8. Süd­west­fä­li­scher Ober­flä­chen­tag: Las­sen sich Inno­va­tio­nen produzieren?

28. Juli 2017
von Redaktion

Der 8. Süd­west­fä­li­sche Ober­flä­chen­tag bot den 80 Teil­neh­mern wie­der ein brei­tes Spek­trum an The­men und befass­te sich mit neu­en Ent­wick­lun­gen in der Branche.

Personen v.l.n.r.: Andreas Lux (stellv. SIHK Hauptgeschäftsführer ), Guido Bruch (DGO Bezirksgruppe Iserlohn), Dr. Martin Klupsch (Oberflächenchemie Dr. Klupsch), Frank Markert (Institut für Entsorgung und Umwelttechnik), Josef Andrek (IGOS), Karl Morgenstern (Walter Hillebrand), Prof. Dr. Timo Sörgel (Hochschule Aalen), Dr. Andreas Günther (RIO GmbH), Claus Hegewaldt (SIHK), Moderator Dr. Sven Hering (Metoba); nicht auf dem Bild: Dr. Harald Prestel (FGK).

Per­so­nen v.l.n.r.: Andre­as Lux (stellv. SIHK Haupt­ge­schäfts­füh­rer ), Gui­do Bruch (DGO Bezirks­grup­pe Iser­lohn), Dr. Mar­tin Klupsch (Ober­flä­chen­che­mie Dr. Klupsch), Frank Mar­kert (Insti­tut für Ent­sor­gung und Umwelt­tech­nik), Josef And­rek (IGOS), Karl Mor­gen­stern (Wal­ter Hil­le­brand), Prof. Dr. Timo Sör­gel (Hoch­schu­le Aalen), Dr. Andre­as Gün­ther (RIO GmbH), Claus Hege­waldt (SIHK), Mode­ra­tor Dr. Sven Hering (Meto­ba); nicht auf dem Bild: Dr. Harald Pres­tel (FGK).

„Wir freu­en uns über das rege Inter­es­se am Süd­west­fä­li­schen Ober­flä­chen­tag, der sich als Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form in der Regi­on eta­bliert hat“, begrüß­te Andre­as Lux, stell­ver­tre­ten­der SIHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer, die Teil­neh­mer in der Süd­west­fä­li­schen Indus­trie- und Han­dels­kam­mer (SIHK) in Hagen. Gemein­sam mit der  Bezirks­grup­pe  Iser­lohn der Deut­schen Gesell­schaft für Gal­va­no- und Ober­flä­chen­tech­nik (DGO) hat­te die SIHK zum ach­ten mal Fach- und Füh­rungs­kräf­te aus der Ober­flä­chen­bran­che nach Hagen ein­ge­la­den. „Wir konn­ten wie­der ein inter­es­san­tes Pro­gramm zusam­men­stel­len, um den Aus­tausch über die aktu­el­len Trends und Anfor­de­run­gen zu ermög­li­chen“, so Dr. Sven Hering, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter der Meto­ba Metall­ober­flä­chen­be­ar­bei­tung GmbH aus Lüden­scheid, der als Mode­ra­tor durch den Tag führte.

Netz­werk schafft  gutes Innovationsklima

Kön­nen Inno­va­tio­nen pro­du­ziert wer­den? – Die­se Fra­ge stell­te Dr. Andre­as Gün­ther von der RIO GmbH aus Sie­gen. Mit sei­nem Erfah­rungs­be­richt aus der Inno­va­ti­ons­fa­brik Ober­flä­chen zeig­te er die Mög­lich­keit in einem bran­chen­über­grei­fen­den Netz­werk die Kräf­te zu bün­deln. Durch die Nut­zung von Syn­er­gie-Effek­ten kön­ne die  Wett­be­werbs­fä­hig­keit in der Regi­on Süd­west­fa­len wei­ter aus­ge­baut wer­den. Es ent­ste­he ein Inno­va­ti­ons­kli­ma, aus dem alle Mit­strei­ter Nut­zen zie­hen kön­nen. Er lud die Teil­neh­mer des Ober­flä­chen­tags ein, sich zu betei­li­gen. So könn­ten auch Fra­ge­stel­lun­gen behan­delt wer­den, die ein ein­zel­nes Unter­neh­men nicht anpa­cken kann. Die Teil­neh­mer der Inno­va­ti­ons­fa­brik kön­nen nach Betei­li­gung an den Work­shops gemein­sam in wei­te­ren Arbeits­tref­fen the­men­spe­zi­fi­sche Lösungs­kon­zep­te ent­wi­ckeln und anschlie­ßend in Fir­men­ver­bund- oder Ent­wick­lungs­pro­jek­ten umsetzen.

