Leben und leben las­sen – Amphi­bi­en im Bereich des „Kah­len Kop­fes“ in Bestwig

10. Juli 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Bestwig.

Sedi­men­te kon­tra Amphibien

Vor eini­gen Wochen berich­te­te die WP, dass womög­lich im Bereich des „Kah­len Kop­fes“ im Gemein­de­ge­biet Best­wig sel­te­ne und streng geschütz­te Amphi­bi­en wie Berg­molch und Geburts­hel­fer­krö­te leben und zwar genau dort, wo der aus dem Hen­nes­ee abge­bag­ger­ter Klär­schlamm abge­kippt wer­den soll. Daher fand auch im Mai 2017 ein Orts­ter­min mit dem Vor­sit­zen­den des Land­schaft­bei­rats und der Unte­ren Land­schafts­be­hör­de statt.
Die Kreis­tags­frak­ti­on Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) woll­te wis­sen, was dabei her­aus gekom­men ist, und frag­te nach.

Die SBL/FW fragt – Der HSK antwortet
Am 27.06.2017 bat die SBL/FW Land­rat Dr. Schnei­der um die Beant­wor­tung von vier Fra­gen. Der Hoch­sauer­land­kreis ant­wor­te­te prompt (mit Schrei­ben datiert auf den 28.06.2017).

Die Kurz­fas­sung
• Amphi­bi­en sol­len in ein künst­lich ange­leg­tes Klein­ge­wäs­ser ver­bracht werden.
• Am „Kah­len Kopf“ gibt es kei­ne Hin­wei­se auf das Vor­kom­men streng geschütz­ter Amphi­bi­en-Arten. Aus­schlie­ßen lässt sich ihr Vor­han­den­sein aber auch nicht.
• Im Rah­men der öko­lo­gi­schen Bau­be­glei­tung sol­len vor Bau­be­ginn alle auf­find­ba­ren Amphi­bi­en abge­sam­melt und in das künst­li­che Klein­ge­wäs­ser ver­bracht werden.
• Mit der Abla­ge­rung des Schlamms aus dem Hen­nes­ee­vor­be­cken soll in den nächs­ten Tagen begon­nen wer­den (Stand 28.06.2017!). Die Maß­nah­me soll vor­aus­sicht­lich im Herbst die­ses Jah­res abge­schlos­sen sein.

Die kom­plet­te Fassung

Fra­ge 1 der SBL/FW
Zu wel­chen ein­ver­nehm­li­chen oder nicht ein­ver­nehm­li­chen Ergeb­nis­sen kamen der Vor­sit­zen­de des Land­schaft­bei­rats, die Mit­ar­bei­ter der Unte­ren Land­schafts­be­hör­de und ggf. ande­re Betei­lig­te wie Natur­schüt­zer und Ver­tre­ter des Ruhrverbands?
Ant­wort des HSK
„Zwi­schen dem Vor­sit­zen­den des Natur­schutz­bei­ra­tes (ehe­mals Land­schafts­bei­rat) und der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de (ehe­mals Unte­re Land­schafts­be­hör­de) wur­de ein­ver­nehm­lich abge­stimmt, even­tu­ell vor­kom­men­de Amphi­bi­en und deren Ent­wick­lungs­for­men aus dem Becken 1 (ledig­lich die­ses wird ver­füllt) in ein neu anzu­le­gen­des Klein­ge­wäs­ser im Becken 2 zu ver­brin­gen. Der Ruhr­ver­band hat für die­sen Zweck das Pla­nungs­bü­ro Mes­ter­mann mit der öko­lo­gi­schen Bau­über­wa­chung beauf­tragt. Zwi­schen­zeit­lich wur­de vom Ruhr­ver­band ein künst­li­ches Klein­ge­wäs­ser im Becken 2 ange­legt; die­ses wird auch schon von den Amphi­bi­en angenommen.“

