Ein Angler im Hafen der Ehe: Der Arnsberger Standesbeamte Wolfgang Osterhaus hängt seinen Job nach 30 Jahren und über 3.700 Trauungen an den Nagel – aber nur fast…

 

 

 

Arnsberg. Ja, Nein oder Vielleicht?! Diese Frage stellt sich aktuell für Wolfgang Osterhaus nicht mehr: Nach rund 30 Jahren im Dienst der Stadt Arnsberg ist der Standesbeamte in den Ruhestand gegangen. Fast jedenfalls, denn so ganz will und soll er seine Tätigkeit für die Stadt noch nicht ruhen lassen. Noch bis Ende des Jahres 2021 könnten also einige heiratswillige Paare noch in den Genuss kommen, bei ihm ihr Ja-Wort zu hinterlegen. Wolfgang Osterhaus hat zuletzt als Teamleiter im Standesamt Arnsberg die größte Einrichtung ihrer Art im ganzen Hochsauerlandkreis geleitet und erinnert sich an viele abwechslungsreiche Jahre.

 

Was beim Gang in den Trausaal im Alten Rathaus in Arnsberg stets auffällt ist das überdimensionale „JA“, das mitten auf dem Tisch vor dem Standesbeamten aufgestellt ist. „Das habe ich vor Jahren einmal eingeführt“, lacht Osterhaus, vor allem um den aufgeregten Paaren etwas Entspannung zu signalisieren, denn über das Schild ist Wolfgang Osterhaus sofort mit ihnen ins Gespräch gekommen. Die Idee für das Schild kommt sogar eigens aus einer Einladung zu einer Hochzeit, kann sich Osterhaus noch gut erinnern. Das Originalschild hat seine Zeiten schon überdauert, existiert aber noch in den privaten Unterlagen und ist oft kopiert worden. Genau wie die erste Traumappe für die Unterlagen des Beamten, die auch bis heute noch von ihm benutzt wird.

3.763 Trauungen

Die Zahlen, die die Arbeit von Wolfgang Osterhaus begleiten, sind schon beachtlich, der Standesbeamte hat zu seinem letzten Tag im März genau nachgezählt: 3.763 Eheschließungen, wie es im Amtsdeutsch so richtig heißt, sind in den vergangenen Jahrzehnten buchstäblich über seinen Tisch gegangen. Von Kollegen*innen in Arnsberg und Drumherum ist er mit einem Augenzwinkern auch schon mal als der „Eheschließungspapst des Sauerlandes“ betitelt worden. Ein Augenzwinkern, aber eigentlich nichts für den bescheidenen Standesbeamten, der nur seinen Job gemacht hat, wie er sagt. Und was für einen! „Nicht Beruf, sondern Berufung“, bedient sich Osterhaus eines bekannten Spruches, „ich habe einen Traumjob gehabt!“. Wenn er heut noch von einst getrauten Menschen angesprochen wird, ist seine erste Frage „Und, hat die Ehe nach Bestand?“.

Freude über Feedback

Im Jahre 1979 ist Wolfgang Osterhaus selber in den Hafen der Ehe eingefahren, am 30. August 1991 hat er die erste Ehe als Standesbeamter geschlossen. Und im letzten Jahr, 2020, die daraus entstandene älteste Tochter seines ersten Brautpaares verheiratet. Ein besonderer Wunsch, dem er gerne nachgekommen ist. Dass er immer wieder in der Stadt angesprochen wird, ist für ihn normal, er hat viele Menschen kennen gelernt. „Ich freue mich stets über das Feedback, vor allem wenn ich später Bilder von Paaren bekomme habe, so Osterhaus. Aber, seine Arbeit als Standesbeamter war nicht immer nur schön und mitunter lustig: Traurig, wenn er im Krankenhaus ein Paar verheiratet hat, bei dem ein Partner sterbenskrank war.

Schöne und traurige Momente

Doch stärker haben die schönen Momente die Arbeit im Standesamt geprägt, wie die Vornahme von Eheschließungen und die Beurkundung von Geburten. Aber auch bei traurigen Momenten, wie die Beurkundung von Sterbefällen, das Erlebte im Büro zu lassen und nicht mit nach Hause zu nehmen. „Und ich bin richtig froh, dass es jetzt noch nicht ganz für mich vorbei ist“, so Osterhaus. Ursprünglich hat Wolfgang Osterhaus wie er scherzt, „etwas Anständiges“ gelernt. Als Groß- und Außenhandelskaufmann ist er zunächst bei der Bundeswehr gelandet und hat sich als Oberfeldwebel der Luftwaffe um das Personalwesen gekümmert. Über eine Weiterbildung nach dem Ausscheiden als Zeitsoldat aus der Bundeswehr, ist er dann am 6.Mai 1991 ins Standesamt der Stadt Arnsberg gekommen, die jetzt einen langjährigen Mitarbeiter im Rampenlicht der Öffentlichkeit verabschiedet.

“Kunden” zwisschen 17 und 80 Jahren

Wolfgang Osterhaus geht mit der Erinnerung an „Kunden“ zwischen 17 und 80 Jahren vor seinem Trautisch. Und mit durchschnittlich bis zu vier Trauungen in der Woche, und so manchem abgesagten Termin, weil die Braut hochschwanger plötzlich ins Krankenhaus musste und die Trauung dann kurzerhand dort stattgefunden hat. An die „freie Trauung“ eines befreundeten Paares im Oktober 2018 auf der Reiseinsel Mallorca kann sich Osterhaus auch noch erinnern: 130 Gäste aus aller Welt und ein ganz besonderes Flair. Der scheidende Standesbeamte hat keine Angst vor dem bisschen Ruhestand. Als leidenschaftlicher Camper, der auch ein begeisterter Angler und Modelleisenbahner ist, freut er sich als Opa über drei Enkelkinder. „Vater sein ist schon nicht schlecht, aber Opa ist noch einmal eine Steigerung!“, lacht Wolfgang Osterhaus.

 

Nach über 3.700 Trauungen weiß er nun nicht, wo die Zeit der letzten 30 Jahre geblieben ist. Das Team hat ihm einen Abschied bereitet, der ihm schon mal Vorfreude auf den Besuch seiner Lieblingsinsel macht, wenn das wieder bedenkenlos möglich ist – Mallorca.

(Quelle: Stadt Arnsberg)