Scha­dens­fäl­le durch Feh­ler­ana­ly­tik sich­bar gemacht

Wo pro­du­ziert wird, kann es auch zu Scha­dens­fäl­len kom­men. Josef And­rek, Geschäfts­füh­rer der IGOS – Insti­tut für Gal­va­no- und Ober­flä­chen­tech­nik Solin­gen GmbH & Co. KG, berich­te­te über die Feh­ler­ana­ly­se bei Scha­dens­fäl­len. Denn trotz sorg­fäl­ti­ger Kon­struk­ti­on und Fer­ti­gung sowie ein­ge­hen­der Erpro­bung gelin­ge es auch bei Ein­hal­ten der vor­ge­se­he­nen Betriebs­wei­se nicht immer, das Ver­sa­gen der Pro­duk­te zu ver­mei­den. Sol­che Scha­dens­fäl­le ver­ur­sa­chen wirt­schaft­li­che Ver­lus­te durch Pro­duk­ti­ons­aus­fall, Fol­ge­schä­den und not­wen­di­ge Repa­ra­tur­maß­nah­men. And­rek stell­te eini­ge Bei­spie­le aus der Scha­dens­ana­ly­tik vor und zeig­te auf, wie die Ana­ly­se abläuft. Bei einem Hydrau­lik­stem­pel konn­te zum Bei­spiel nach­ge­wie­sen wer­den, dass die feh­ler­haf­te Beschich­tung auf­grund eines Feh­lers im Basis­ma­te­ri­al auf­tauch­te. „Anhand eines Quer­schlif­fes ließ sich nach­wei­sen, dass der Feh­ler auf den Schleif­pro­zess vor dem Gal­va­ni­sie­ren zurück­zu­füh­ren ist“, berich­te­te Andrek.

Alter­na­ti­ve zu Chrom VI?

Auf­grund des Zulas­sungs­ver­fah­rens von beson­ders besorg­nis­er­re­gen­den Stof­fen durch die EU-Che­mi­ka­li­en­richt­li­nie REACH ist ab Sep­tem­ber 2017 die Ver­wen­dung von sechs­wer­ti­gen Chrom­ver­bin­dun­gen ein­ge­schränkt. Es gibt zwar kein gene­rel­les Ver­bot des Stof­fes, aber er darf nur noch von Unter­neh­men ver­wen­det wer­den, die eine Zulas­sung bean­tragt und bekom­men haben. Alter­na­ti­ven sind daher gefragt: Dr. Harald Pres­tel, Fach­ver­band Gal­va­ni­sier­te Kunst­stof­fe e.V. (FGK) in Hil­den, stell­te in sei­nem Vor­trag „Kunst­stoff­gal­va­ni­sie­rung mit Chrom III-Elek­tro­ly­ten als Alter­na­ti­ve zu Chrom VI“ die Ergeb­nis­se der Labor- und Feld­ver­su­che des FGK dazu vor. Seit 2012 führt der FGK umfang­rei­che Labor- und Feld­tests durch, bei denen die exis­tie­ren­den Chrom III-Ver­fah­ren mit der her­kömm­li­chen hex­a­va­len­ten Ver­chro­mung ver­gli­chen wer­den. Mit die­sen Unter­su­chun­gen möch­te der FGK ver­läss­li­che Aus­sa­gen über die Leis­tungs­fä­hig­keit der Chrom III­Ver­fah­ren tref­fen. „Betrach­tet man die Ent­wick­lung der ver­gan­ge­nen Jah­re, so sind bei den Chrom III-Ver­fah­ren bezüg­lich Kor­ro­si­ons­be­stän­dig­keit deut­li­che Fort­schrit­te zu erken­nen“, erklär­te Dr. Pres­tel. Pro­ble­ma­tisch sei­en nach wie vor der Farb­ton und die  Farb­kon­stanz. Aller­dings sei­en auch hier im Lauf der letz­ten Jah­re Fort­schrit­te erzielt wor­den, so Dr. Prestel.

