Nelliusstraße in Hachen

Sundern. Wir als grüne Fraktion haben im Februar letzten Jahres den Antrag gestellt, u.A. auch die Nelliusstraße in Hachen umzubenennen, da es neue Erkenntnisse gibt über die nationalsozialistische Vergangenheit des Genannten.

Es ist nicht nur die Stadt Sundern, die sich auf den Weg gemacht hat, auf diese neuen Erkenntnisse zu reagieren, andere Städte tun das auch. Niemand hier hat aber auch damit gerechnet, dass die geplante Umbenennung solch hohe Wellen schlagen würde.

Verstehen kann ich die Bewohner der Nelliusstraße, dass sie sich bevormundet und übergangen fühlen. Sie hätten sicherlich stärker mit einbezogen werden müssen, weil sie unverschuldet durch die Umbenennung gewisse Unannehmlichkeiten haben.

Jetzt allerdings hat die Diskussion über die Person des Georg Nellius eine völlig andere Dimension erreicht. Es ist sozusagen ein Historikerstreit ausgebrochen um die Frage: Wer war Georg Nellius?

Festhalten will ich nur: Dokumente belegen eindeutig, dass er ein aktiver Kulturpolizist in der NS- Zeit war. Wir können doch jemand keine öffentliche Ehre erweisen, der den Völkermord an den Juden idiell unterstützt hat.

Und für uns heute stellt sich nicht mehr die Frage der persönlichen Schuld. Aber so wie wir Kinder unserer Eltern sind, sind wir auch Kinder der Geschichte unseres Landes. Dafür müssen wir Verantwortung übernehmen. Das sind wir den unzähligen Opfern der Nazizeit schuldig. Darum haben wir als Rat nicht wirklich eine Alternative zur Umbenennung.

Wir sind demokratisch gewählt und haben auch solche „hoheitlichen“ Aufgaben zu erfüllen.

 

Antonius Becker Bündnis 90/ Die Grünen

 

PS.: Ewald Becker ein Onkel von mir lebte in dieser Zeit in Neheim, wo er im Büro einer metallverarbeitenden Firma eine Anstellung hatte. Eines Morgens im Jahr 1935 begrüßte ein Mitarbeiter ihn mit dem Heil Hitler Gruß. Mein Onkel antwortete: „ Für den Blutsauger hebe ich nicht die Hand.“ Daraufhin verlor er seine Anstellung, kam ins Gefängnis. Nach zwei Jahren wurde er entlassen und kam mit dem Leben davon. Fortan aber war er körperlich und geistig ein gebrochener Mann. So lernte ich ihn kennen.

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