15. November 2015 – 3. Januar 2016 Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 15. November 2015 um 14 Uhr
Vom 15. November 2015 bis zum 3. Januar 2016 präsentiert der Kunstverein SundernSauerland e.V. eine umfangreiche Gruppenausstellung mit Werken von rund zehn jungen und etablierten Gegenwartskünstlern, die sich auf vielfältige Weise mit der Wechselbeziehung zwischen Kunst und Wirtschaft auseinandersetzen. Von spielerischironischen Untersuchungen über politisch- bzw. gesellschaftskritischen Diskursen bis hin zu selbstreferentiellen Einblicken in die Mechanismen des Kunstmarktes – die Werke von Künstlern wie u.a. Joseph Beuys und Klaus Staeck, Thomas Rentmeister, Ina Weber und Hans-Jörg Mayer sowie Rozbeh Asmani und Jon Shelton zeigen eine breite Vielfalt an künstlerischen Haltungen und Strategien.
Die nicht unkomplizierte Wechselbeziehung zwischen Kunst und Wirtschaft sorgt seit jeher für Spannung – aber auch für interessante Lösungsansätze seitens der Künstler. Für Joseph Beuys (1921 –1986) zum Beispiel war die Kunst nicht nur ein essenzieller Wirtschaftsfaktor, sondern auch und vor allem „Kapital“, das letztlich auch zigfach wertvoller sei als Geld. Dabei verstand er die Kunst im erweiterten Sinne als Ausdruck menschlicher Kreativität und Produktivität. Seine sogenannten „Wirtschaftwerte“ (um 1980) – verpackte Nahrungsmittel und andere alltägliche Produkte aus der ehemaligen DDR, die vom Künstler als Readymades gestempelt und signiert wurden – weisen auf die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme bzw. -ideologien im Osten und Westen hin. Auf welcher Seite der Debatte zwischen Kommunismus und Kapitalismus der Künstler steht, bleibt aber offen. Die Haltung des Heidelberger Juristen und Grafikers Klaus Staeck (*1938 in Pulsnitz), der über die Jahre neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeiten auch zahlreiche Editionen u.a. von Beuys, Sigmar Polke oder Felix Droese verlegte, ist wesentlich eindeutiger. Seine scharfsinnige Plakate und Postkarten, die häufig von einem gewieften Nebeneinander von Bild und Text geprägt sind, sind schonungslos und nehmen Politik und Wirtschaft, aber auch die Kunst, gnadenlos und gleichermaßen in die Verantwortung.
Für den in Köln lebenden amerikanischen Künstler Jon Shelton (*1968 in Detroit, USA) ist die Dominanz der Wirtschaft auch bei politischen Fragen mehr als fragwürdig. Was sind die wahren Hintergrunde von Krieg und Terrorismus? Was für eine Rolle spielen wirtschaftliche Interessen – auch jenseits von dem Geschäft mit Öl oder Waffen? Mit seinen auf dem ersten Blick rein abstrakten Kompositionen geht der Kölner Maler und Konzeptkünstler Rozbeh Asmani (1983 in Shiraz, Iran) viel leiser mit der Frage nach der Dominanz der Wirtschaft im alltäglichen Leben vor. Wie subtil ist die Wirkung der Werbung, und ab wann ist eine Farbe nicht mehr nur eine Farbe, sondern auch und vor allem eine wesentlicher Bestandteil eines Product-Brandings bzw. einer Corporate Identity? Wird man beispielsweise je die Farbe Magenta sehen, ohne an eine in Deutschland ansässige, global agierende Telekommunikationsfirma zu denken? Sowohl der Berliner Maler Hans-Jörg Mayer (*1955) als auch die ebenfalls in Berlin tätige Bildhauerin Ina Weber (*1964 in Diez) beschäftigen sich mit der Vereinnahmung der Kunst durch die Wirtschaft. Ausgangspunkt einer Reihe von großformatigen Gemälden von Hans-Jörg Mayer ist z.B. die berühmte Aldi-Tüte, die 1970 als Auftragsarbeit des konkreten Malers Günter Fruhtrunk gestaltet wurde.
In gewisser Weise umgekehrt arbeitet der Objektkünstler Thomas Rentmeister (*1964 in Reken), der schon in den späten 1990er Jahren mit seinen Arbeiten mit großflächig geschmierter Nutella oder Penaten-Creme international für Aufregung sorgte. In seinen jüngeren Arbeiten arrangiert Rentmeister beliebte Markenprodukte in geometrischen Kompositionen, die beispielsweise an Werke der konkreten Kunst oder des Minimalismus erinnern. So denkt man beim blauen Dreieck aus über 250 gestapelten PrinzenrolleVerpackungen nicht nur an strategischen Produktplatzierungen im Supermarkt, sondern auch unweigerlich an das blaue Dreieck des 1977 verstorbenen Künstlers Blinky Palermo. Diese und andere Werke geben faszinierende Einblicke in die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Kunst, Wirtschaft und Politik über eine Zeitspanne von rund 35 Jahren.
Kunstverein Sundern-Sauerland e.V. zu Gast in der Stadtgalerie Sundern Lockweg 3, 59846 Sundern (Sauerland) Öffnungszeiten: Mi. bis Fr., von 16 – 19 Uhr; Sa. und So., von 12 – 18 Uhr An den Weihnachtsfeiertagen, Silvester und Neujahr geschlossen! Gruppen nach Vereinbarung.