„Bohrschlamm-Tourismus“ auch im HSK? Kreisverwaltung antwortet, darüber sei ihr nichts bekannt!

Hochsauerlandkreis.
Zu geringe Kapazitäten
Die Erdöl- und Erdgas-Industrie hat ein Problem. Sie weiß nicht wohin mit ihren Abfällen. Beispielsweise in Niedersachsen reichen die Deponie-Kapazitäten nicht aus bzw. sind gar nicht vorhanden. Darum wurde und wird (laut Medienberichten) ein großer Teil der Bohr-Abfälle aus Niedersachsen per Lkw nach NRW befördert, um hier in „ordnungsgemäßen“ Deponien abgekippt und gelagert zu werden.
Arsen und Co auf Reisen
Am 07.03.2016 berichtete der WDR über die Transporte giftiger Bohrschlämme kreuz und quer durch Deutschland. Dabei handelt es sich um eine Art Tourismus mit hoch belastetem Material, das in Niedersachen (und möglicherweise auch in anderen Bundesländern oder auch außerhalb von Deutschland?) bei der Förderung von Erdöl und Erdgas als „gefährlicher“ Sonderabfall anfällt. Die Schlämme sollen außer Öl-Rückständen auch giftige Schwermetalle wie Quecksilber und Arsen sowie radioaktives Radium 226 enthalten.
Recherchen des WDR ergaben u.a., dass 2015 größere Mengen gefährlicher Rückstände aus der niedersächsischen Öl- und Gas-Industrie nach NRW gebracht worden sind. Wie der WDR berichtete, kam das Material auf eine Deponie für Haus- und Gewerbemüll in Altenberge bei Münster. Der „Müll“ sei dort aber nicht als Bohr-Abfall entsorgt worden, sondern wurde als Ausgleichsmaterial und zur Abdeckung der Bauschutt-Deponie der Deponieklasse I verwendet. Dabei handele es sich um „4.111 Tonnen Bohrabfälle, Filterschlämme und Ablagerungen aus Tanks und Förderrohren der Bohrschlamm-Grube Gölenkamp, die im Auftrag von RWE im vergangenen Jahr saniert wurde.“
Klick: http://www1.wdr.de/nachrichten/bohrschlamm-sondermuell-100.html
Erörterungsbedarf im Landtag …
Im Rhein-Erft-Kreis kennt man das Problem „Bohrschlämme“ auch. Die dortige CDU-Fraktion möchte den Sachverhalt nun im Umweltausschuss des NRW-Landtags auf die Tagesordnung bringen. Klick: http://www1.wdr.de/nachrichten/bohrschlamm-sondermuell-deponie-nrw-100.html
…. und im HSK-Kreistag?
Machen die Lkw’s mit Schlamm-Ladungen einen großen Bogen um den Hochsauerlandkreis? Wenn nicht, fahren sie hier „nur“ über die Autobahn oder auch über Land- und Kreisstraßen? Oder kippen sie das giftige Material auch auf Deponien im HSK ab, z.B. auf der Zentralen Reststoffdeponie (ZRD) Meschede-Frielinghausen? Schließlich wissen wir ja, dass ein großer Teil der in Frielinghausen gelagerten Abfälle von außerhalb des Kreisgebiets importiert werden. Dabei handelt es sich ja auch um Abfälle, die als besonders gefährlich eingestuft sind und somit nur auf Deponien der Deponieklasse III abgelagert werden dürfen.
Nur zwei Fragen
Die Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) wollte es genau wissen. Am 15. März stellte sie daher Landrat Dr. Karl Schneider diese zwei Fragen zum „Bohrschlamm-Tourismus“:

  • Auf welchen Deponien im Hochsauerlandkreis wurden und werden über welchen Zeitraum und in welcher Größenordnung Bohrschlämme aus Niedersachsen und anderen Regionen abgekippt und gelagert?
  • Welche Transporte solcher Bohrschlämme durch das Kreisgebiet fanden bisher statt?

Die Kreisverwaltung antwortete der SBL/FW mit Schreiben vom 17.03.2016:

  • „Nach Kenntnis des Abfallentsorgungsbetriebes des Hochsauerlandkreises wurden und werden keine Bohrschlämme auf Deponien im Hochsauerlandkreis abgekippt und gelagert.
  • Dem Abfallentsorgungsbetrieb des Hochsauerlandkreises sind solche Transporte nicht bekannt.“

 
Unterdessen häufen sich die Anzeichen, dass uns das Bohrschlamm-Entsorgungsproblem noch etwas beschäftigen könnte. MdB Hubertus Zdebel, Obmann der Fraktion DIE LINKE im Umweltausschuss, forderte zwischenzeitlich Bundes- und Landesregierung auf, unverzüglich die Liste aller Entsorgungsanlagen für Bohrschlämme in Deutschland und in NRW zu veröffentlichen.
PM der Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW)