Digi­ta­li­sie­rung führt Archiv­be­stän­de nach 200 jäh­ri­ger Tren­nung in Arns­berg und Müns­ter zusammen

23. Juni 2021
von Redaktion

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Arns­berg. Die Tren­nung von Doku­men­ten aus dem Archiv der Land­stän­de in Arns­berg hat eine 200jährige Geschich­te: Rund 90 Pro­zent der Archi­va­li­en sind schon im 19. Jahr­hun­dert zum heu­ti­gen Lan­des­ar­chiv NRW Abtei­lung West­fa­len nach Müns­ter gekom­men. Rund zehn Pro­zent der Bestän­de, dar­un­ter wert­vol­le Pro­to­kol­le aus den Land­tags­ver­samm­lun­gen der Land­stän­de in Arns­berg, sind am Ort ihres Ent­ste­hens ver­blie­ben. Ganz kon­kret im Rit­ter­saal des Alten Rat­hau­ses in Arns­berg fan­den Jahr­hun­der­te lang bis 1803 die Ver­samm­lun­gen statt, die von Schrei­bern eif­rig mit­ge­schrie­ben wur­den. Die gemein­sa­me Anstren­gung des Lan­des­ar­chivs NRW in Müns­ter sowie des Stadt- und Land­stän­de­ar­chivs in Arns­berg hat jetzt eine kom­for­ta­ble digi­ta­le Ver­füg­bar­keit der Unter­la­gen ermög­licht. Das Pro­jekt ist von der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) mit 129.000 Euro unter­stützt wor­den. Per­so­nel­le Dienst­leis­tun­gen im Wert von rund 60.000 Euro steu­er­te noch ein­mal das Lan­des­ar­chiv Müns­ter hinzu.

Wür­di­gung der Arbeiten

Regie­rungs­prä­si­dent Hans-Josef Vogel und Bür­ger­meis­ter Ralf Paul Bitt­ner mach­ten sich bei Prof. Dr. Mecht­hild Black-Veld­trup und Micha­el Gos­mann ein eige­nes Bild über die Erfol­ge bei der Digi­ta­li­sie­rung alter Doku­men­te aus dem Stadt- und Land­stän­de­ar­chiv in Arns­berg. (Foto: Stadt Arnsberg)

Im Rit­ter­saal des Alten Rat­hau­ses in Arns­berg wür­dig­ten jetzt Regie­rungs­prä­si­dent Hans-Josef Vogel und der Arns­ber­ger Bür­ger­meis­ter Ralf Paul Bitt­ner im Bei­sein der Lei­ter der betei­lig­ten Archi­ve, Prof. Dr. Mecht­hild Black-Veld­trup (Müns­ter) und Micha­el Gos­mann (Arns­berg), die für die Doku­men­te aus Arns­berg bereits abge­schlos­se­nen Arbei­ten. „Vie­le Men­schen sind hier vom Ange­bot des Stadt­ar­chivs fas­zi­niert“, so Bür­ger­meis­ter Ralf Paul Bitt­ner, man sei mit viel Herz­blut bei der Sache. Das Pro­jekt sei bes­tens ange­lau­fen und habe Pro­zes­se modern gestal­tet und die Tra­di­ti­on dabei bewahrt, so Bitt­ner wei­ter. Der Arns­ber­ger Bür­ger­meis­ter lob­te den digi­ta­len Mehr­wert, der durch die Erfas­sung his­to­ri­scher Schrif­ten erreicht wer­den kann.

