Info- und Begeg­nungs­abend der „Freun­de der Völ­ker­be­geg­nung“ – „Gut­men­schen“ unter sich?

9. April 2016
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Meschede.
Bei der Info-Ver­an­stal­tung der „Freun­de der Völ­ker­be­geg­nung“ (FdV) am 5. April 2016 zur aktu­el­len Flücht­lings­si­tua­ti­on in Mesche­de ging es sehr leb­haft zu. Die Atmo­sphä­re war aus­ge­spro­chen ange­nehm und der „Pul­ver­turm“ rap­pel­voll. So voll, dass die Stüh­le knapp wur­den und der FdV-Vor­stand, was die Teil­neh­mer­zahl anbe­langt, fast die Über­sicht verlor.
Auf­ga­ben der Malteser
Jan Uel­kes und Thors­ten Hen­se, die Team­lei­ter der zwei Flücht­lings-Not­un­ter­künf­te des Mal­te­ser Hilfs­diens­tes in Mesche­de, beant­wor­te­ten in per­fek­ter Team-Arbeit kom­pe­tent und gelas­sen sämt­li­che Fra­gen, egal ob es um ihren eige­nen beruf­li­chen Wer­de­gang ging oder um eher abs­trak­te Zah­len und Fak­ten oder um die Auf­ga­ben der Mal­te­ser als Betrei­ber der zwei Ein­rich­tun­gen. Wich­tig sei, Ver­sor­gung und Obdach zu gewähr­leis­ten, die Regis­trie­rung der Flücht­lin­ge in die Wege zu lei­ten und die Arbeit der Ehren­amt­li­chen zu koor­di­nie­ren. Bei­de lob­ten die nicht nach­las­sen­de Hilfs­be­reit­schaft der vie­len ehren­amt­li­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fer, die z.B. Deutsch­kur­se und die Klei­der­kam­mer orga­ni­sie­ren. Thors­ten Hen­se und Jan Uel­kes stell­ten sich auch den Sor­gen eini­ger Anwoh­ner und erläu­ter­ten bei­spiels­wei­se, dass es sich bei den Bewoh­nern ihrer Ein­rich­tun­gen nicht aus­schließ­lich um jun­ge Män­ner, son­dern auch um Fami­li­en han­de­le. Die Fra­ge, war­um so vie­le Män­ner ihre Frau­en und Kin­der allein las­sen, um nach Deutsch­land zu kom­men, erklär­ten sie mit den gro­ßen Gefah­ren, Risi­ken und hohen Kos­ten der Flucht­ver­su­che. Jun­ge, gesun­de, allein rei­sen­de Män­ner hät­ten ein­fach bes­se­re Chan­cen durch­zu­kom­men. Ihr Wunsch sei es aber in der Regel immer, legal und auf siche­rem Wege ihre Fami­li­en nachzuholen.
Auf­ga­ben der Stadtverwaltung
Uli Schul­te von der Stadt­ver­wal­tung Mesche­de trug eben­falls auf eine locke­re und offe­ne Art zur Ver­sach­li­chung der „Flücht­lings­de­bat­te“ bei. Die Lage habe sich ent­spannt. Die Sta­tis­tik der Stadt Mesche­de wei­se zur Zeit 308 Asyl­su­chen­de aus, davon 1/3 Kin­der und Jugend­li­che, exklu­si­ve der rund 200 Flücht­lin­ge, die in den bei­den von den Mal­te­sern geführ­ten Unter­künf­ten im Haus Dort­mund und in der Franz-Stahl­me­cke-Schu­le leben. Denn für die Bewoh­ner der Not­un­ter­künf­te sei die Bezirks­re­gie­rung auch in finan­zi­el­ler Hin­sicht zustän­dig und nicht die Stadt Mesche­de. Das wäre für Mesche­de ein gro­ßer Vor­teil. Über­wie­gend han­de­le es sich bei den Men­schen in den städ­ti­schen Unter­künf­ten um Geflüch­te­te aus Syri­en, Irak, Iran und Eri­trea im Alter von 18 Jah­ren bis 45 Jah­ren. 35 Pro­zent der Flücht­lin­ge sei­en Frau­en. Uli Schul­te mein­te, nicht alles lau­fe rund. Ein gro­ßes Pro­blem für die Asyl­su­chen­den sei­en die gerin­gen Kapa­zi­tä­ten bei den Deutsch- und Inte­gra­ti­ons­kur­sen und die feh­len­de Regis­trie­rung. Auf­grund noch nicht erfolg­ter Regis­trie­rung sei es ihnen nicht mög­lich, einen Asyl­an­trag zu stel­len. Das mache den Betrof­fe­nen Sor­gen. Die Stadt hät­te sich daher mit dem zustän­di­gen BAMF (Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge) in Bie­le­feld in Ver­bin­dung gesetzt. Der­zeit war­te die Stadt auf den Ter­min beim BAMF. Uli Schul­te bat in dem Zusam­men­hang auch um Ver­ständ­nis für die Behör­den. Die Ent­wick­lung habe sie überrollt.
Resü­mee der FdV-Vorsitzenden
Nach­dem sich die FdV-Vor­sit­zen­de Maria Hüser bei den drei Refe­ren­ten bedankt hat­te, trug sie noch selbst eini­ge span­nen­de Erleb­nis­se und Erfah­run­gen aus ihrer ehren­amt­li­chen Arbeit als Flücht­lings­hel­fe­rin in Büren bei. Ihr Resü­mee könn­te man so zusam­men­fas­sen: Hel­fen bringt Freu­de und Bereicherung!
Damals
Ein FdV-Mit­glied hat­te im Lau­fe der Dis­kus­si­on an Irm­gard Rode, die Ver­eins­grün­de­rin der „Freun­de der Völ­ker­be­geg­nung“, erin­nert. Seit Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges bis ins hohe Alter setz­te sich die Pazi­fis­tin Irm­gard Rode uner­müd­lich für benach­tei­lig­te Men­schen ein, auch für vie­le Flücht­lin­ge und Migran­tin­nen und Migran­ten, 1946 für Ver­trie­be­ne aus dem Osten, spä­ter für Kin­der aus Migranten-Familien.
Heute
Seit eini­gen Mona­ten ist das The­ma „Flücht­lin­ge“ in den Medi­en und in Dis­kus­sio­nen omni­prä­sent. Es pola­ri­siert und teilt vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger und die Poli­tik offen­bar in min­des­tens zwei Lager. Auf der einen Sei­te sind die, die Ver­ständ­nis und Empa­thie für Geflüch­te­te haben, auf der ande­ren die, die den „Zuzug“ kri­tisch sehen und sich Sor­gen machen. „Asyl­kri­ti­ker“ präg­ten den Begriff „Gut­mensch“. Er avan­cier­te prompt zum Unwort des Jah­res 2015.
Und der Schluss
Ob Irm­gard Rode nach Mei­nung von „Asyl­kri­ti­kern“ ein „Gut­mensch“ war, wis­sen wir nicht. Und wenn, dann hät­te sie sich des­we­gen sicher nicht die gerings­ten Sor­gen gemacht!
PM der „Freun­de der Völ­ker­be­geg­nung” (FdV)