„Bohr­schlamm-Tou­ris­mus“ auch im HSK? Kreis­ver­wal­tung ant­wor­tet, dar­über sei ihr nichts bekannt!

29. März 2016
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis.
Zu gerin­ge Kapazitäten
Die Erd­öl- und Erd­gas-Indus­trie hat ein Pro­blem. Sie weiß nicht wohin mit ihren Abfäl­len. Bei­spiels­wei­se in Nie­der­sach­sen rei­chen die Depo­nie-Kapa­zi­tä­ten nicht aus bzw. sind gar nicht vor­han­den. Dar­um wur­de und wird (laut Medi­en­be­rich­ten) ein gro­ßer Teil der Bohr-Abfäl­le aus Nie­der­sach­sen per Lkw nach NRW beför­dert, um hier in „ord­nungs­ge­mä­ßen“ Depo­nien abge­kippt und gela­gert zu werden.
Arsen und Co auf Reisen
Am 07.03.2016 berich­te­te der WDR über die Trans­por­te gif­ti­ger Bohr­schläm­me kreuz und quer durch Deutsch­land. Dabei han­delt es sich um eine Art Tou­ris­mus mit hoch belas­te­tem Mate­ri­al, das in Nie­der­sa­chen (und mög­li­cher­wei­se auch in ande­ren Bun­des­län­dern oder auch außer­halb von Deutsch­land?) bei der För­de­rung von Erd­öl und Erd­gas als „gefähr­li­cher“ Son­der­ab­fall anfällt. Die Schläm­me sol­len außer Öl-Rück­stän­den auch gif­ti­ge Schwer­me­tal­le wie Queck­sil­ber und Arsen sowie radio­ak­ti­ves Radi­um 226 enthalten.
Recher­chen des WDR erga­ben u.a., dass 2015 grö­ße­re Men­gen gefähr­li­cher Rück­stän­de aus der nie­der­säch­si­schen Öl- und Gas-Indus­trie nach NRW gebracht wor­den sind. Wie der WDR berich­te­te, kam das Mate­ri­al auf eine Depo­nie für Haus- und Gewer­be­müll in Alten­ber­ge bei Müns­ter. Der „Müll“ sei dort aber nicht als Bohr-Abfall ent­sorgt wor­den, son­dern wur­de  als Aus­gleichs­ma­te­ri­al und zur Abde­ckung der Bau­schutt-Depo­nie der Depo­nie­klas­se I ver­wen­det. Dabei han­de­le es sich um „4.111 Ton­nen Bohr­ab­fäl­le, Fil­ter­schläm­me und Abla­ge­run­gen aus Tanks und För­der­roh­ren der Bohr­schlamm-Gru­be Gölen­kamp, die im Auf­trag von RWE im ver­gan­ge­nen Jahr saniert wurde.“
Klick: http://​www1​.wdr​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​b​o​h​r​s​c​h​l​a​m​m​-​s​o​n​d​e​r​m​u​e​l​l​-​1​0​0​.​h​tml
Erör­te­rungs­be­darf im Landtag …
Im Rhein-Erft-Kreis kennt man das Pro­blem „Bohr­schläm­me“ auch. Die dor­ti­ge CDU-Frak­ti­on möch­te den Sach­ver­halt nun im Umwelt­aus­schuss des NRW-Land­tags auf die Tages­ord­nung brin­gen. Klick: http://​www1​.wdr​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​b​o​h​r​s​c​h​l​a​m​m​-​s​o​n​d​e​r​m​u​e​l​l​-​d​e​p​o​n​i​e​-​n​r​w​-​1​0​0​.​h​tml
…. und im HSK-Kreistag?
Machen die Lkw’s mit Schlamm-Ladun­gen einen gro­ßen Bogen um den Hoch­sauer­land­kreis? Wenn nicht, fah­ren sie hier „nur“ über die Auto­bahn oder auch über Land- und Kreis­stra­ßen? Oder kip­pen sie das gif­ti­ge Mate­ri­al auch auf Depo­nien im HSK ab, z.B. auf der Zen­tra­len Rest­stoff­de­po­nie  (ZRD) Mesche­de-Frie­ling­hau­sen? Schließ­lich wis­sen wir ja, dass ein gro­ßer Teil  der in Frie­ling­hau­sen gela­ger­ten Abfäl­le von außer­halb des Kreis­ge­biets impor­tiert wer­den. Dabei han­delt es sich ja auch um Abfäl­le, die als beson­ders gefähr­lich ein­ge­stuft sind und somit nur auf Depo­nien der Depo­nie­klas­se III abge­la­gert wer­den dürfen.
Nur zwei Fragen
Die Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW) woll­te es genau wis­sen. Am 15. März stell­te sie daher Land­rat Dr. Karl Schnei­der die­se zwei Fra­gen zum „Bohr­schlamm-Tou­ris­mus“:

  • Auf wel­chen Depo­nien im Hoch­sauer­land­kreis wur­den und wer­den über wel­chen Zeit­raum und in wel­cher Grö­ßen­ord­nung Bohr­schläm­me aus Nie­der­sach­sen und ande­ren Regio­nen abge­kippt und gelagert?
  • Wel­che Trans­por­te sol­cher Bohr­schläm­me durch das Kreis­ge­biet fan­den bis­her statt?

Die Kreis­ver­wal­tung ant­wor­te­te der SBL/FW mit Schrei­ben vom 17.03.2016:

  • „Nach Kennt­nis des Abfall­ent­sor­gungs­be­trie­bes des Hoch­sauer­land­krei­ses wur­den und wer­den kei­ne Bohr­schläm­me auf Depo­nien im Hoch­sauer­land­kreis abge­kippt und gelagert.
  • Dem Abfall­ent­sor­gungs­be­trieb des Hoch­sauer­land­krei­ses sind sol­che Trans­por­te nicht bekannt.“

 
Unter­des­sen häu­fen sich die Anzei­chen, dass uns das Bohr­schlamm-Ent­sor­gungs­pro­blem noch etwas beschäf­ti­gen könn­te. MdB Huber­tus Zde­bel, Obmann der Frak­ti­on DIE LIN­KE im Umwelt­aus­schuss, for­der­te zwi­schen­zeit­lich Bun­des- und Lan­des­re­gie­rung auf, unver­züg­lich die Lis­te aller Ent­sor­gungs­an­la­gen für Bohr­schläm­me in Deutsch­land und in NRW zu veröffentlichen.
PM der Sauer­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)