Gül­le in Was­ser­schutz­ge­bei­ten – Ein Wider­spruch in sich?

30. Juli 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Schmallenberg.

Nach­rich­ten aus Schmallenberg
Die Kreis­tags­frak­ti­on Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) erhielt Infor­ma­tio­nen aus dem Raum Schmal­len­berg, wonach im ver­gan­ge­nen Juni im Was­ser­schutz­ge­biet Latrop­tal Gül­le auf­ge­bracht wor­den sei. Die Stadt Schmal­len­berg ist über die­sen Vor­gang eben­falls in Kennt­nis gesetzt worden.

Nach dem, was die SBL/FW-Frak­ti­on erfah­ren hat, erfolg­te am 08.06.2017 eine Begut­ach­tung des Was­ser­schutz­ge­bie­tes durch das Was­ser­werk der Stadt Schmal­len­berg inklu­si­ve einer Was­ser­pro­ben­ent­nah­me. Das Hygie­ne-Insti­tut Gel­sen­kir­chen wur­de dann beauf­tragt, die Was­ser­pro­ben zu ana­ly­sie­ren. Der ent­spre­chen­de Prüf­be­richt (Unter­su­chungs­zeit­raum 08.06.2017 bis 12.06.2017) liegt der SBL/FW in Kopie vor.
Es gibt Auffälligkeiten.
• Der Mess­wert „coli­for­me Bak­te­ri­en“ beträgt 18 KBE/100 ml
• Der Mess­wert „Nitrat“ beträgt 6,0 mg/​l

Fäka­li­en haben im Was­ser nichts zu suchen
Wie in ver­schie­de­nen Ver­öf­fent­li­chun­gen nach­zu­le­sen ist, gel­ten coli­for­me Bak­te­ri­en als Indi­ka­tor für fäka­le Ver­un­rei­ni­gun­gen. Ihr Vor­han­den­sein könn­te auf eine Gesund­heits­ge­fahr hin­deu­ten. Laut Trink­was­ser­ver­ord­nung dür­fen coli­for­me Bak­te­ri­en in 100 ml Was­ser­pro­be nach einem Anrei­che­rungs­ver­fah­ren nicht nach­weis­bar sein.
Klick: https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​T​r​i​n​k​w​a​s​s​e​r​v​e​r​o​r​d​n​ung

Gefahr durch zu viel Nitrat
Die SBL/FW (und wahr­schein­lich nicht nur sie) hält auch den Nitrat-Mess­wert für bedenk­lich, zumal wahr­schein­lich von einer stei­gen­den Ten­denz aus­zu­ge­hen ist. Laut einer Ver­öf­fent­li­chung des BUND sind 46% aller Grund­was­ser­kör­per in NRW mit Nitrat belas­tet. Von einer Trend­um­kehr sei nicht aus­zu­ge­hen. Die­se Ent­wick­lung sei sogar in aus­ge­wie­se­nen Was­ser­schutz­ge­bie­ten zu beob­ach­ten. Der BUND for­dert daher, in Was­ser­schutz­ge­bie­ten nur Bio­land­wirt­schaft zu erlau­ben oder zumin­dest vor­ran­gig zu fördern.
Klick: https://​www​.bund​-nrw​.de/​t​h​e​m​e​n​/​w​a​s​s​e​r​/​i​m​-​f​o​k​u​s​/​g​u​e​l​l​e​f​l​ut/

For­de­rung: Gül­le-Ein­trä­ge deut­lich reduzieren
Die Mit­glie­der der SBL/FW-Frak­ti­on hal­ten die Auf­brin­gung von Gül­le in Was­ser­schutz­ge­bie­ten für unver­ant­wort­lich. Sie sind der Mei­nung, dass Gül­le-Ein­trä­ge auch ins­ge­samt drin­gend auf ein sinn­vol­les Maß redu­ziert wer­den müs­sen. Die Lang­zeit­fol­gen und nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen einer „Über­dün­gung“ sind unabsehbar!

Hoch­sauer­land­kreis – (Noch) eine „Insel der Seligen“?
Noch steht der Hoch­sauer­land­kreis zum Glück im Ver­gleich zu ande­ren Land­krei­sen in NRW bei der Nitrat-Belas­tung recht gut da. Doch das kann sich schnell ändern. Die SBL/FW denkt da zum Bei­spiel an die Fäka­li­en, die in den gro­ßen Puten­mast­be­trie­ben im Raum Mesche­de in der Nähe des Hen­nes­ees (Trink­was­ser­ge­win­nungs­an­la­ge!) anfal­len und wahr­schein­lich in irgend­ei­ner Form in die Land­schaft „ent­sorgt“ wer­den. Sie mahnt daher effek­ti­ve Kon­trol­len und not­falls Sank­tio­nen über­all im Hoch­sauer­land­kreis an. Auch wenn es gegen­wär­tig unrea­lis­tisch sein mag, for­dert sie den sofor­ti­gen Aus­stieg aus der indus­tri­el­len, tier­quä­le­ri­schen und letzt­lich auch für uns gesund­heits­schäd­li­chen (Massen-)Tierhaltung!

Fra­gen der SBL/FW an den Landrat
Rein­hard Loos, Spre­cher der Kreis­tags­frak­ti­on Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW), bat Land­rat Dr. Karl Schnei­der am 25.07.2017 um Ant­wor­ten auf die Fragen:

1. Wel­che Kennt­nis­se haben Sie von den Vor­gän­gen und der Situa­ti­on im Was­ser­schutz­ge­biet Latroptal?
2. Wur­den und wer­den von Ihrer Behör­de im Latrop­tal regel­mä­ßig oder unre­gel­mä­ßig Was­ser- und Boden­pro­ben entnommen?
3. Wenn ja, wie waren die Ergeb­nis­se seit 2015?
4. Gibt es Ihres Wis­sens im HSK wei­te­re Was­ser­schutz­ge­bie­te, die ähn­lich hohe Mess­wer­te bei coli­for­men Bak­te­ri­en und Nitrat auf­wei­sen oder ande­re nicht akzep­ta­ble Wer­te, z.B. für Ente­ro­kok­ken oder Antibiotika-Rückstände?
5. Wenn ja, wo und wel­che? Wie sind die jewei­li­gen Messwerte?
6. Wel­che Mög­lich­kei­ten hat ihre Behör­de, gegen das Auf­brin­gen von Gül­le in Was­ser­schutz­ge­bie­ten vorzugehen?

Bit­te der SBL/FW an den Landrat
Gleich­zei­tig bat die Frak­ti­on den Land­rat, sich bei Lan­des- und Bun­des­re­gie­rung für restrik­ti­ve­re und nach­hal­ti­ge Geset­ze in Punk­to vor­sor­gen­den Gesundheits‑, Umwelt‑, Wasser‑, Luft‑, Tier- und Arten­schutz einzusetzen!

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)