Leser­brief Nel­li­us­stra­ße in Hachen

7. Februar 2014
von Redaktion
Leserbriefe

Leser­brie­fe an Dorf​in​fo​.de

Sun­dern. Wir als grü­ne Frak­ti­on haben im Febru­ar letz­ten Jah­res den Antrag gestellt, u.A. auch die Nel­li­us­stra­ße in Hach­en umzu­be­nen­nen, da es neue Erkennt­nis­se gibt über die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ver­gan­gen­heit des Genannten.

Es ist nicht nur die Stadt Sun­dern, die sich auf den Weg gemacht hat, auf die­se neu­en Erkennt­nis­se zu reagie­ren, ande­re Städ­te tun das auch. Nie­mand hier hat aber auch damit gerech­net, dass die geplan­te Umbe­nen­nung solch hohe Wel­len schla­gen würde.

Ver­ste­hen kann ich die Bewoh­ner der Nel­li­us­stra­ße, dass sie sich bevor­mun­det und über­gan­gen füh­len. Sie hät­ten sicher­lich stär­ker mit ein­be­zo­gen wer­den müs­sen, weil sie unver­schul­det durch die Umbe­nen­nung gewis­se Unan­nehm­lich­kei­ten haben.

Jetzt aller­dings hat die Dis­kus­si­on über die Per­son des Georg Nel­li­us eine völ­lig ande­re Dimen­si­on erreicht. Es ist sozu­sa­gen ein His­to­ri­ker­streit aus­ge­bro­chen um die Fra­ge: Wer war Georg Nellius?

Fest­hal­ten will ich nur: Doku­men­te bele­gen ein­deu­tig, dass er ein akti­ver Kul­tur­po­li­zist in der NS- Zeit war. Wir kön­nen doch jemand kei­ne öffent­li­che Ehre erwei­sen, der den Völ­ker­mord an den Juden idiell unter­stützt hat.

Und für uns heu­te stellt sich nicht mehr die Fra­ge der per­sön­li­chen Schuld. Aber so wie wir Kin­der unse­rer Eltern sind, sind wir auch Kin­der der Geschich­te unse­res Lan­des. Dafür müs­sen wir Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Das sind wir den unzäh­li­gen Opfern der Nazi­zeit schul­dig. Dar­um haben wir als Rat nicht wirk­lich eine Alter­na­ti­ve zur Umbenennung.

Wir sind demo­kra­tisch gewählt und haben auch sol­che „hoheit­li­chen“ Auf­ga­ben zu erfüllen.

 

Anto­ni­us Becker Bünd­nis 90/ Die Grünen

 

PS.: Ewald Becker ein Onkel von mir leb­te in die­ser Zeit in Neheim, wo er  im Büro einer metall­ver­ar­bei­ten­den Fir­ma eine Anstel­lung hat­te. Eines Mor­gens im Jahr 1935 begrüß­te ein Mit­ar­bei­ter ihn mit dem Heil Hit­ler Gruß. Mein Onkel ant­wor­te­te: „ Für den Blut­sauger hebe ich nicht die Hand.“ Dar­auf­hin ver­lor er sei­ne Anstel­lung, kam ins Gefäng­nis. Nach zwei Jah­ren wur­de er ent­las­sen und kam mit dem Leben davon. Fort­an aber war er kör­per­lich und geis­tig ein gebro­che­ner Mann. So lern­te ich ihn kennen.

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