„Dok­tor“ Natur ist am Werk bei der Land­schafts­the­ra­pie in der Hochheide

1. Juni 2015
von Redaktion

Land­schafts­the­ra­pie­pfad in Win­ter­berg-Nie­ders­feld wird eröffnet 

08-TW-Yoga-2-Titel-106{low}Win­ter­berg. Rauf auf den Gip­fel, tief durch­at­men und den Blick schwei­fen las­sen – allein die­se Vor­stel­lung wirkt auf vie­le Men­schen bereits ent­span­nend. Und viel mehr noch die Wirk­lich­keit. Natur und Land­schaft kön­nen wohl­tu­en­de, ja heil­sa­me Wir­kung haben. Die­se Erkennt­nis ist viel­fach belegt. Um Gäs­te an der beson­de­ren Wir­kung teil­ha­ben zu las­sen und gleich­zei­tig die Natur zu schüt­zen, hat die Feri­en­welt Win­ter­berg einen Land­schafts­the­ra­pie­pfad kon­zi­piert. Eröff­nung ist am Sonn­tag, 7. Juni.

 

Die Nie­ders­fel­der Hoch­hei­de mit ihrer beson­de­ren Tier- und Pflan­zen­welt und ihrer indi­vi­du­el­len, teils bizar­ren Land­schaft eig­net sich per­fekt, um Men­schen die Natur in ihrer gan­zen Aus­prä­gung näher zu brin­gen. Sin­nes­wahr­neh­mun­gen schu­len, Acht­sam­keit för­dern, zu Bewe­gung auf­for­dern und dann wie­der zur Ruhe – das sind ent­schei­den­de Eck­punk­te in dem Kon­zept. Zehn Sta­tio­nen mit unter­schied­li­cher Aus­rich­tung laden dazu ein. Acht­sam­keitstfa­len lie­fern sozu­sa­gen die „Gebrauchs­an­wei­sung“ dazu. Men­schen neh­men wahr, erle­ben und ver­ste­hen. Die Natur, die Land­schaft und sich selbst. Fer­tig­stel­lung des Pfa­des ist Ende Juli.

 

Kaum ein Ort eig­net sich bes­ser dazu als das „Natur­schutz­ge­biet Neu­er Hagen“. Und weil bereits so vie­le Men­schen die Hoch­hei­de schät­zen gelernt haben, muss sie vor Zer­stö­rung geschützt wer­den. Der Land­schafts­the­ra­pie­pfad nimmt Gäs­te an die Hand und führt sie über eigens dazu aus­ge­wie­se­ne Wege. So will die Feri­en­welt Win­ter­berg davon abhal­ten, quer­feld­ein zu lau­fen und mög­li­cher­wei­se Scha­den in die­ser emp­find­li­chen Welt anzurichten.

 

Sin­nes­ein­drü­cke in der Natur sind „Nah­rung für die See­le“ in einer Zeit der ein­sei­ti­gen Reiz­über­flu­tung und den damit ein­her­ge­hen­den „Zivi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten“. Wer sich auf dem Land­schafts­the­ra­pie­pfad auf eine Rei­se und die Natur und zu sich selbst ein­lässt, spürt die Wir­kung unmit­tel­bar. Zeit und Offen­heit für die­se Begeg­nung soll­ten die Men­schen schon mitbringen.

 

Land­schafts­coa­ches neh­men Besu­cher an die Hand 

Wer sich dies nicht allei­ne zutraut oder sich gern in pro­fes­sio­nel­le Beglei­tung begibt, hat dazu Gele­gen­heit. Dann näm­lich wer­den die ers­ten Land­schafts-Coa­ches ihre Aus­bil­dung absol­viert haben. Sie gelei­ten Stress­ge­plag­te raus aus dem All­tag und hin­ein in die Natur. Medi­ta­ti­ve Ansät­ze, aus­ge­übt inmit­ten der Hei­de­land­schaft, ver­hel­fen zu einer fei­ne­ren Sin­nes­wahr­neh­mung der Umge­bung und zu mehr Wert­schät­zung der Natur.

 

Far­ben und Klän­ge, Höhe und Tie­fe, Wind, Wär­me und Käl­te, Tie­re und Pflan­ze und ihre Wesens­ar­ten – es gibt vie­les zu ent­de­cken. Wer sich dar­auf ein­lässt wird das Wohl­be­fin­den nicht nur psy­chisch, son­dern bald auch kör­per­lich spü­ren. Auch das krea­ti­ve Aus­drü­cken des Erleb­ten kann Teil des the­ra­peu­ti­schen Effek­tes sein. Das Ergeb­nis ist nicht nur wirk­sam, son­dern auch beson­ders nach­hal­tig: eine deut­lich bes­se­re Work-Life-Balance.

 

Bereits 2007 wur­de die Idee der stär­ke­ren the­ra­peu­ti­schen Nut­zung der Hoch­hei­de in das Tou­ris­mus­kon­zept Win­ter­berg 2015 auf­ge­nom­men. Durch das ört­li­che Enga­ge­ment des Ver­kehrs­ver­eins Nie­ders­feld konn­te im Jahr 2010 das Kon­zept zur Erstel­lung eines Land­schafts­the­ra­peu­ti­schen Pfa­des in Auf­trag gege­ben wer­den, die Kos­ten wur­den sei­ner­zeit durch das LEA­DER Pro­gramm geför­dert. Fol­ge­rich­tig betei­lig­te sich die Feri­en­welt Win­ter­berg mit die­sem Kon­zept im sel­ben Jahr am Lan­des­wett­be­werb, um EU- und Lan­des­för­der­mit­tel zu erhalten.

