Schlechte Noten für das Arbeitsklima in der Stadtverwaltung – Kommunalberatungsfirma stellte Gutachten vor

Rat hat vorläufig alle Entscheidungen an den Haupt- und Finanzausschuss abgegeben

Sundern. Anstelle einer Sitzung mit allen Ratsmitgliedern, tagte Gestern Abend nur der Haupt- und Finanzausschuss im großen Sitzungssaal von Sunderns Rathaus. Aufgrund der Corona-Pandemie, hatten im Vorfeld die Ratsmitglieder des Rates der Stadt Sundern mit einer 2/3 Mehrheit der Übertragung von Entscheidungsbefugnissen auf den Haupt- und Finanzausschuss, bis zum Ende der epidemischen Lage von landesweiter Tragweite, zugestimmt. Somit ist nun der Haupt- und Finanzausschuss befugt, Angelegenheiten, die ansonsten der Beschlussfassung des Rates unterliegen, zu entscheiden, wie es in einer öffentlichen Bekanntmachung der Stadt Sundern heißt.

Haupt-Sitzungsthema: Verwaltungsorganisation der Stadt Sundern

Raumgreifendes Thema, in der nun stattgefundenen Sitzung, war die Untersuchung der Verwaltungsorganisation der Stadt Sundern, durch die „Allevo Kommunalberatung“. Diese hatte in einem beteiligungsorientierten Prozess vom August 2019 bis zum September 2020 die Arbeitsabläufe, Aufgabenzuordnungen, Aufbauorganisation in Bezug auf die Aufgabenabläufe und Personalbedarfsmessung der Kernverwaltung der Stadtverwaltung Sundern untersucht.

Einsparpotential bei Geschäftsprozessen

Die Allevo Mitarbeiter Frank Tigges und Rasmus Hachmann stellten dem Ausschuss in einer Kurzfassung das Ergebnis des ca. 200 Seiten umfassenden Gutachtens vor. 129.31 Vollzeitstellen (Inhaltlich auch Teilzeitstellen) umfasst die Stadtverwaltung zurzeit. 3.34 ganztägige Stellen sind in der Stadtverwaltung nicht besetzt. Vorrangiger Bedarf sei in den Fachbereichen drei (Stadtentwicklung und öffentliche Infrastruktur) mit 1,72 Stellen und fünf (Arbeiten und Leben) mit 1,48 Stellen gegeben. Geschäftsprozesse, so wurde erklärt, könnten verbessert werden, zu kompliziert und mit zu vielen eingebundenen Abteilungen, sei zum Beispiel das Einstellungsverfahren neuer Mitarbeiter. Einen besseren Softwareeinsatz hier und anderen Ortes würde die Situation verbessern.

Hohe Krankeitsfälle und negatives Arbeitsklima

Weiter berichteten die beiden Allevo Mitarbeiter über eine, über dem Durchschnitt liegende Zahl an Krankheitsfällen in der Stadtverwaltung. Liege sie bei der einen Hälfte der Mitarbeiter bei einer durchschnittlichen Zahl von 10 krankheitsbedingten Fehltagen, gäbe es andere Abteilungen in denen 26,5 oder Tage verbucht würden. Ein Umstand der evtl. auf das überdurchschnittliche Alter der Verwaltungsmitarbeiter von 49,2 (Normalwert 42 Jahre) zurückzuführen sei, eventuell aber auch auf ein negatives Ergebnis bei der Zufriedenheit mit dem allgemeinen Arbeitsklima, denn normal zugrunde gelegt würden 13 krankheitsbedingte Fehltage pro Mitarbeiter. Eine von der Firma „Allevo“ erstellte Grafik, stellte zeigte nämlich ein allgemein schlechtes Bild, für das Betriebsklima in der Stadtverwaltung. Wobei die Mitarbeiter ihre eigenen Abteilungen jeweils besser bewerteten als die Verwaltung als Gesamtes.

Trotz allem, gutes, engagiertes Personal

Es herrsche Misstrauen aufgrund eines schlechten Führungsstils und einer allgemein schlechten Atmosphäre. „Die Mitarbeiter von Sunderns Stadtverwaltung sind aber viel engagierter als wir es häufig erleben. Sie haben wirklich gutes Personal“, erklärten Frank Tigges zum Abschluss.

Schlechte Räumlichkeiten mit zu vielen Büros ohne direkten Kontakt in den Abteilungen, fehlende Gemeinschaftsräume und für Besucher ein unübersichtliches Rathaus waren weitere, aufgeführte negativ Urteile.

Bürgermeister sieht viel Luft nach oben

Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke gab nach den ersten, etwa 100 Tagen seiner Amtszeit, einen Ähnlichen Eindruck wieder. „Wir sind gerade für die Zukunftsaufgaben nicht gut aufgestellt“, gab er zu bedenken und bekräftigte: „Die Verwaltung hat noch viel Luft nach oben.“ Es müssten wie vom Gutachten ersichtlich, Mitarbeitergespräche geführt und ein betriebliches Gesundheitsmanagement erstellt werden. Der Bürgermeister befürwortete, eine vom Kommunalberater vorgeschlagene Organisationsstruktur der Verwaltung, in dem aus fünf, in Zukunft vier Fachbereiche entstehen sollen (Zentrale Dienste und Finanzen zu einem zusammengefasst) und zwei Dezernentenstellen den Fachbereichen übergeordnet sind. Somit befürwortete Willeke, dass neben der Stelle der Kämmerin auch wieder eine Beigeordnete oder ein Beigeordneter eingestellt wird.

Willeke will die Fraktionen von Organisationsstruktur überzeugen

SPD-Fraktionsvorsitzender Michael Stechele zeigte sich von diesem Modell nicht überzeugt. Bürgermeister Willeke bat aber alle Fraktionen um eine Gelegenheit, die aus seiner Sicht gegebenen Vorteile einer solchen Verwaltungsstruktur darlegen zu dürfen.