Es riecht nach “Filz” …

27. November 2016
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Brilon.

Unse­re Sto­ry beginnt am 16.06.2016 bei der Sit­zung des Kreis­ju­gend­hil­fe­aus­schus­ses (KJHA) in Mesche­de. Auf der Tages­ord­nung stand der unver­däch­ti­ge Tages­ord­nungs­punkt “Kin­der­gar­ten­si­tua­ti­on in Bri­lon”. Doch bei Auf­ruf die­ses Punk­tes stell­te sich her­aus, dass es nicht nur all­ge­mein um das Kita-Ange­bot in Bri­lon ging, son­dern dass ein ein­zi­ger poten­ti­el­ler Trä­ger ein­ge­la­den wor­den war, im Aus­schuss sein Kon­zept für eine neue Kita vor­zu­stel­len. Prä­sen­tiert wur­den kon­kre­te Bau­zeich­nun­gen für einen 4gruppigen Neu­bau mit ca. 1.200 qm Flä­che. Zwi­schen dem Kreis­vor­stand die­ses Ver­ban­des und der CDU gibt es enge Verflechtungen…
Ande­re poten­ti­el­le Trä­ger wuss­ten davon nichts und hat­ten daher kei­ne Gele­gen­heit gehabt, selbst einen Vor­trag für den KJHA vorzubereiten.
Dies führ­te zu Miss­fal­len im Aus­schuss. Daher wur­de ver­ein­bart , die Bera­tung in der nächs­ten Sit­zung des KJHA fort­zu­set­zen, dann auch mit der Gele­gen­heit für ande­re poten­ti­el­le Trä­ger, ihre Kon­zep­te vorzustellen.

Die nächs­te Sit­zung ds KJHA soll­te jedoch erst im Sep­tem­ber statt­fin­den. Da jedoch zum 30.08.2016 die regu­lä­re Antrags­frist für Bun­des- und Lan­des­mit­tel zur För­de­rung neu­er Kita-Plät­ze aus­lief, bean­trag­te kurz dar­auf die SBL/FW-Frak­ti­on, den KJHA noch im August tagen zu las­sen. Die­se Sit­zung fand dann am 24.08.2016 statt.
In der Zwi­schen­zeit hat­te es jedoch in der Bri­lo­ner Kom­mu­nal­po­li­tik wei­te­re unge­wöhn­li­che Ereig­nis­se gege­ben. Ein bis­her für eine Kita vor­ge­se­he­nes Grund­stück wur­de auf Vor­schlag der Stadt­ver­wal­tung in Wohn­bau­land umge­wan­delt, stand also nicht mehr zur Ver­fü­gung. Für ein wei­te­res, von einem ande­ren Kita-Trä­ger gewünsch­tes, frei­es und gut gele­ge­nes Grund­stück lehn­te der Aus­schuss für Pla­nen und Bau­en in sei­ner Sit­zung am 03.08.2016 die pla­ne­ri­sche Frei­ga­be für den Bau einer Kita ab. Die Begrün­dung aus der CDU-Frak­ti­on: Durch eine Kita wür­de der Wert der Nach­bar­grund­stü­cke sin­ken (kein Witz!!). Dabei sind Kitas sel­ten abends, nachts und an Wochen­en­den in Betrieb, und die Geruchs- und Lärm­emis­sio­nen hal­ten sich in sehr engen Grenzen…
Wei­te­re von der Bür­ger­lis­te ins Spiel gebrach­te Grund­stü­cke waren nach Behaup­tun­gen der Stadt­ver­wal­tung angeb­lich unge­eig­net: Ein zen­tral gele­ge­nes Grund­stück im kom­mu­na­len Besitz wegen Hoch­was­ser­ge­fahr ??? (dabei liegt die Bri­lo­ner Kern­stadt auf einer Hoch­ebe­ne, und der nächs­te Fluss ist meh­re­re Kilo­me­ter ent­fernt). Und bei einem ande­ren, im Eigen­tum der Stadt ste­hen­den Grund­stück wür­de die Bau­leit­pla­nung angeb­lich zwei Jah­re dau­ern… (so lang­sam kann selbst eine öffent­li­che Ver­wal­tung nicht sein!)