 

Das Pro­jekt „Natür­li­ches Hoch­Ge­fühl – Land­schafts­the­ra­pie auf der Hoch­hei­de Nie­ders­feld“ zähl­te 2011 zu den bes­ten Pro­jek­ten und hat eine För­de­rung im Rah­men des ZIEL2-Wett­be­werbs ERLEB​NIS​.NRW in Höhe von 100.000 Euro erhal­ten, da es Tou­ris­mus sowie Natur- und Umwelt­schutz in beson­de­rer Wei­se kom­bi­niert. Vor allem die Aus­bil­dung der Land­schafts­coa­ches wur­de als neu­es und inno­va­ti­ves Instru­ment beson­ders hervorgehoben.

 

Eröff­nungs­pro­gramm

Sonn­tag, 7. Juni 2015 ab 11.00 Uhr

Hoch­hei­de Nie­ders­feld und Hoch­hei­de­hüt­te Niedersfeld

Ein­fahrt in Höhe „Café Isken“, Ruhr­stra­ße 21 [B480], von dort aus ist die

Hoch­hei­de aus­ge­schil­dert. Park­plät­ze ste­hen begrenzt vor Ort zur Verfügung.

 

11.00 Uhr                  Hei­li­ge Mes­se an der Sta­ti­on 4 (Feld­kreuz auf der

Hochheide)[bei schlech­ter Wit­te­rung im Zelt an der

Hoch­hei­de­hüt­te]

12.00 Uhr                  Offi­zi­el­le Eröff­nung und Vor­stel­lung des Gol­de­nen Pfa­des                                    an der Hochheidehütte

ab 13.30 Uhr            Füh­run­gen durch die Land­schafts­coa­ches Vor­stel­lung der Flo­ra und Fau­na der Hoch­hei­de und deren beson­de­re Schutz­be­dürf­tig­keit, unter ande­rem mit der Rol­len­den Wald­schu­le; Bas­tel­mög­lich­kei­ten für Kin­der (Natur-Andenken)

 

 

Hin­ter­grund: Landschaftstherapie

Begeg­nun­gen mit Natur und Land­schafts­for­men kön­nen nicht nur ent­span­nen­de, son­dern regel­recht hei­len­de Wir­kung haben. Natur ist etwas Ursprüng­li­ches und Bestän­di­ges in einer sich ste­tig wan­deln­den Welt. Sie ver­leiht ein Gefühl der Ruhe und Sicher­heit, das sich in dem typi­schen Wohl­ge­fühl äußert, das Natur­lieb­ha­ber so gut ken­nen und schät­zen. Doch Land­schafts­the­ra­pie ist nicht ein­fach nur eine neue Art von Well­ness in einer grü­nen Umge­bung. Zwar sind die Wohl­fühl­ef­fek­te von beson­de­rer Bedeu­tung, doch Land­schafts­the­ra­pie ist mehr.

 

Vie­le Wis­sen­schaft­ler sind sich einig, dass ursprüng­li­che Bil­der und Lebens­for­men tief im mensch­li­chen (Unter)Bewusstsein ange­legt sind und auch im All­tag ihre Wir­kung ent­fal­ten. Das Erken­nen des Ursprüng­li­chen beim Erfah­ren von Natur und Land­schaft haben Wir­kung auf den gesam­ten Men­schen. Davon aus­ge­hend ver­eint Land­schafts­the­ra­pie Grund­la­gen, die aus psy­cho­lo­gi­schen, natur­wis­sen­schaft­li­chen und the­ra­peu­ti­schen Ansät­zen stammen.

 

Dass das Erle­ben von und das Ver­ständ­nis für Natur wich­tig für Kör­per, Geist und See­le ist, ist mitt­ler­wei­le all­ge­mein bekannt. Aus die­sem Grund haben Out­door-Akti­vi­tä­ten wie Wan­dern und Rad­fah­ren in den zurück­lie­gen­den Jah­ren einen enor­men Auf­schwung erlebt. Der Man­gel ins­be­son­de­re im urba­nen Leben ist inzwi­schen all­seits spür­bar. Sinn­li­che Erfah­run­gen sind sel­ten und wenn, dann ein­sei­tig. Die heu­ti­ge Lebens­um­welt bie­tet häu­fig ein Über­maß an opti­schen oder akus­ti­schen Rei­zen und einen Man­gel an sanf­ten, lei­sen Wahr­neh­mun­gen und Bewe­gungs­er­fah­run­gen. Die Fol­gen kön­nen Kon­zen­tra­ti­ons­schwä­che, Unru­he und Gereizt­heit sein.

 

Land­schafts­the­ra­pie ist jedoch auch kei­ne neue Form der Psy­cho­the­ra­pie, son­dern eine ganz­heit­li­che Anlei­tung zum erfüll­ten Leben, die Män­geln auf den Grund geht. Män­gel, die nicht zu behe­ben sind durch Medi­ka­men­te und Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel, son­dern durch ech­tes Natur­er­le­ben. Der Ansatz ist nicht kom­plett neu, nur zeit­ge­mäß über­ge­dacht. Wo frü­her die Land­schaft beson­ders schön war, die Luft sau­ber, das Was­ser klar, ent­stan­den Kur­or­te und Kli­ni­ken. Im heu­ti­gen Gesund­heits­sys­tem hat die Bedeu­tung die­ser Orte immer wei­ter abge­nom­men. Doch der Ansatz ist aktu­el­ler denn je. Ihn zu nut­zen liegt bei jedem Men­schen selbst. Er birgt ein enor­mes Poten­zi­al, das Lin­de­rung vie­ler Zivi­li­sa­ti­ons­krank­hei­ten ver­spricht und sich jeder­zeit nut­zen lässt – wenn man weiß, wie!