Feucht- und Hygie­ne­tü­cher sind „Pum­pen­kil­ler“

25. Januar 2017
von Redaktion

Reiß­fes­te Mate­ria­li­en sor­gen in Kana­li­sa­ti­on für erheb­li­che Probleme

Olsberg/​Bestwig. Sie sind prak­tisch, reiß­fest und erfreu­en sich zuneh­men­der Beliebt­heit: Feucht- und Hygie­ne­tü­cher, die im Sani­tär- oder Kos­me­tik­be­reich auf ver­schie­dens­te Wei­se zum Ein­satz kom­men. Aller­dings: In der Abwas­ser­be­sei­ti­gung wird der Trend der Feucht­tü­cher zu einem ech­ten Pro­blem – das mitt­ler­wei­le sogar erheb­li­che Kos­ten verursacht.

 

Denn feuch­tes Toi­let­ten­pa­pier wie auch Feucht- und Hygie­ne­tü­cher bestehen nicht aus Papier, son­dern aus einem Poly­es­ter-Vis­ko­se-Gemisch oder Fasern, die mit Kunst­har­zen gefes­tigt sind. Das Pro­blem: Wer­den die­se Tücher über die Toi­let­te ent­sorgt und gelan­gen so in die Kana­li­sa­ti­on, lösen sie sich nicht auf, son­dern bil­den Abla­ge­run­gen bis hin zu Ver­stop­fun­gen im Kanal. Beson­ders pro­ble­ma­tisch wird es, wenn die Feucht­tü­cher in eine Abwas­ser­pum­pe gelan­gen, denn dort bil­den sich dar­aus lan­ge, zähe und regel­recht ver­filz­te Strän­ge. In der Fach­spra­che wer­den die­se Strän­ge „Ver­zop­fun­gen“ genannt, weiß Dipl.-Ing. Mar­kus Rüt­hing von der Hoch­sauer­land­was­ser GmbH, die Betriebs­füh­re­rin der Abwas­ser­wer­ke in der Stadt Ols­berg und der Gemein­de Best­wig ist: „Die­se Ver­zop­fun­gen ver­fan­gen sich ins­be­son­de­re in den Abwas­ser­pum­pen.“ Die Fol­ge: Die sehr reiß­fes­ten Fasern wickeln sich in den Pum­pen um die Antriebs­wel­len und blo­ckie­ren die­se – Pum­pen­leis­tung und För­der­men­ge fal­len dann dras­tisch ab. „Sol­che Tücher sind regel­rech­te Pum­pen­kil­ler“, so der Fachmann.

 

Abwas­ser­pum­pen müs­sen in sol­chen Fäl­len jeweils kom­plett gewar­tet und Instand gesetzt wer­den, weiß Mar­kus Rüt­hing: „Der Mate­ri­al- und Pum­pen­ver­schleiß und auch der erfor­der­li­che Zeit­auf­wand des Betriebs­per­so­nals sind 2016 in man­chen Berei­chen sprung­haft auf ein Viel­fa­ches der Vor­jah­re ange­stie­gen.“ Das ver­ur­sacht Kos­ten, die letzt­lich über die Abwas­ser­ge­büh­ren auf alle Gebüh­ren­zah­ler umge­legt werden.

 

Aller­dings betref­fe die Gefahr von Abla­ge­run­gen, Ver­stop­fun­gen und Betriebs­pro­ble­men durch Feucht- und Hygie­ne­tü­cher nicht nur den öffent­li­chen Kanal, warnt Mar­kus Rüt­hing: „Erheb­li­che Risi­ken gibt es auch im Bereich der pri­va­ten Anschluss­lei­tun­gen auf den Grund­stü­cken – zumal die Lei­tun­gen hier erheb­lich klei­ne­re Quer­schnit­te auf­wei­sen.“ Letzt­lich kön­ne es bei Ver­stop­fun­gen sogar zu einem Rück­stau des Abwas­sers ins Haus kom­men – mit teu­ren Repa­ra­tu­ren an Gebäu­de und pri­va­ter Anschluss­lei­tung als Fol­ge. Auch auf der Klär­an­la­ge ver­ur­sa­chen die Feucht- und Hygie­ne­tü­cher erheb­li­chen Auf­wand und Kos­ten, weil sie vor der Abwas­ser­rei­ni­gung voll­stän­dig aus dem Abwas­ser ent­fernt und sepa­rat ent­sorgt wer­den müssen.

 

Die Hoch­sauer­land­was­ser GmbH und die kom­mu­na­len Abwas­ser­wer­ke appel­lie­ren des­halb an alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, ent­spre­chen­de Feucht- und Hygie­ne­tü­cher rich­tig zu ent­sor­gen – näm­lich nicht über die Toi­let­te, son­dern über die graue Rest­müll­ton­ne. Mar­kus Rüt­hing: „Bei den meis­ten Kos­me­tik- und Pfle­ge­pro­duk­ten ist bereits sym­bo­lisch auf den Ver­pa­ckun­gen dar­ge­stellt, dass die­se in jedem Fall über den Rest­müll ent­sorgt wer­den müs­sen. Für Hygie­ne­ar­ti­kel und Ähn­li­ches ver­steht sich das von selbst.“ Auch in den Ent­wäs­se­rungs­sat­zun­gen sei fest­ge­legt, dass ent­spre­chen­de Pro­duk­te, die den Betrieb stö­ren, nicht in die Kana­li­sa­ti­on gelan­gen dürfen.

 

Wer den­noch Feucht­tü­cher aus Vlies nut­zen möch­te, soll­te die­se unbe­dingt in einem Abfall­ei­mer ent­sor­gen. Mar­kus Rüt­hing: „Jeder kann durch rich­ti­ges Ver­hal­ten einen Bei­trag dazu leis­ten, dass die Abwas­ser­be­sei­ti­gung zuver­läs­sig, umwelt­scho­nend und ohne Zusatz-Kos­ten funktioniert.“
Fotos:
Der War­tungs­auf­wand ist sprung­haft ange­stie­gen: Feucht- und Hygie­ne­tü­cher blo­ckie­ren Abwas-ser­pum­pen, da sie sich im Was­ser nicht zersetzen.
In den Pum­pen bil­den die Feucht- und Hygie­ne­tü­cher so genann­te „Ver­zop­fun­gen“, die auf­wän­dig besei­tigt wer­den müssen.
Bild­nach­weis: Hoch­sauer­land­was­ser GmbH