Fra­ge 2 der SBL/FW
Ist die Ver­mu­tung der Natur­schüt­zer bestä­tigt wor­den, dass es im Bereich des „Kah­len Kop­fes“ eine Popu­la­ti­on sel­te­ner Amphi­bi­en gibt? Oder konn­te die­se Annah­me zu 100 Pro­zent aus­ge­räumt wer-den?
Ant­wort des HSK
„Im Zuge des abfall­recht­li­chen Geneh­mi­gungs­ver­fah­rens zur Ver­fül­lung des Beckens 1 wur­de die Stu­fe I einer Arten­schutz­prü­fung durch­ge­führt (Vor­prü­fung auf pla­nungs­re­le­van­te Arten und Wirk­fak­to­ren). Hin­wei­se auf Vor­kom­men streng geschütz­ter Arten wie u.a. der Geburts­hel­fer­krö­te erga­ben sich hier­bei nicht. Zudem lie­gen bzw. lagen der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de kei­ne Infor­ma­tio­nen auf Vor­kom­men sel­te­ner Amphi­bi­en in die­sem Bereich vor. Ein 100%iger Aus­schluss eines der­ar­ti­gen Vor­kom­mens ist jedoch nicht mög­lich. Im Rah­men der öko­lo­gi­schen Bau­über­wa­chung sind Gegen­maß­nah­men zum Schutz der­ar­ti­ger Vor­kom­men aber kurz­fris­tig möglich.“

Fra­ge 3 der SBL/FW
Wel­che wir­kungs­vol­len Maß­nah­men wur­den zum Schutz der im Bereich des „Kah­len Kop­fes“ leben­den Klein­tie­re initi­iert und durch­ge­führt bzw. sol­len noch durch­ge­führt wer­den, wie die Schaf­fung von Ersatzlaichgewässern?
Ant­wort des HSK
„Sie­he Punkt 1. Dar­über hin­aus wur­de fest­ge­legt, dass im Rah­men der öko­lo­gi­schen Bau­be­glei­tung unmit­tel­bar vor Bau­be­ginn alle auf­find­ba­ren Amphi­bi­en abzu­sam­meln und in das künst­li­che Klein­ge­wäs­ser im Becken 2 zu ver­brin­gen sind.“

Fra­ge 4 der SBL/FW
Wur­de zwi­schen­zeit­lich mit dem Abkip­pen des Klär­schlamms begon­nen? Wenn nein, wann sol­len die Arbei­ten begin­nen? Wenn ja, wann wird die Ver­fül­lung vor­aus­sicht­lich abge­schlos­sen sein?
Ant­wort des HSK
„Mit der Abla­ge­rung des aus dem Hen­nes­ee­vor­be­cken ent­nom­me­nen Sedi­ments soll in den nächs­ten Tagen begon­nen wer­den; eine Abla­ge­rung von Klär­schlamm erfolgt nicht. Vor­aus­sicht­lich im Herbst die­ses Jah­res wird die Maß­nah­me abge­schlos­sen sein. Bekannt­lich erfolgt die Ver­fül­lung des Beckens 1 mit Sedi­ment aus dem Hen­nes­ee­vor­be­cken; der zeit­li­che Ablauf der Ver­füll­maß­nah­me steht somit im engen Zusam­men­hang mit der Trans­port­lo­gis­tik bei der Sedimenträumung.“

Der Stand der Din­ge Anfang Juli 2017
Das Fern­se­hen (WDR-Lokal­zeit Süd­west­fa­len am 03.07.2017) war jetzt in Mesche­de am Hen­nes­ee und film­te und kom­men­tier­te das „Schlamm­bag­gern“ im Vor­be­cken. Über 1.000 Ton­nen Mate­ri­al pro Tag sol­len vom Hen­nes­ee per LKW in die ehe­ma­li­ge Klär­schlamm-Depo­nie des Ruhr­ver­bands nach Best­wig trans­por­tiert wer­den, ins­ge­samt ca. 100.000 Ton­nen. Am „Kah­len Kopf“ hat der WDR offen­bar lei­der nicht gefilmt. Viel­leicht macht er das ja noch?
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Hier­zu auch:
http://​sbl​-frak​ti​on​.de/​?​p​=​7​114

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)