Feucht- und Hygienetücher sind „Pumpenkiller“

Reißfeste Materialien sorgen in Kanalisation für erhebliche Probleme

Olsberg/Bestwig. Sie sind praktisch, reißfest und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit: Feucht- und Hygienetücher, die im Sanitär- oder Kosmetikbereich auf verschiedenste Weise zum Einsatz kommen. Allerdings: In der Abwasserbeseitigung wird der Trend der Feuchttücher zu einem echten Problem – das mittlerweile sogar erhebliche Kosten verursacht.

Denn feuchtes Toilettenpapier wie auch Feucht- und Hygienetücher bestehen nicht aus Papier, sondern aus einem Polyester-Viskose-Gemisch oder Fasern, die mit Kunstharzen gefestigt sind. Das Problem: Werden diese Tücher über die Toilette entsorgt und gelangen so in die Kanalisation, lösen sie sich nicht auf, sondern bilden Ablagerungen bis hin zu Verstopfungen im Kanal. Besonders problematisch wird es, wenn die Feuchttücher in eine Abwasserpumpe gelangen, denn dort bilden sich daraus lange, zähe und regelrecht verfilzte Stränge. In der Fachsprache werden diese Stränge „Verzopfungen“ genannt, weiß Dipl.-Ing. Markus Rüthing von der Hochsauerlandwasser GmbH, die Betriebsführerin der Abwasserwerke in der Stadt Olsberg und der Gemeinde Bestwig ist: „Diese Verzopfungen verfangen sich insbesondere in den Abwasserpumpen.“ Die Folge: Die sehr reißfesten Fasern wickeln sich in den Pumpen um die Antriebswellen und blockieren diese – Pumpenleistung und Fördermenge fallen dann drastisch ab. „Solche Tücher sind regelrechte Pumpenkiller“, so der Fachmann.

Abwasserpumpen müssen in solchen Fällen jeweils komplett gewartet und Instand gesetzt werden, weiß Markus Rüthing: „Der Material- und Pumpenverschleiß und auch der erforderliche Zeitaufwand des Betriebspersonals sind 2016 in manchen Bereichen sprunghaft auf ein Vielfaches der Vorjahre angestiegen.“ Das verursacht Kosten, die letztlich über die Abwassergebühren auf alle Gebührenzahler umgelegt werden.

Allerdings betreffe die Gefahr von Ablagerungen, Verstopfungen und Betriebsproblemen durch Feucht- und Hygienetücher nicht nur den öffentlichen Kanal, warnt Markus Rüthing: „Erhebliche Risiken gibt es auch im Bereich der privaten Anschlussleitungen auf den Grundstücken – zumal die Leitungen hier erheblich kleinere Querschnitte aufweisen.“ Letztlich könne es bei Verstopfungen sogar zu einem Rückstau des Abwassers ins Haus kommen – mit teuren Reparaturen an Gebäude und privater Anschlussleitung als Folge. Auch auf der Kläranlage verursachen die Feucht- und Hygienetücher erheblichen Aufwand und Kosten, weil sie vor der Abwasserreinigung vollständig aus dem Abwasser entfernt und separat entsorgt werden müssen.

Die Hochsauerlandwasser GmbH und die kommunalen Abwasserwerke appellieren deshalb an alle Bürgerinnen und Bürger, entsprechende Feucht- und Hygienetücher richtig zu entsorgen – nämlich nicht über die Toilette, sondern über die graue Restmülltonne. Markus Rüthing: „Bei den meisten Kosmetik- und Pflegeprodukten ist bereits symbolisch auf den Verpackungen dargestellt, dass diese in jedem Fall über den Restmüll entsorgt werden müssen. Für Hygieneartikel und Ähnliches versteht sich das von selbst.“ Auch in den Entwässerungssatzungen sei festgelegt, dass entsprechende Produkte, die den Betrieb stören, nicht in die Kanalisation gelangen dürfen.

Wer dennoch Feuchttücher aus Vlies nutzen möchte, sollte diese unbedingt in einem Abfalleimer entsorgen. Markus Rüthing: „Jeder kann durch richtiges Verhalten einen Beitrag dazu leisten, dass die Abwasserbeseitigung zuverlässig, umweltschonend und ohne Zusatz-Kosten funktioniert.“
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Der Wartungsaufwand ist sprunghaft angestiegen: Feucht- und Hygienetücher blockieren Abwas-serpumpen, da sie sich im Wasser nicht zersetzen.
In den Pumpen bilden die Feucht- und Hygienetücher so genannte „Verzopfungen“, die aufwändig beseitigt werden müssen.
Bildnachweis: Hochsauerlandwasser GmbH