Sundern. Bilder im Foyer, Bilder im Wohnzimmer und die ganz großen Formate im Pferdestall – so präsentierte sich die Ausstellung des Berliner Künstlers Christian Awe im Haus Berghoff in Sundern-Dörnholthausen. Sie wurde am Donnerstag im Rahmen des Sommerfestivals „Kultur rockt!“ vom Schirmherrn der Veranstaltungsreihe, Sunderns Bürgermeister Detlev Lins, eröffnet.
Christian Awe ist ein Kosmopolit: sein Hauptwohnsitz ist Berlin, ein Lehrauftrag führt ihn immer wieder nach Gießen, aber er hat die ganze Welt gesehen, unterstützt eine Schule in Burkina Faso, hat Asien und Amerika intensiv bereist und an Projekten in New York und anderswo mitgearbeitet. Sein größtes Werk hängt an einer Hausfassade in Berlin-Charlottenburg, so groß wie ein Tennisplatz. Die Eindrücke seiner Reisen verarbeitet er in seinen farbigen Bildern im Stil des „Informel“, in denen man mit den Gedanken herumspazieren kann und immer wieder neue … assoziiert. Ganz anders sind seine fast monochromen Wassertropfenbilder, sie wirken wie Fotografien und erst beim näheren Hinsehen erkennt man, dass sie gemalt und teilweise unterspritzt sind.
Nach der Ausstellungseröffnung ging es literarisch weiter. Der Schweizer Autor Thomas Meyer las aus seinem Buch „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ und erzählte amüsant aus seinem Schriftstellerleben. Dass er nun wirklich ein echter Schriftsteller sei, das habe ihm nach dem Erscheinen seines ersten Buches erst die alte Dame des deutschen Krimis Ingrid Noll vermitteln können und seitdem sei er eben einer!
Meyer hat eine jüdische Mutter und deshalb ist er Jude, auch wenn er mit Religion nicht viel anfangen kann. Sein Buch ist ein amüsanter Entwicklungsroman über einen jungen orthodoxen Juden, der sich in ein nichtjüdisches Mädchen verliebt – eine „Schickse“. Dabei verwendet Meyer zahlreiche Ausdrücke aus dem Jiddischen und während man mit „Mame“ und „Euto“ sofort etwas anfangen konnte, war es mit Ausdrücken wie „Tuches“ oder „Schtub“ schon erheblich schwieriger. Aber wofür gibt es ein Glossar, in dem die Wörter übersetzt werden?
Dass Meyer das Hörbuch selbst einspielen durfte, zeugt von der erstklassigen Qualität seiner Lesung.
Heute geht es schon mit dem nächsten Höhepunkt weiter: der junge Berliner Schauspieler Tom Schilling ist zu Gast im Pferdestall. Zuerst trifft er sich zu einem Künstlergespräch mit Christian Awe und anschließend wird der Film „Oh boy!“ gezeigt, der inzwischen Kultstatus erlangt hat.