Beschich­tun­gen  im Vergleich

Karl Mor­gen­stern, Wal­ter Hil­le­brand GmbH & Co. KG in Wicke­de, ver­glich in sei­nem Vor­trag ver­schie­de­ne Beschich­tungs­ver­fah­ren. Sein Fazit: „Wer gehofft hat­te, eine ein­deu­ti­ge Ant­wort zu bekom­men, ist jetzt ent­täuscht.“ Für die Viel­falt der Ober­flä­chen und Anfor­de­run­gen sei nur eine indi­vi­du­el­le Lösung mög­lich, die nur der Fach­mann gemein­sam mit dem Anwen­der ent­wi­ckeln kön­ne. „Alle Sys­te­me haben ihre Berech­ti­gung“, so Karl Morgenstern.

Disper­si­ons­be­schich­tun­gen

Pro­fes­sor Dr. Timo Sör­gel, For­schungs­in­sti­tut für Inno­va­ti­ve Ober­flä­chen (FINO) der Hoch­schu­le Aalen, brach­te den Teil­neh­mern Disper­si­ons­schich­ten näher. Eine disper­se Schicht besteht aus einer metal­li­schen Matrix und dar­in ver­bun­de­nen Fest­stoff­par­ti­keln. Die Par­ti­kel haben einen Ein­fluss auf die Schicht­ei­gen­schaft unter ande­rem eine Erhö­hung der Schicht­här­te, Beein­flus­sung der Ober­flä­chen­struk­tur z.B. Reib­wert­erhö­hung oder Mat­tie­rung der Ober­flä­che. Pro­fes­sor Sör­gel stell­te den Teil­neh­mern des Ober­flä­chen­ta­ges die Tech­no­lo­gie vor, nann­te Anwen­dungs­bei­spie­le und schätz­te das Zukunfts­po­ten­zi­al ein. Pro­fes­sor Sör­gel: „Die Tech­no­lo­gie ist ein wich­ti­ger Bei­trag zum Erhalt der Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft der deut­schen und euro­päi­schen Galvanobranche.“

Neu­bau eines Chemielagers

Der Erfah­rungs­be­richt zum Geneh­mi­gungs­ma­nage­ment nach BlmSchG (Bun­des-Immis­si­ons­schutz­ge­setz: Gesetz zum Schutz vor schäd­li­chen Umwelt­ein­wir­kun­gen durch Luft­ver­un­rei­ni­gun­gen, Geräu­sche, Erschüt­te­run­gen und ähn­li­che Vor­gän­ge) für den Neu­bau eines Che­mie­la­gers zeig­te eini­ge Her­aus­for­de­run­gen eines sol­chen Geneh­mi­gungs­ver­fah­rens auf. Dr. Mar­tin Klupsch, Ober­flä­chen­che­mie Dr. Klupsch GmbH & Co. KG, Her­scheid, berich­te­te von sei­nen Erfah­run­gen mit sei­nem Neu­bau­pro­jekt in einem Indus­trie­ge­biet. Frank Mar­kert vom Insti­tut für Ent­sor­gung und Umwelt­tech­nik GmbH in Iser­lohn stell­te in sei­nem Co-Refe­rat die recht­li­chen Grund­la­gen dazu dar.

Im Anschluss an die Vor­trä­ge kam es noch zu ange­reg­ten Dis­kus­sio­nen zwi­schen den Teil­neh­mern und den Refe­ren­ten, um indi­vi­du­el­le Fra­gen zu klä­ren und Erfah­run­gen mit­ein­an­der auszutauschen.

Text und Bild: Danie­la Wes­se­ly, Hagen