Also blieb nur ein Trä­ger für den Neu­bau übrig, denn nur die­ser Trä­ger hat­te ein Grund­stück zur Ver­fü­gung. Dort befin­den sich zwar reich­lich Alt­las­ten aus Schwer­me­tal­len, es gibt kei­nen Geh­weg auf der Stra­ßen­sei­te die­ses Grund­stücks, aber vor allem nach­mit­tags sehr viel Stra­ßen­ver­kehr durch meh­re­re benach­bar­te gro­ße Ein­kaufs­lä­den, und Fami­li­en woh­nen nicht in der Nähe… Aber es war halt der “rich­ti­ge” und ein­zi­ge ver­blie­be­ne poten­ti­el­le Trä­ger, so dass der KJHA am 24.08. sei­ne Zustim­mung beschloss.

Doch die Sto­ry geht noch wei­ter. Der CDU-nahe Trä­ger, der den Zuschlag erhielt, baut zwar die neue Kita, betreibt sie aber nicht selbst. Dafür wur­de eine 100%ige Toch­ter­ge­sell­schaft gegrün­det, die den­sel­ben Geschäfts­füh­rer hat wie der Ver­band. Da der künf­ti­ge Betrei­ber das Gebäu­de der Kita nicht selbst baut, kann er auch kei­ne Zuschüs­se zu den Inves­ti­ti­ons­kos­ten bean­tra­gen. Statt­des­sen zahlt die neue Betrei­ber­ge­sell­schaft Mie­te an den Mut­ter-Ver­band. Und die­se Mie­te erhöht die Betriebs­kos­ten. Die blei­ben aber nicht beim Betrei­ber hän­gen, denn 36% trägt das Land und 55% der Kreis. Die rest­li­chen 9% Eigen­an­teil erstat­tet in Bri­lon nor­ma­ler­wei­se die Stadt an den Trä­ger, so dass eine vol­le Refi­nan­zie­rung erfolgt. Ein ein­träg­li­ches Geschäft…
Der Sozi­al­aus­schuss der Stadt Bri­lon soll­te in sei­ner Sit­zung am 22.11.2016 den Zuschuss beschlies­sen. Doch nun stock­te es. Denn die Bür­ger­lis­te deck­te in der Sit­zung die unnö­ti­gen Mehr­kos­ten durch den Deal mit den Miet­zah­lun­gen statt der Zuschüs­se auf. Der Aus­schuss beschloss nach län­ge­rer Dis­kus­si­on mit gro­ßer Mehr­heit, jetzt nicht zu ent­schei­den und das The­ma im nächs­ten Jahr wie­der auf­zu­grei­fen, wenn mehr Trans­pa­renz über die Kos­ten bestünde.
In der Sit­zung des Sozi­al­aus­schus­ses behaup­te­te der gemein­sa­me Geschäfts­füh­rer von Mut­ter­ver­band und Toch­ter­ge­sell­schaft, auf die Bean­tra­gung von För­der­mit­teln hät­te ver­zich­tet wer­den müs­sen, weil die Ende August schon voll­stän­dig ver­ge­ben waren. Doch das ist weit ent­fernt von der Wahr­heit. Das dies­jäh­ri­ge För­der­pro­gramm wird gespeist aus den ein­ge­spar­ten Mit­teln des geschei­ter­ten Betreu­ungs­gel­des. 100 Mio Euro stellt das Land NRW für neue Kita-Plät­ze für über 3jährige Kin­der ins­ge­samt zur Ver­fü­gung, mehr als je zuvor. Es gibt bis zu 20.000 Euro je neu­em Platz. Für das Kreis­ge­biet war ein Volu­men von ins­ge­samt 1,43 Mio Euro sicher, davon knapp 700.000 Euro für das Kreis­ju­gemd­amt (KJA) und etwa der­sel­be Betrag für die 3 städ­ti­schen Jugend­äm­ter. Bewil­ligt wer­den die Mit­tel vom Lan­des­ju­gend­amt. Von den Mit­teln für das KJA waren am 22.11. – dem Tag der Aus­schuss­sit­zung – noch etwa 240.000 Euro frei. Hin­zu kom­men nach einer aktu­el­len Aus­kunft des Lan­des­ju­gend­am­tes noch erheb­li­che Res­te aus ande­ren Jugend­amts­be­zir­ken. Und für die neu­en Plät­ze für die unter 3jäh­ri­gen-Kin­der gilt ein eige­nes Pro­gramm, auch mit bis zu 20.000 Euro je neu­em Platz. Hier sind noch reich­lich Mit­tel vor­han­den. Der Trä­ger könn­te sogar jetzt noch einen Antrag auf Inves­ti­ons­för­der­mit­tel stel­len und ca. 800.000 Euro an Zuschüs­sen erwarten.

PM der Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)