Digi­ta­ler Kontrast …

29. Juni 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Mesche­de. Güters­loh. Estland.

Was für ein extre­mes Kontrastprogramm!

Heu­te erhielt in Güters­loh Too­mas Hen­drik Ilves den “Rein­hard Mohn Preis 2017″ zum The­ma “Smart Coun­try – Ver­netzt. Intel­li­gent. Digi­tal.” Ilves war von 2006 bis 2016 Staats­prä­si­dent in Est­land. “Digi­ta­li­sie­rung muss jeden Tag aktiv gestal­tet wer­den. Das ist eine Auf­ga­be, die Gesell­schaft und Poli­tik nur im Dia­log mit der Wirt­schaft lösen kön­nen. Ilves hat genau das getan”, hieß es in der Begrün­dung. Est­land gilt heu­te welt­weit als digi­ta­le Vor­zei­gena­ti­on, wozu Ilves maß­geb­lich bei­trug. Est­land bün­del­te die Digi­ta­li­sie­rungs­be­mü­hun­gen der ein­zel­nen Minis­te­ri­en in einer natio­na­len Stra­te­gie. Als ehe­ma­li­ge sowje­ti­sche Teil­re­pu­blik hat Est­land die frü­he und kon­se­quen­te Digi­ta­li­sie­rung auch dazu genutzt, Kor­rup­ti­on ein­zu­däm­men, den länd­li­chen Raum infra­struk­tu­rell zu för­dern und Mei­nungs­frei­heit zu eta­blie­ren. Für die Esten ist Inter­net­zu­gang ein Grundrecht.

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In sei­ner Dan­kes­re­de wies Ilves dar­auf hin, dass mit der Digi­ta­li­sie­rung Trans­pa­renz, Wohl­stand und demo­kra­ti­sche Teil­ha­be geför­dert wer­den. In Est­land kön­nen fast alle Behör­den­gän­ge online erle­digt wer­den. Ein­zi­ge Aus­nah­men – laut Ilves – sind Hei­ra­ten und Scheidungen…

Mor­gen tagt in Mesche­de der Kreis­tag des Hoch­sauer­lan­des. Auf der Tages­ord­nung steht auch ein Antrag der Pira­ten auf Erstel­lung einer Stu­die zum The­ma „Digi­ta­le Agen­da“, den die SBL/FW-Frak­ti­on bereits im Wirt­schafts­aus­schuss unter­stützt hat. Die Stu­die “soll min­des­tens fol­gen­de Punk­te” enthalten:
“Breit­band­aus­bau, Start-Up-För­de­rung, Aus- und Wei­ter­bil­dung von Tech­no­lo­gie­the­men, Open-Data-Stra­te­gie des Hoch­sauer­land­krei­ses, Frei­funk als flä­chen­de­cken­des Infra­struk­tur­pro­jekt, För­de­rung von Ver­ei­nen tech­no­lo­gi­schem Bil­dungs­schwer­punkt, För­de­rung und Ein­satz quell­of­fe­ner Soft­ware, Ein­rich­tung eines digi­ta­len Bürgerbüros.”

Land­rat und Kreis­ver­wal­tung emp­feh­len in ihrer Sit­zungs­vor­la­ge, den Antrag abzu­leh­nen. Es wür­de bereits einen “Pro­jekt­ko­or­di­na­tor” und außer­dem eine “Arbeits­grup­pe” unter Lei­tung eines Fach­be­reichs­lei­ters geben. Tätig sei­en auch ein “Breit­band­ko­or­di­na­tor” und “För­der­lot­sen”. Und es exis­tie­re ein “eGo­vern­ment-Mas­ter­plan von 2014″. Und mit “Frei­funk als flä­chen­de­cken­des Infra­struk­tur­pro­jekt” wol­le sich der Kreis gar nicht beschäftigen.

Ob uns das wirk­lich wei­ter­bringt??? Mehr Trans­pa­renz und demo­kra­ti­sche Teil­ha­be wären auch im HSK erstre­bens­wert – wie in Est­land. Bis­her sind ech­te Fort­schrit­te der vie­len Beauf­trag­ten bei der Digi­ta­li­sie­rung nicht erkenn­bar. Der Start neu­en Leit­stel­le für den Ret­tungs­dienst ver­zö­ger­te sich um meh­re­re Mona­te, weil gro­ße Daten­men­gen manu­ell über­nom­men wur­den. Auch die Daten von 2.000 Feu­er­wehr­leu­ten wur­den manu­ell in ein neu­es Sys­tem ein­ge­pflegt. Vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sind nach wie vor dar­auf ange­wie­sen, das Kreis­haus zu sel­te­nen Sprech­stun­den auf­zu­su­chen und dafür wei­te Wege sowie lan­ge War­te­zei­ten in Kauf zu neh­men! Von der Mög­lich­keit, Sit­zun­gen per Stream zu ver­fol­gen, ganz zu schweigen…

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)