Kei­ne Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan – Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) schließt sich der For­de­rung etli­cher Stadt­rä­te und Kreis­ta­ge an.

16. August 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

Die­ses Schrei­ben schick­te die SBL/FW an Land­rat Dr. Karl Schneider:

Arns­berg, den 15.08.2017

Antrag gemäß § 5 Abs. 1 der Geschäfts­ord­nung  für die Tages­ord­nung der nächs­ten Sit­zung des Kreis­tags (vor­aus­sicht­lich am 20.10.2017) The­ma: Kei­ne Abschie­bun­gen nach Afghanistan

Sehr geehr­ter Herr Landrat,

in etli­chen Stadt­rä­ten und Kreis­ta­gen in Deutsch­land wur­den in den letz­ten Mona­ten Anträ­ge und Reso­lu­tio­nen gegen Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan ver­fasst, bei­spiels­wei­se im Kreis Unna und im Rat der Stadt Düsseldorf.

Die Stadt Köln beschloss mehr­heit­lich in der Sit­zung des Haupt­aus­schus­ses am 31.07.2017 den gemein­sam Antrag der Frak­tio­nen CDU, Die Grü­nen, FDP und PIRA­TEN   „Afgha­ni­stan ist nicht sicher: Kei­ne Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan aus Köln“  Klick:  https://​rats​in​for​ma​ti​on​.stadt​-koeln​.de/​t​o​0​0​4​0​.​a​s​p​?​_​_​k​s​i​n​r​=​1​6​719   (TOP 4.1)

Der Initia­tor des Antrags war die Frak­ti­on Die PIRATEN.

Wir schlie­ßen uns dem Antrag der PIRA­TEN-Frak­ti­on Köln inhalt­lich voll­um­fäng­lich an und bean­tra­gen unter Bezug­nah­me auf deren Antrags-Text und auf den Beschluss des Haupt­aus­schus­ses  der Stadt Köln:

„Der Kreis­tag des Hoch­sauer­land­krei­ses möge beschließen:

  1. Der Kreis­tag des Hoch­sauer­land­krei­ses for­dert die Kreis­aus­län­der­be­hör­de auf, bei aus­rei­se­pflich­ti­gen abge­lehn­ten Asyl­be­wer­be­rin­nen und Asyl­be­wer­bern aus Afgha­ni­stan im Rah­men sorg­fäl­ti­ger Ein­zel­fall­prü­fun­gen wohl­wol­lend die auf­ent­halts­recht­li­chen Mög­lich­kei­ten für eine Blei­be­rechts­per­spek­ti­ve zu prü­fen. Das gel­ten­de Auf­ent­halts­recht bie­tet die Mög­lich­keit eines huma­ni­tä­ren Auf­ent­halts oder der ver­län­ger­ten Duldung.
  2. Der Kreis­tag des Hoch­sauer­land­krei­ses appel­liert an die Lan­des­re­gie­rung von NRW, für afgha­ni­sche Flücht­lin­ge einen bun­des­land­be­zo­ge­nen Abschie­bungs­stopp nach § 60a Auf­ent­halts­ge­setz (Auf­enthG) zu erlas­sen und beim Bund die Aus­set­zung von Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan zu erwirken.
  3. Der Kreis­tag des Hoch­sauer­land­krei­ses appel­liert an die Lan­des­re­gie­rung von NRW, sich auf allen poli­ti­schen Ebe­nen dafür ein­zu­set­zen, dass das BAMF alle nega­tiv beschie­de­nen Asyl­an­trä­ge von afgha­ni­schen Geflüch­te­ten der Jah­re 2016 und 2017 über­prüft. Dabei muss die ver­än­der­te Sicher­heits­la­ge in Afgha­ni­stan berück­sich­tigt werden.
  4. Der Kreis­tag des Hoch­sauer­land­krei­ses appel­liert an die Lan­des­re­gie­rung von NRW, sich auf Bun­des­ebe­ne für die Aus­set­zung des zwi­schen der EU und Afgha­ni­stan aus­ge­han­del­ten Rück­über­nah­me­ab­kom­mens vom 02.10.2016 einzusetzen.
  5. Der Land­rat wird gebe­ten, im Namen des Hoch­sauer­land­krei­ses die ableh­nen­de Hal­tung des Kreis­tags zu Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan gegen­über Man­dats­trä­gern im Bund und im Land NRW zum Aus­druck zu bringen.
  6. Die Kreis­ver­wal­tung des Hoch­sauer­land­krei­ses wird sich auf allen poli­ti­schen Ebe­nen dafür ein­set­zen, dass afgha­ni­sche Geflüch­te­te im Asyl­ver­fah­ren Zugang zu Inte­gra­ti­ons­kur­sen erhalten.