37 Kilo­me­ter Akten noch zu bearbeiten

Die Lei­te­rin der Abtei­lung West­fa­len des Lan­des­ar­chivs Nord­rhein-West­fa­len, Prof. Dr. Mecht­hild Black-Veld­trup, beschrieb ihre Arbeit in Müns­ter, deren Schwer­punkt inzwi­schen die Digi­ta­li­sie­rung der Doku­men­te sei. Vor dem Lan­des­ar­chiv steht noch eine gro­ße Auf­ga­be: Erst 6,3 Pro­zent aller zu erfas­sen­den Unter­la­gen sind bis­lang digi­ta­li­siert wor­den, und es war­ten noch rund 37 lau­fen­de Kilo­me­ter Akten, die zu digi­ta­li­sie­ren sind. Die jetzt schon erreich­te digi­ta­le Zusam­men­füh­rung ist aber bereits ein Erfolg, so Prof. Dr. Veld­trup. War­um ein Teil der Akten aus Arns­berg nicht in Müns­ter ange­kom­men ist, bleibt nach Aus­sa­ge der For­sche­rin aber unklar. Ob das Mate­ri­al aus „Fach 2“ der Archiv-Bestän­de in Arns­berg absicht­lich oder zufäl­lig nicht beim Abtrans­port berück­sich­tigt wur­de, kann der­zeit nicht geklärt werden.

 

Den For­schen­den im Land bringt die Zusam­men­füh­rung die­ser wich­ti­gen his­to­ri­schen Doku­men­te nach über 200 Jah­ren Tren­nung nun aber einen gro­ßen Vor­teil: In einem weit gestreu­ten Archiv­be­zirk für das Lan­des­ar­chiv NRW in Müns­ter müs­sen Inter­es­sier­te jetzt nicht mehr von Stand­ort zu Stand­ort rei­sen. Alle digi­ta­li­sier­ten Unter­la­gen sind über die Home­pages des Lan­des­ar­chivs und des Stadt­ar­chivs nun von jedem Ort der Welt aus ein­seh­bar. „In Arns­berg hängt man an sei­ner Geschich­te“, so Prof. Black-Veld­trup, das sor­ge bei ihr für viel Ver­ständ­nis und gro­ße Sym­pa­thie und sei ein wich­ti­ger Trei­ber für die Umset­zung des Pro­jek­tes mit Arns­berg gewesen.

 

Der Lei­ter des Stadt- und Land­stän­de­ar­chivs in Arns­berg, Micha­el Gos­mann, beschrieb den Nut­zen anhand von prak­ti­schen Bei­spie­len: So habe die Ver­öf­fent­li­chung von Akten über die Home­page des Lan­des­ar­chivs dazu geführt, dass der Ver­fas­ser eines alten Kauf­manns­buchs aus den Bestän­den des Stadt­ar­chivs durch Kon­takt von außen aus­fin­dig gemacht wer­den konn­te. Die digi­ta­li­sier­ten Objek­te sind in der Regel im Ori­gi­nal zu sehen, eine hoch­deut­sche und damit für alle leser­li­che Über­set­zung der Tex­te gibt es aber noch nicht. An Tech­ni­ken, eine auto­ma­ti­sche Über­set­zung zu ermög­li­chen, wird der­zeit noch geforscht. „Die For­schung für Inter­es­sier­te hat mit der Digi­ta­li­sie­rung der Doku­men­te auf jeden Fall einen Rie­sen­sprung gemacht“, so der Lei­ter des Stadt­ar­chivs Micha­el Gos­mann. Beson­de­res Inter­es­se fin­den bei den Anfra­gen und Zugrif­fen vor allem alte Steu­er-Lis­ten, die Familien-Forscher*innen wert­vol­le Infor­ma­tio­nen geben können.

 

Hin­ter­grund:

 

Auf die Ange­bo­te der Inter­net­sei­te hat es in einem Jahr bereits rund 16.000 Zugrif­fe von 453 Nut­zern (IP-Adres­sen) gegeben

 

Rund 5.800 Akten sind schon digi­ta­li­siert wor­den, den größ­ten Teil machen Doku­men­te aus den Bestän­den der Land­stän­de aus

 

So genann­te Schat­zungs­lis­ten, die für die regio­na­le Bevöl­ke­rungs­ge­schich­te inter­es­sant sind, wer­den seit 1573 im Archiv geführt

 

Als Unter­stüt­zung zur Recher­che in den alten Doku­men­ten ste­hen so genann­te Find­bü­cher bereit, die auch im Netz zu fin­den sind

 

Per­sön­lich­keits­re­che wer­den durch die Digi­ta­li­sie­rung nicht berührt: Zur Ver­ar­bei­tung kom­men nur Doku­men­te, die kei­nen Schutz­fris­ten mehr unterliegen

 

(Quel­le: Stadt Arnsberg)