Ausstellung „Kinderarbeit“: Vor und nach der Schule

Steine klopfen unter Tage

Bestwig Ramsbeck. Der blonde Sechstklässler schaut erschüttert auf die Kleidung in der Vitrine: „Guck mal, wie gut wir es haben – und die haben nur sowas.“ Der Staub aus dem Bergwerk in Bolivien liegt noch auf den abgewetzten, durchlöcherten Pullis und der Hose. Kinderarbeit ist derzeit Thema einer Sonderausstellung im Sauerländer Besucherbergwerk in Ramsbeck.

Auf Stellwänden, in Vitrinen und einem Kurzfilm wird auf die Arbeitsbedingungen von Kindern früher und heute hingewiesen. Kindernothilfe, das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und das NRW-Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales haben einen großen Teil der Exponate geliefert.

Doch der Blick muss nicht weit schweifen, auch im Bergbau in Ramsbeck gab es Kinderarbeit. „Die Kinder mussten mitarbeiten, sonst hätte es in vielen Familien eine Woche vor Monatsende nichts mehr zu essen gegeben“, erläuterte Museumsmitarbeiter Peter Penkert. Weil sie noch nicht kräftig genug waren, um unter Tage zu schuften, bekamen sie andere Arbeiten.

Die Klasse 6c der Johann-von-Nassau-Schule aus Dillenburg machte bei ihrem Besuch im Besucherbergwerk ganz praktische Erfahrungen damit: Im Museum ist eine Pochhütte als Arbeitsplatz für Kinder nachgebaut worden. „In der Zeit vor und nach der Schule mussten die Kinder mit einem Hammer das Erz aus dem Stein klopfen“, erklärte Bürgermeister Ralf Péus, zugleich auch Geschäftsführer des Sauerländer Besucherbergwerks, den Mädchen und Jungen.

Zur Tat schreiten durften einige der Besucher – anders als die Kinderarbeiter früher ausgestattet mit Handschuhen und Schutzbrille – dann auch: Mit einem Hammer klopften sie eifrig Steine auseinander, um kleine Stückchen Erz zu finden.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni, zu sehen. Die Pochhütte bleibt erhalten: Sie wird künftig am vom Förderverein Sauerländer Besucherbergwerk Bestwig-Ramsbeck gebauten Pochwerk am Bergbauwanderweg zu finden sein.

Bildzeile: Bürgermeister Ralf Péus, Museumsleiterin Sandra Fischer und Mitarbeiter Peter Penkert ließen die Schüler aus Dillenburg ganz praktisch nachvollziehen, welche Arbeiten die Kinder im Bergbau verrichten mussten. Foto: Gemeinde Bestwig