Auf dem Rücken der Notfallpatienten!

29. August 2017
von Redaktion

Hoch­sauer­land­kreis. Bri­lon. Marsberg.

Wer es sich aus­su­chen kann, soll­te es seit Anfang August ver­mei­den, im öst­li­chen Kreis­ge­biet zwi­schen 7 und 15 Uhr zum Not­fall­pa­ti­en­ten zu wer­den und einen Ret­tungs­trans­port­wa­gen (RTW) zu benö­ti­gen. Aber wer kann sich das schon aussuchen??

Zum 01.08.2017 hat die Kreis­ver­wal­tung den neu­en Ret­tungs­dienst­be­darfs­plan auch in der Ret­tungs­wa­che Bri­lon umge­setzt. Das bedeu­tet, dass dann in Bri­lon und in Mars­berg – außer an Frei­ta­gen – von 7 bis 15 Uhr nur noch 1 RTW ein­satz­be­reit ist. Bis­her waren es täg­lich von 7 bis 19 Uhr deren 2. Und ab 15 Uhr gibt es für meh­re­re Ret­tungs­wa­chen nur einen gemein­sa­men RTW, der vor allem für Fern­trans­por­te ein­ge­setzt wer­den soll. Dabei sind die Ein­satz­zah­len der RTW in den letz­ten Jah­ren ste­tig ange­stie­gen. Beson­ders beein­dru­ckend sind die Daten über die tat­säch­li­che Nut­zung des 2. RTW in der Ret­tungs­wa­che (RW) Bri­lon im 1. Halb­jahr 2017. Aus den Ant­wor­ten der Kreis­ver­wal­tung auf 2 Anfra­gen der SBL/FW-Frak­ti­on sind die tat­säch­li­chen Ein­satz­zah­len bekannt. Der 2. RTW der RW Bri­lon wur­de an den 181 Kalen­der­ta­gen allein zwi­schen 7 und 15 Uhr immer­hin zu 664 Ein­sät­zen geru­fen. Wei­te­re 266 Ein­sät­ze gab es ab 15 Uhr.
Auf die ein­zel­nen Wochen­ta­ge tei­len sich die 664 Ein­sät­ze zwi­schen mor­gens und nach­mit­tags so auf:
Mon­tag 90
Diens­tag 110
Mitt­woch 90
Don­ners­tag 121
Frei­tag 91
Sams­tag 94
Sonn­tag 68
573 die­ser Fahr­ten müs­sen nun von RTW aus ande­ren Ret­tungs­wa­chen über­nom­men wer­den. Aber die benö­ti­gen zum einen erheb­lich mehr Zeit für die Anfahrt und sind zum ande­ren evtl bereits zu einem Ein­satz in ihrem “eige­nen” Gebiet unterwegs.

In ande­ren Ret­tungs­wa­chen gibt es jedoch auch zusätz­li­che zwei­te RTW, ohne dass dies immer nach­voll­zieh­bar ist. Die gilt z.B. in den Näch­ten von Frei­tag und Sams­tag in den RW Arns­berg und Sun­dern. In Sun­dern wur­de dies dadurch ver­ur­sacht, dass in den Som­mer­fe­ri­en 2013 in der Schüt­zen­hal­le Wes­ten­feld an einem spä­ten Frei­tag Abend in einem Feri­en­la­ger ein­ma­lig der Noro­vi­rus aus­brach und dadurch an einem Abend gleich­zei­tig mehr als 30 RTW im Ein­satz waren, teil­wei­se mehr als 12 Stun­den lang. Die­ses ein­ma­li­ge Ereig­nis erhöh­te den sta­tis­ti­schen Durch­schnitt für die­se Nacht­schicht in die­ser Ret­tungs­wa­che erheb­lich. Auch im Bereich der RW Arns­berg gab es fast zur sel­ben Tages­zeit ein ein­zel­nes Groß­ereig­nis mit vie­len benö­tig­ten RTW.

Wie kommt die­ser pla­ne­ri­sche Unsinn zustan­de? Indem ein Amt in der Kreis­ver­wal­tung einen sehr selt­sa­men Umgang mit Sta­tis­ti­ken offen­bar­te und die Gro­ße Koali­ti­on im Kreis­tag den Vor­schlä­gen der Kreis­ver­wal­tung unkri­tisch folg­te. Sel­te­ne Groß­ereig­nis­se wer­den nur einer ein­zel­nen Ret­tungs­wa­che und einer bestimm­ten Tages­zeit zuge­ord­net – als ob sie nur dann auf­tre­ten könn­ten. Und hohe Ein­satz­zah­len wer­den durch eine unrea­lis­ti­sche Beschrän­kung der aus­ge­wer­te­ten Fahr­ten abgewertet.

Über die Ent­ste­hungs­ge­schich­te haben wir wie­der­holt berich­tet, u.a. hier:
http://​sbl​-frak​ti​on​.de/​?​p​=​6​943
http://​sbl​-frak​ti​on​.de/​?​p​=​7​000

Es bleibt zu hof­fen, dass unter dem Redu­zie­rung der ein­setz­ba­ren RTW nicht die Not­fall­ver­sor­gung von Men­schen lei­det, die einen Unfall erlei­den oder die plötz­lich ernst­haft erkranken!

PM der Sau­er­län­der Bür­ger­lis­te (SBL/FW)