Begrün­dung und Erläuterung:

Die Sicher­heits­la­ge im gesam­ten Staats­ge­biet von Afgha­ni­stan ist offen­sicht­lich höchst fra­gil. Das zeigt nicht zuletzt der Anschlag 31. Mai 2017 auf die Deut­sche Bot­schaft in Kabul.

Es gibt kei­ner­lei Anhalts­punk­te für eine Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on, im Gegen­teil! Die Lage ver­schärft sich offen­bar wei­ter. Blu­ti­ge Atten­ta­te auf öffent­li­chen Plät­zen gehö­ren zum All­tag und machen ein unge­fähr­de­tes, angst­frei­es und men­schen­wür­di­ges Leben unmög­lich. Das bestä­ti­gen Orga­ni­sa­tio­nen wie die United Nati­ons Assis­tance Mis­si­on in Afgha­ni­stan (UNAMA). Deren aktu­el­ler Bericht doku­men­tiert für das ver­gan­ge­ne Jahr die höchs­ten Zah­len von Kin­dern und ande­ren zivi­len Opfern unter den Toten und Ver­letz­ten seit Beginn der jähr­li­chen Berichterstattung.

Eine Auf­lis­tung von  Anschlä­gen in den letz­ten Wochen:

  • Mel­dung vom 03.08.2017 – Ein Nato-Sol­dat wur­de bei einem Selbst­mord­an­schlag auf einen Mili­tär­kon­voi getö­tet. . Sechs wei­te­re Men­schen sind bei der Explo­si­on im Distrikt Kara­bagh nahe der Haupt­stadt Kabul ver­letzt worden.
  • Mel­dung vom 01.08.2017 – Im Wes­ten Afgha­ni­stans hat es einen Selbst­mord­an­schlag auf eine schii­ti­sche Moschee gege­ben. Min­des­tens 29 Men­schen star­ben dabei, es gab min­des­tens 64 Verletzte.
  • Mel­dung vom 31.07.2017 – Bom­ben­an­schlag durch einen Selbst­mord­at­ten­tä­ter auf die ira­ki­sche Bot­schaft (kei­ne Anga­ben über Tote und Verletzte).
  • Mel­dung vom 24.07.2017 – In einer Kli­nik in der Pro­vinz Ghor haben Tali­ban 35 Zivi­lis­ten getö­tet. Zuvor star­ben min­des­tens 26 Per­so­nen der Explo­si­on einer Auto­bom­be im Berufs­ver­kehr in der Haupt­stadt Kabul.

Ein wei­te­rer Aspekt ist u.E., dass es für zahl­rei­che ehren­amt­li­che und haupt­amt­li­che Flücht­lings­hel­fe­rin­nen und ‑hel­fer sehr depri­mie­rend und demo­ti­vie­rend ist, wenn Men­schen, für die sie sich enga­gie­ren und mit denen sich viel­leicht sogar ange­freun­det haben, in ein Kriegs­ge­biet abge­scho­ben werden.

Wir hal­ten Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan aus ver­schie­de­nen Grün­den für zutiefst inhu­man und unver­ant­wort­lich und for­dern, von Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan abzusehen!

Mit freund­li­chen Grüßen

Rein­hard Loos, SBL/FW-Frak­ti­ons­spre­cher

 

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)