Cari­tas-Diö­ze­san­vor­sit­zen­der: “Afgha­ni­stan ein­deu­tig kein siche­res Herkunftsland”

26. Januar 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.

“Der Flücht­lings­be­auf­trag­te des Erz­bis­tums Pader­born, Dom­ka­pi­tu­lar Dr. Tho­mas Witt, hält Abschie­bun­gen nach Afgha­ni­stan ange­sichts der gegen­wär­ti­gen Sicher­heits­la­ge in die­sem Land für nicht kon­form mit dem gel­ten­den Asyl­recht in Deutsch­land. „Laut Flücht­lings­kom­mis­sar der Ver­ein­ten Natio­nen ist Afgha­ni­stan ein­deu­tig kein siche­res Her­kunfts­land“, betont Dr. Witt, der zugleich Vor­sit­zen­der des Cari­tas­ver­ban­des für das Erz­bis­tum Pader­born ist. Der UNHCR hat­te am 22. Dezem­ber in sei­nem jüngs­ten Lage­be­richt von einer desas­trö­sen Sicher­heits­la­ge gespro­chen, die sich im zwei­ten Halb­jahr 2016 ver­schlech­tert habe. Selbst das Aus­wär­ti­ge Amt rate seit Ende 2016 drin­gend von Rei­sen nach Afgha­ni­stan ab. Dr. Witt: „Nie­mand darf nach deut­schem Asyl­recht in eine Kri­sen­re­gi­on zurück­ge­schickt wer­den, in der lebens­be­droh­li­che Situa­tio­nen ent­ste­hen kön­nen oder Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen drohen.“

Die am 2. Okto­ber letz­ten Jah­res mit Afgha­ni­stan geschlos­se­ne Rück­nah­me­ver­ein­ba­rung bedür­fe einer kri­ti­schen Über­prü­fung. „Nicht die Sicher­heits­la­ge in Afgha­ni­stan, son­dern die poli­ti­sche Stim­mung in Deutsch­land war für die­sen Beschluss aus­schlag­ge­bend“, befürch­tet Dr. Witt. Auf­fäl­lig sei, dass vor allem allein­ste­hen­de jun­ge Män­ner, auch wenn sie mit Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen ein­ge­reist sind, vor­ran­gig für Abschie­bun­gen aus­ge­wählt wer­den. Der Hin­weis, dass ein Drit­tel der Abge­scho­be­nen Straf­tä­ter sei­en, kön­ne zwar dazu die­nen „die Stamm­ti­sche zu beru­hi­gen, läuft aber auf eine Schä­di­gung der Rechts­staat­lich­keit hin­aus. Auch für Straf­tä­ter gilt das Recht. Und das ist nicht pri­mär eine Schwä­che unse­res Staa­tes, son­dern sei­ne Stär­ke, um die uns vie­le Men­schen in der Welt benei­den.“ Nie­mand dür­fe aus unse­rem Land abge­scho­ben wer­den, wenn Gefahr für Leib und Leben besteht.

„Die­se Recht­la­ge darf nicht durch Igno­rie­ren oder Schön­re­den von beun­ru­hi­gen­den Ana­ly­sen der Situa­ti­on in Afgha­ni­stan aus­ge­höhlt wer­den“, so Dr. Witt. Dabei sei die Rechts­la­ge kein Selbst­zweck, son­dern siche­re die Men­schen­wür­de, die obers­tes Prin­zip unse­res Grund­ge­set­zes ist. Dafür ein­zu­tre­ten sei Auf­ga­be aller gesell­schaft­li­chen Kräf­te. „Die Men­schen­wür­de besitzt jeder Mensch, selbst der Straf­fäl­li­ge.“ Mit gemisch­ten Gefüh­len sieht Dr. Witt der vom Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um noch für Janu­ar vor­ge­se­he­nen zwei­ten gro­ßen Sam­mel­ab­schie­bung nach Afgha­ni­stan ent­ge­gen. Not­falls müss­ten die Bun­des­län­der eige­ne Abschie­be­stopp-Rege­lun­gen in Kraft setzen.”

Quel­le: http://www.erzbistum-paderborn.de/38-Nachrichten/20852,%84Eindeutig-kein-sicheres-Herkunftsland%93.html
Tho­mas Witt war direkt nach sei­ner Pries­ter­wei­he von 1993 bis 1997 Vikar im Hochsauerlandkreis.